• Titelbild
• Willkommen zurück in der Zukunft!
• das erste: I can’t relax in Katalonien
• Motorpsycho
• Der NSU, die BRD und der rassistische Normalzustand
• Konsumierende Freund*innen - was kann ich tun?
• Filmriss Filmquiz
• Magnus Klaue: Doof geboren ist keiner.
• Klub: HO_SE OF KANN
• Offenes Antifa Treffen
• SUBBOTNIK
• SOOKEE
• review-corner event: Wir sind viele, wir sind krass
• das letzte: Das Parlament der Dinge
Wenn in den demokratisch verfassten kapitalistischen Nationen ein Teil der Bevölkerung alle Jahre dazu angehalten wird, über die Zusammensetzung des »Herzens der Demokratie« (Herzkammerpräsident Norbert Lammert (CDU)) abzustimmen, wird es den Kandidat/innen zuweilen feierlich zumute. Vom Wahlkampf als »Fest der Demokratie« wurde SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz (SPD) nicht müde zu schwärmen. Dennoch wurde 15,7 Mio. Mal der staatlich bereitgestellte Wahl-O-Mat bemüht, um sich ausgewählte Unterschiede der antretenden Parteien präsentieren zu lassen. Dass drei von vier Nutzer/innen trotz Uni-/Hochschulabschluss, Abitur oder Fachhochschulreife zu diesem Behelf griffen, lässt mindestens auf ein Kommunikationsproblem schließen. Wie bei der Wahl fehlt auch hier, was nicht zur Wahl steht (und auch nicht zur Wahl stehen kann); wie bei der Wahl ist das Ergebnis auch hier in jedem Fall Zustimmung zum Herrschaftsverhältnis.
Als Frauke Petry einen Tag nach der Wahl des ›geschäftsführenden Ausschusses‹ (Marx/Engels) ankündigte, der zukünftigen AfD-Fraktion nicht anzugehören, von allen Parteiämtern zurück- und aus der Partei auszutreten, brüskierte sie mit dieser Freiheit des repräsentativen Mandats Mitstreiter/- wie Wähler/innen. Den Charakter demokratischer Herrschaftsbestellung veranschaulichte dann wenige Stunden später ihr innerparteilicher Gegner, der Dresdner Zivilrichter Jens Maier. Als eine Journalistin den »kleinen Höcke« schelmisch fragte, warum der Landesvorstand mit den internen Machtkämpfen seine »erfolgreichste Politikerin absäge«, trat dieser noch einmal nach und offenbarte dabei unfreiwillig seine Wertschätzung für die eigene Wähler/innenschaft. »Erfolgreichste Politikerin«, nahm er den Faden auf, »das ist für mich ... äh ... für meine Begriffe kann man das so nicht sagen.« Denn was sind schon gut 2.800 mehr Erst- als Zweitstimmen und 8,6 Prozentpunkte Vorsprung zum zweitplatzierten, langjährigen CDU-Kandidaten, wenn die Stimmberechtigten ihre Wahl ohnehin nach kulinarischen Kriterien - »Der Islam passt nicht zu unserer Küche« (AfD-Wahlplakat) - treffen, also anders gesagt total ›plemplem‹ sind? Für Petrys Wahlkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge jedenfalls gilt für Maier: »Das ist eine Region, da hätte man einen blauen Besen in die Ecke stellen können und zum Direktkandidaten machen können. Da wäre ein ähnliches Ergebnis rausgekommen.«
Doch wenn Marx über die Wertgrößen von Arbeitsprodukten als Waren schreibt, diese wechselten »beständig, unabhängig vom Willen, Vorwissen und Tun der Austauschenden« und dass »ihre eigne gesellschaftliche Bewegung [...] für sie die Form einer Bewegung von Sachen [besitzt], unter deren Kontrolle sie stehen, statt sie zu kontrollieren«, ließe sich diese Kritik nicht im weitesten Sinne auch auf die Politik übertragen? Wenn dem so ist, wie viel erträglicher wäre ein Parlament aus Haushaltsgeräten? Dient nicht ein Besen wesentlich dem Zweck, den ich ihm gebe?
shadab