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Aktuelle Termine

CEE IEH-ARCHIV

#238, Februar 2017
#239, März 2017
#240, April 2017
#241, Mai 2017
#242, Juni 2017
#243, August 2017
#244, Oktober 2017
#245, November 2017
#246, Dezember 2017

Aktuelles Heft

INHALT #242

Titelbild
Der Schulz-Effekt (ein Nachruf)
• das erste: Spindlereien bei der Bundeswehr
Jahresbericht 2016
Offenes Antifa Treffen
Wheelchair Skate Day
AnaBOWLika - Punk Matinee
Filmriss Filmquiz
Flying Wheels Skateboard Workshop für Mädchen (und Jungen)
United on Wheels – Wir rollen durch deine, meine, unsere Stadt! - Roller Day
United on Wheels – Wir rollen durch deine, meine, unsere Stadt! - Skate Days
United on Wheels – Wir rollen durch deine, meine, unsere Stadt! - Bike Days
United on Wheels – Wir rollen durch deine, meine, unsere Stadt! - Tour de Bike
• doku: Sie waren keine »Duckmäuse«
• doku: Hauptsponsor des Jihadismus
• doku: Kein Al Quds-Tag 2017!
• das letzte: Macron-i with Cheese
»Someone Please Have Sex With Me«

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Jahresbericht 2016



Das Jahr 2016 war für das Conne Island ein sehr aufreibendes Jahr. Einerseits brachte es viele politische Turbulenzen mit sich, anderseits gab es aufgrund des 25-jährigen Jubiläums auch viele Gründe zum Feiern. Neben der Herausforderung der seit Jahren bestehenden nötigen Wieder-annäherung von Business und Anspruch – ein Prozess der wohl noch viele Jahre anhalten wird – bestand 2016 für das Conne Island insbesondere darin eine große Aufgabe, den immer stärker werdenden Populismus und den damit einhergehenden Diffamierungen stand zu halten.
Hinsichtlich der immer wieder selbstauferlegten Limits, bezogen auf kulturelle Möglichkeiten, gelang es dem Wunsch nach an Innovation und Diversität weiter gerecht zu werden, was aber eben auch zur Folge hatte, dass die Veranstaltungsanzahl nicht merklich minimiert werden konnte.
So fanden 2016 insgesamt 337 Veranstaltungen im eigenen Haus statt. Nur 20 weniger als im Vorjahr. Ein besonderes Augenmerk lag auch 2016 u.a. in der Förderung von jungen, vor allem weiblichen Bands und Künstlerinnen. Die Auseinandersetzung mit den Themen Anti-Sexismus und Emanzipation fand jedoch nicht nur durch Musik, sondern auch in Informations- und Diskussionsveranstaltungen, Lesungen und Workshops sowie in veröffentlichten Stellungnahmen statt. Auch hinsichtlich Themen wie Die Neue Rechte oder Flucht und Asyl, nahm sich das Conne Island auch 2016 den notwendigen Raum und die Zeit, sich selbst und sein Umfeld kritisch zu beleuchten, Positionen zu finden und  weiterführende Diskussionen zu beginnen.
Sich die Fähigkeit erhalten zu haben, Kultur auf extrem hohem Niveau anzubieten und gleichzeitig auch das Wie und Warum zu hinterfragen, zeichnet das Conne Island aus und ist der Grund dafür, dass das Projekt auf eine nunmehr 25-jährige erfolgreiche Vereinsgeschichte zurückblicken kann.


