• Titelbild
• Editorial
• das erste: Abschied ohne Tränen.
• Lebanon Hanover × Selofan
• Converge + Crowbar
• Terrorgruppe
• No-Crap-Flohmarkt
• Kritische Theorie des Antizionismus.
• Turbostaat - Nachtbrot
• Zur Aktualität von Johannes Agnolis Transformation der Demokratie
• Blumfeld
• Jimmy Eat World
• Vergessene Flüchtlinge. Die Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten nach 1948
• leserInnenbrief: Im Frühling blühen die Narzissen
• doku: Die Arbeit nieder
• doku: 70 Jahre Israel
• das letzte: Variationen auf Uwe (Logbucheintrag vom 13. März Sternenzeit)
• Jahresbericht 2017
10./11./12.05.2018
Ankündigungstexte für Turbostaat beginnen oft mit Zitaten. Manchmal waren sie – zumindest im CEE IEH – sogar nur wunderbare Zusammenstückelungen aus Liedtexten. Bei beinahe 20 Jahren Bandgeschichte und Material kann man da schon etwas Schönes zusammenschustern. Ich erinnere mich da gern an den Text zum Angst macht keinen Lärm vor drei Jahren. Okay, Teil dieser Hommage waren auch andere Bands, aber wer AMKL sagt, muss auch Pascow und Love A sagen.
20 Jahre Turbostaat – da kommt nicht nur ordentlich viel musikalisches Material bei rum, sondern auch unzählige Konzert-Anekdoten. Einige davon natürlich auch aus dem Island. Meine bisher liebste aber stammt aus Köln, als eine Reisegruppe aus Prag und Leipzig aus extra für ein Turbostaat-Konzert in die Domstadt fuhr. Ja okay, Turbostaat hätten auch noch Termine in der Nähe gehabt, aber in Köln waren nun mal Pascow als Support dabei. Da nimmt man schon mal Nachtbusfahrten und gut siebenhundert Kilometer in Kauf. Schließlich kann man sich sicher sein, dass man dafür reichlich mit fremdem Schweiß in der tobenden Menge und mindestens einer mittelschweren Stimmbandentzündung belohnt wird.
Zu 20 Jahren Turbostaat könnte man jetzt auch einen langen Text über den musikalischen Werdegang der Band schreiben, über die Definition des Genres »Punkrock mit deutschen Texten« oder die konsequente Weiterentwicklung ihres Musikstils. Dazu hab ich aber keine Lust. Ich will lieber weiter in Erinnerungen an Turbostaat-Konzerte schwelgen. Schließlich spielt die Band zwar auch bei von mir verachteten Großveranstaltungen wie Rock am Ring, findet aber immer wieder den Weg zurück in die kleinen heruntergekommenen Clubs der noch so abgelegenen Provinz. Allein schon die Tatsache, dass sich Turbostaat den Eiskeller für ihre Nachtbrot-Konzerte ausgewählt hat, spricht Bände.
Zum Thema Nachtbrot: Einer der Turbostaat-Jungs lernte von seinem Vater: »Nachtbrot ist die wichtigste Mahlzeit des Tages«. Ich weiß nicht, wie lange dieser Satz schon in seinem Kopf umhergeisterte, wie oft er im Bandrahmen zitiert wurde. Es muss ihnen immerhin so wichtig sein, dass sie sich als Titel für ihr Geschenk zum Zwanzigsten (ein dickes Fotobuch mit Doppel-LP) eben jenen Namen gewählt haben: Nachtbrot.
Auf der Doppel-LP wird es dann die hier angekündigten Konzerte zum Nachhören geben. Also lieber nochmal Texte lernen und das Pfeifen auf zwei Fingern üben. Wobei das Texte lernen wahrscheinlich überflüssig ist. Da die Band allen, die bereits für frühere Konzerte Tickets über den Turbostaat-Shop bestellt hatten, ein Vorkaufsrecht von ein paar Tagen einräumte, waren die Island-Konzerte schon vor der eigentlichen Bekanntgabe ausverkauft. Mittlerweile gibt es einen dritten Termin, doch auch für diese Tickets sollte man sich beeilen. Es ist davon auszugehen, dass sich im Publikum einige Schweinemotor-Shirts und großflächig auf die Schulterblätter tätowierte Schwäne befinden werden. Auch aus diesem Grund verzichte ich auf einen genauen Rückblick auf die Bandgeschichte, die Alben, die Klassiker. Ich gehe einfach davon aus, dass das Publikum das eh weiß. Im Zweifel sogar besser als ich. Und wer mehr wissen will, darf sich dann im Januar das Fotobuch besorgen. Und natürlich das Live-Album, auf dem man dann neben den fünf Herren aus dem Norden auch den lautstarken Gesang und frenetischen Jubel derjenigen hören kann, die sich schnell genug ein Ticket sichern konnten. Alle noch Unentschlossenen sollten besser direkt bei den noch verbliebenen Tickets zuschlagen. Denn egal ob nun Live-Aufzeichnung oder nicht: Manchmal ist auch ein Konzert die wichtigste Mahlzeit des Tages.
[abr]