• Titelbild
• Editorial
• das erste: Für einen Antifaschismus ohne Kompromisse
• inside out: Stellungnahme des Conne Island zum Vortrag von Thomas Maul
• Chefket
• Danger Dan
• Hamburger Gitter
• Die Wilde Jagd + New Hook
• Zur Theorie des Riots
• Drohende Gefahr
• leserInnenbrief: Richtigstellung
• doku: Roter Salon in einem Brief an das Plenum des Conne Island
• doku: Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
• doku: REVOLUTION
• das letzte: Letztalltägliches aus dem sich seinem Ende zuneigenden Spätkapitalismus
No tears for Krautrockers!
2018 - Ein Jahr, das dereinst vielleicht in Erinnerung bleiben wird für die Rückkehr von völkischem Denken und unverblümtem Deutschtum in den politischen Mainstream der Bundesrepublik. Von Sachsen müssen wir hier gar nicht reden, Beispiele aufzuzählen ist gar nicht notwendig.
Das Konzert einer Band, die im Namen, mit Songtiteln und Texten mit Versatzstücken des Deutschseins spielt, ist in dieser Situation möglicherweise nicht ganz ideal. Die Wilde Jagd kommt aber nun mal ins Island und wird dort Titel wie Wah Wah Wallenstein, Torpedovogel oder Der Meister vortragen. In harter Sprache und alten Worten werden düstere Szenarien ausgebreitet, von archaischen Ritualen und blauäugigen Frauen in tiefen Wäldern. Ist sicher alles doppelbödig, ambivalent und künstlerisch gemeint. Widersprüche müssen manchmal eben ausgehalten werden, wusste schon die Poplinke. Hin und wieder machen die Texte glücklicherweise gar keinen Sinn, zudem wird nicht in jedem Stück gesungen. Ästhetisch hat sich das einzig ständige Bandmitglied Sebastian Lee Philipp bei den Ginsterbüschen zwischen Waldorfschule und dem Palais Schaumburg gemütlich gemacht. Der Sound mäandert zwischen Hippie-Rock, den früher auch eure Eltern cool gefunden hätten, und dadaistischem Post-Punk. Stilecht spielen analoge Synthesizer und motorische Rhythmen eine große Rolle. Häufig sind zirpende Grillen und Schritte auf Moos oder Laub zu hören. Klingt sehr gut, ist vermutlich sogar tanzbar! Das neue Album Uhrwerk Orange beginnt mit dem wunderbaren Titel Flederboy, der in ganzen 15 Minuten eine Art psychedelischen, gar nicht mehr so kartoffeligen Minimal-Funk ausbreitet. Früher wurde dieser Sound schwärmerisch als Krautrock bezeichnet. Aber wer will schon freiwillig ein Kraut sein?
[Christopher Sprelzner]