25YRS CONNE ISLAND

Vor fünf Jahren, zum 20-jährigen Jubiläum des Conne Island, haben wir gesagt: „Wir sind noch lange nicht Geschichte“. Und so wollten wir es auch diesmal halten. Anstatt zu fragen, was bislang geschah und uns in nostalgischen Erinnerungen zu wiegen, haben wir unseren Geburtstag zum Anlass genommen, um auf aktuelle Konflikte und Entwicklungen »am Laden« und einer weiter gefassten linken Polit- und Kulturszene zu blicken. In öffentlichen Diskussionsrunden und auf den Montagsplenen stellten wir uns unter anderem die Fragen: Was passiert mit dem Conne Island, wenn die Generationen kommen und gehen? Wie können wir als soziokulturelles Zentrum unsere politischen Ansprüche gegenüber den großen Playern der Kulturindustrie aber auch gegenüber dem Populismus von CDU und Co. behaupten? Wie steht es um Feminismus und Sexismus in der Club-Szene? Zu diesen und anderen Themen kamen wir mit Weggefährt_innen und befreundeten Projekten wie dem Hausprojekt B12 und dem Kulturraum-Verein des Instituts für Zukunft ins Gespräch bzw. nahmen öffentlich Stellung dazu. Das Fest ging aber auch auf der Skate-Ramp, auf dem Dancefloor und der Konzertbühne weiter, schließlich sollte bei einer Geburtstagsfeier niemand nur auf dem Stuhl festkleben und sich in Reflexion und Kritik üben. Dafür kamen viele alte und neue Freund_innen des Ladens, wie zum Beispiel Sunn O))), Ignite, Red Fang, Jacques Palminger, 4 Promille, Tortoise, Audio88 & Yassin, DJ Sprinkles, Autechre, Pascow und Against Me! vorbei, um dem Conne Island ein Geburtstagsständchen zu singen.
Mit dem Jubiläum haben wir gezeigt, dass wir auch nach einem Vierteljahrhundert trotz aller Widrigkeiten in Bezug auf Standards und Angebotsbreite keinen Schritt zurückgewichen sind. Um  weiterhin neue Ideen und Ansätze formulieren und erfolgreich umsetzen zu können, soll auch zukünftig besonderes Augenmerk auf die Förderung des eigenen Nachwuchses gelegt werden – nicht aus reinem Selbsterhalt, sondern um veränderten Bedürfnissen neuer Generationen gerecht werden zu können. Der Partizipationsansatz des Conne Island lebt davon, dass Handlungsweisen und Strukturen überdacht, weiterentwickelt und auch verworfen werden können, um Platz für Neues zu schaffen. Dies muss jedoch mit dem Selbstverständnis des Soziokulturellen Zentrums und der Rolle, die es als wichtiger sozialer und kultureller Ort im Leipziger Süden spielt, einhergehen.


KULTUR – SOZIALVERTRÄGLICHKEIT UND INNOVATION

Seit vielen Jahren stellen die Conne Island Macher_innen fest, dass das Veranstaltungspensum kaum zu schaffen sei und leider konnten wir dieser Entwicklung auch im Jahr 2016 nur minimal entgegenwirken. Im Vergleich zu 2015 haben wir 20 Veranstaltungen weniger umgesetzt als im Vorjahr – insgesamt 337. Davon stellten mehr als ein Drittel kostenlose Formate (alle inhaltlichen Veranstaltungen und Workshops sowie der Großteil der Outdoor-Veranstaltungen) dar. So sind die Halftime – die als Outdoor-Reihe im letzten Sommer einen erneuten Boom erlebt hat –, das HipHop Battle Word!Cypher oder Sportveranstaltungen, wie der jährlich stattfindende Little Sister Skate Cup, das zweijährlich durchgeführte Tischtennis-Turnier und ein wieder auferlegtes Basketball-Turnier aber auch der No Crap Flohmarkt  feste Bestandteile des kostenfreien Programms des Conne Islands.
Die gewünschte Steigerung des Anteils kostenloser bzw. niedrigpreisiger Angebote ist ein Ergebnis generell steigender Ticketpreise und dem Anspruchs des Conne Island geschuldet, diesem Trend entgegen zu wirken um so auch Jugendlichen und Menschen mit geringen finanziellen Mitteln einen Zugang zu – und Teilhabe an Kultur und gesellschaftlichem Diskurs zu ermöglichen. Auch die veränderten Bedürfnisse vieler Conne Island Macher_innen im Sinne familienfreundlicher Angebote trug dazu bei, aus einer erweiterten Perspektive zu planen und besonders Outdoor-Veranstaltungen im Frühjahr und Sommer für Kinder und Eltern zugänglicher zu machen, sodass sich das Konzept des generationsübergreifenden Projektes tatsächlich ganz automatisch immer mehr durchsetzt.
Inhaltlich wurde sich auch 2016 in Veranstaltungen u.a. mit verschiedenen Aspekten des Feminismus und Sexismus, des Antisemitismus, Nationalismus, sozialer Kämpfe und rechter Gewalt auseinandergesetzt. So beschäftigte sich z.B. ein Tagesseminar mit dem Thema „Die israelische Demokratie und der Nahostkonflikt“ und in einer Buchvorstellung von Ismail Küpeli wurde sich dem 2016 aktuellen „Kampf um Kobane“ gewidmet.
Des Weiteren fanden z.B. Vortragsabende zu „Schwarze Deutsche im Nationalsozialismus“ und „Die amerikanische Rechte im Zeitalter von Donald Trump“, eine Diskussionsveranstaltung zur „Black Lives Matter Bewegung“ und eine kritische Informationsveranstaltung zu den Einheitsfeierlichkeiten 2016 in Dresden statt. In der Filmvorführung „Ayaktakimi“, eine gemeinsame Veranstaltung des Conne Island und dem Roten Stern e.V., wurde sich mit dem modernen Fußball der Türkei mitsamt der vorherrschenden Istanbul-Hegemonie und den Auswirkungen auf die türkische Fankultur auseinander gesetzt. Ein spezieller Fokus des Films lag auf der staatlichen Repression, welcher sich die Fans ausgesetzt sehen.



