• Titelbild
• Editorial
• das erste: Abschied ohne Tränen.
• Lebanon Hanover × Selofan
• Converge + Crowbar
• Terrorgruppe
• No-Crap-Flohmarkt
• Kritische Theorie des Antizionismus.
• Turbostaat - Nachtbrot
• Zur Aktualität von Johannes Agnolis Transformation der Demokratie
• Blumfeld
• Jimmy Eat World
• Vergessene Flüchtlinge. Die Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten nach 1948
• leserInnenbrief: Im Frühling blühen die Narzissen
• doku: Die Arbeit nieder
• doku: 70 Jahre Israel
• das letzte: Variationen auf Uwe (Logbucheintrag vom 13. März Sternenzeit)
• Jahresbericht 2017
Mufflich-morgendlich in der Elektrischen. Schräg gegenüber zwei Ungegenderte, die in ihren heimattreuen Pressblättern lesen - analog. Sie sind auch sonst angenehm ruhig. Plötzlich ins Blaue hinein ER:
»Muddi, du sollsst dor ni immer Dellkambb zu mir sogn.«
Unglaublich. Und wäre ich nicht hier: Unerhört.
Das MUSS ein großartiger Tag werden.
***
Am Nachmittag bei O. Es gibt schwerste Buttercremetorte. Alptraum aller Kindergeburtstage. Die Blutzuckerwerte knattern in Höhen, die dem Menschen bislang verborgen blieben.
Wir werden keck und singen unseren derzeitigen Lieblingsprotest-Song.
»Tellkampf und Tellkampf vor allen /
Dräsdäns unsterblicher Sohn /
Tellkampf ist niemals gefallen /
Stimme und Faust der Region /
Tellkampf ist niemals gefallen /
Stimme und Faust der Region«.
Zum Dessert wird »gute Sprühsahne vom Lliddll« gereicht. Es entspinnt sich ein Dialog.
O.: Wie wäre es, wenn wir fürderhin nur noch als »die beiden Uwes« unterwegs wären?
Ich: ???
O.: Uwe Steimle und Uwe Tellkamp.
Ich: Raffinierter Plan. Aber leider: Un-aus-führ-bar. Wer wöllte uns schon die Babsi Tschäpe machen.
O: Naja, und wer erschießt am Ende wen…
Trotz der gescheiterten Gründeridee (siehe auch Christian Lindner), dieser Nachmittag wird als ein bunter in der Erinnerung bleiben.
***
Am Abend den kleinen Rackern vorgelesen. Aus der Broschüre »Festakt zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2012«. Im Sächsischen Landtag zu Dresden. Es spricht Uwe Tellkamp: Beim »Uhrmachermeister, den wir besuchten, begannen die Kuckucke seiner Kuckucksuhrsammlung wie entfesselt zu rufen und auf ihren Kuckucksuhrkuckucksleisten hin- und herzufahren.«
Die Racker reißen die Augen auf. Vor Entsetzen.: Oheim, lieber Oheim, ist das schön Literatur? Ach, wenn uns doch nicht so gruselte.
»Viele Menschen haben das Gefühl, dass etwas grundsätzlich nicht mehr stimmt. Dass wir darüber nachdenken müssen, ob die derzeitige Gesellschaftsordnung noch in der Lage ist, die Probleme zu meistern. Leben wir tatsächlich in einer Demokratie? Oder zeigen sich nicht vielmehr feudale Züge in unserer sozialen Verfasstheit? Man könnte sie eine Tele- oder Talkshowkratie nennen.«
Die Racker sind eingeschlummert. Aus Langeweile. Sie kannten das schon. Sie waren bereits bei Pegida.
***
23.32 Uhr Was für ein aufregender Tag für einen Freigänger innerhalb der geschlossenen Station »Dresden«. Mit einem Glas guten Apfelweins und einem Buch lasse ich ihn ausklingen.
Der Jugenddichter Wiggi Droste schrieb vor acht Jahren:
»Auch hochkulturell passen Dixieland und Dresden ganz prima zueinander: Uwe Tellkamp, der Mann mit dem Goldschlips, kann nicht schreiben, und Dixieland ist keine Musik. Aber den Dresdnern gefällt es, und das ist ja die Hauptsache.«
Gunnar Schubert #toome