Gemeinsame Veranstaltungen gab es 2016 auch mit dem Roten Salon. So wurde der mehrfach prämierten Dokumentarfilm Skateistan gezeigt. Skateboarding in Afghanistan – gibt es das überhaupt? Die von dem australischen Skater Oliver Percovich ins Leben gerufene NGO Skateistan macht es möglich: Seit 2008 unterstützt sie Jungen und Mädchen in Kabul dabei, das Skaten zu erlernen und ihnen auf diese Weise ein Stück unbeschwerten Alltag jenseits von Krieg, Kinderarbeit und Geschlechterbarrieren zu vermitteln. Vor allem Mädchen eröffnet das Projekt neue Perspektiven, gestattet ihnen die Auslegung des Islam in Afghanistan doch ansonsten nicht einmal das Fahrradfahren oder Fußballspielen. Möglich macht das die Auffassung, Skateboarding sei kein Sport, sondern ein auch Mädchen erlaubtes Spiel. Im Anschluss der Filmvorführung diskutierte der Rote Salon mit Vertretern der NGO und der Skatecrew des Conne Island über das anhaltend subversive Potential einer tot geglaubten Subkultur.
Zu einen Gespräch zum Thema „Vergangenheit als Zukunft? Europas Krise und die Linke“ lud der Rote Salon Dan Diner ein. Der Historiker ist seit 2001 Professor für moderne europäische Zeitgeschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem und war bis 2014 Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur in Leipzig. Die Veranstaltung widmete sich dem Hintergrund des historischen Kontextes der gegenwärtigen Desintegration des Fortschrittsgehalt der europäischen Einigung. Außerdem beschäftigte sie sich mit der Frage, aus welchen Gründen viele Linke sich dieser Sichtweise verschließen und ob ihre Ablehnung der EU heute noch die richtige Antwort auf die europäische Krisendynamik ist.



Abseits niedrigschwelliger bzw. kostenfreier Angebote konnte das Conne Island auch 2016 wieder in gewohnter Manier mit Highlights der Pop- und Subkultur aufwarten: Unsere alten Freunde der Hamburger Schule Tocotronic und Fraktus, die Hardcore-Helden von Sick of it all und  Stick to your guns, die Oi!-Urgesteine 4 Promille und die Skatepunk-Band ZSK sowie  Audio88 und Yassin konnten das Publikum begeistern. Ganz besondere Highlight 2016 waren, wie auch in den Jahren davor die All 4 Hip Hop Jam mit der Podiumsdiskussion zum Thema „Still bigger than Hip Hop – Eine Kultur im politischen Tiefschlaf“ und zahlreichen Künstler_innen wie dem New Yorker MC Jeru the Damaja, der atemberaubende Auftritt von Autechre sowie das ohrenbetörende Konzert von Sunn O))). Ein wichtiges Anliegen des Conne Islands war es aber auch Newcomer_innen wie Mint Mind, Trapped under Ice oder Miine einen Platz auf unserer Bühne zu bieten. Ein weiterer Fokus lag darin weiblichen Bands und Künstlerinnen eine Plattform zu geben, weshalb wir u.a. ein Female Focus Festival bestehend aus Workshops und Konzerten veranstalteten. Dazu gab es zahlreiche Klub-Abende die sich der elektronischen Tanzmusik widmeten, ob Electric Island: MANAMANA oder Electric Island pres. DJ SPRINKLES, einer ausschweifenden 25-Stunden-Party. 
Im Zuge der immer geringeren Variabilität im Booking durch feste Tourdates und den schwindenden Einfluss auf die Zusammenstellung von Shows, konnte sich auch 2016 einer weiteren Öffnung für Kooperationen mit Veranstalter_innen, Agenturen und Künstler_innen nicht entzogen werden. Dies bringt, wie auch schon in den letzten Jahren, sowohl Vor- als auch Nachteile: Kooperationen mit Agenturen bzw. Veranstalter_innen sind mittlerweile gezwungenermaßen nötig, um besonders heiß gehandelte Acts auf unsere Bühne stellen zu können. Dabei geschieht automatisch ein gewisser Kontrollverlust, jedoch wird auch das finanzielle Risiko reduziert – ebenso der Gewinn. Durch die ständig steigenden Produktionskosten bei Konzerten fällt der wirtschaftliche Faktor leider immer stärker ins Gewicht, wobei gleichzeitig der Spielraum für kulturell hochwertige aber defizitäre Shows geringer wird. Die Zusammenarbeit mit einzelnen Künstler_innen oder Bands bzw. die gemeinsame Durchführung von Shows mit Einzelpersonen oder Crews birgt im Gegensatz dazu vor allem das Potential für eine Erweiterung der Bandbreite und frischen Wind. Die weitergeführte Kooperation mit der Crew um die Veranstaltungsreihe CLOSER und dem CLOSER-BBQ eröffnete dem Conne Island auch 2016 eine neues Publikum und ein Netzwerk. Auch die Female Focus Reihe, eine gemeinsame Veranstaltung des Conne Islands mit SPRINGSTOFF, einem Berliner Musiklabel und Booking Agentur, die in erster Linie eine Plattform für Künstlerinnen und Musikerinnen ist, wurde erfolgreich weiter geführt.



Die Konkurrenz zu anderen Veranstaltungsorten in Leipzig, deren Anzahl 2016 erneut gewachsen ist, forderte dem Conne Island auch 2016 eine permanente Innovation ab. Insbesondere was elektronische Musik betrifft, gibt es in Leipzig neben dem Conne Island viele Clubs mit einem sehr anspruchsvollem Programm, so dass vermeintliche Selbstläufer wie das genreübergreifenden Konzept Klub nicht immer die erwünschten Besucher_innenzahlen mit sich bringen. Daher lag auch 2016 der Focus darauf experimentelle Clubabende zu veranstalten und dabei Künstler_innen einzuladen, die zeitgenössisch und innovativ sind. Ein ganz besonderes Augenmerk legte das Conne Island 2016 auch weiterhin auf Frauen in der elektronischen Musik. Das 2013 begonnene Projekt Girlzzz Edit stellte sich auch weiterhin als Paradebeispiel für nachhaltige Mädchen- und Frauenförderung heraus. Der DJ-Proberaum für Frauen und die dort regelmäßig durchgeführten Workshops erfahren rege Beteiligung und brachten zahlreiche ambitionierte weibliche DJs hervor, die sich auch 2016 im Rahmen der Benefizdiscos, der Halftime und der Girlzzz Edit Clubveranstaltungen beweisen konnten. Trotz noch immer bestehender Hürden und einem kaum zu übersehenden Ungleichgewicht kann konstatiert werden, dass ohne Frage ein positiver Wandel der Wahrnehmung von Frauen in der männerdominierten Szene zu verzeichnen ist und das vielseitige Engagement des Conne Islands, aber auch anderer Initiativen und Clubs, durchaus Früchte trägt.
Doch nicht nur im elektronischen Bereich erwartet das Publikum mehr als noch vor einigen Jahren. Auch in den Sparten der sogenannten Stromgitarre – Hardcore, Punkrock, Oi! und Metal – muss häufig mehr geboten werden, um die teils horrenden Ticketpreise zu rechtfertigen.
2016 fanden gleich zwei Konzertnachmittag in der Skatebowl des Conne Islands statt. Bei der HIMMELFAHRTSBOWLE traten nur Frauen-Punkrock-Bands auf. Hier wurde bewusst einen Ort geschaffen, an dem  sich Menschen einfinden konnten, die keine Lust auf feiernde Männerhorden hatten. Bei der dritten Punk Matinée im Bowl – Epic Bowl Compilation – ebenfalls ein familienfreundliches Event, gab es neben fünf Bands außerdem wieder viele kleine Extras der Crew u.a. einen Tall-Bike-Fahrradparcour. Veranstaltungen wie diese entsprechen nicht nur dem Anspruch nach Innovation und Diversität, sondern sie sparen mittelfristig oft Kosten und Aufwand, bedeuten für die Mitwirkenden an den jeweiligen Tagen jedoch umso mehr Arbeit und Stress.
Trotz einer immer größer und zum Teil notwendig werdenden Professionalität fanden auch 2016  junge Crews oder Einzelpersonen den Weg ins Conne Island, um mit erfrischender Leichtigkeit und gesunder Sorglosigkeit ihre kulturellen Vorstellungen umzusetzen. Davon profitiert stets auch der doch sehr eingefahrene und zu oft desillusionierte Veranstaltungsalltag des Conne Island und nicht zuletzt natürlich die kulturelle Vielfalt.


PROJEKTE
Sk8 Island
Auch 3 Jahre nach der Sanierung des Skateparks trägt die Zusammenarbeit des Conne Island mit der Skate- und BMX-Szene in Leipzig weiterhin Früchte. Alle Akteur_innen sind an dem Projekt weiterhin mit großem Elan, viel Engagement und kreativen Ideen beteiligt. Wie auch in den vergangenen Jahren konnten 2016 im Rahmen des Sommerferienpasses mit überragender Resonanz Skateworkshops für Mädchen und Jungen angeboten werden. Darüber hinaus umfasste das Workshopangebot ebenso wieder zwei Tage an denen sich explizit Mädchen und junge Frauen im Alter von 17 bis 27 Jahre unter Anleitung in der Skatebowl ausprobieren konnten. Das Konzept der Nachwuchsförderung und des Mädchen- und Frauen-Empowerment beweist sich seit vielen Jahren als sehr sinnvoll und muss unbedingt beibehalten werden.
Im Jahr 2016 hat das Conne Island zum zweiten Mal in Folge auch explizit Kindern und Jugendlichen mit Gehbeeinträchtigung ein Workshopangebot – Chairskating (Skateboarden im Rollstuhl) geschaffen. Unterstützung erhielten wir erneut von David Lebuser, der erste professionelle Chairskater Deutschlands, und seiner Begleitung Lisa Schmidt, die den Workshop mit ihrem Know-how leiteten. Gefördert wurde das Projekt u.a. vom Lokalen Aktionsplan der Stadt Leipzig. Der Erfolg war überragend und hat gezeigt, dass das Angebot für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen unbedingt ausgebaut werden muss. So wird auch 2017 der Wheelchairskateday erneut stattfinden.
Über das komplette Jahr verteilt fanden auch 2016 in Selbstorganisation durch die Skate-Crew zahlreiche Builders Days statt. In Rahmen derer weitere mobile Skate-Elemente gebaut wurden, um auch außerhalb der großen Betonbowl Tricks üben zu können. Auf der Skateanlage und auf den Streetflächen um den Veranstaltungssaal ist täglich Betrieb und oft sind die Sportler_innen bis in die späten Abendstunden selbst im Herbst und Winter bei Flutlicht und Musik anzutreffen. 

United on wheels – wir rollen durch deine, meine, unsere Stadt
2016 fand ebenfalls zum zweiten Mal in folge unser Projekt United on Wheels – Deine, meine, unsere Stadt! statt. Zielgruppe waren neben Migrant_innen bzw. Asylbewerber_innen aller Altersschichten ebenso Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 28 Jahren als stärkste Multiplikator_innen. Der 1. Teil des Projekts bestand aus den sogenannten Skate Days. Aufgrund von schlechtem Wetter fanden die Skateworkshops dieses Jahr nicht an dem gut erreichbaren Skate Spot in der Anton-Bruckner-Allee statt, sondern im Heizhaus in Grünau. An beiden Tagen wurde zunächst ein zweistündiger Einsteiger_innenkurs angeboten und im Anschluss konnten die Teilnehmer_innen sich im freien Training weiter ausprobieren und den langjährigen Skater_innen aus dem Urban Souls e.V. Fragen stellen. Die Bike Days, die den zweiten Teil des Projekts darstellten, fanden eine Woche nach den Skate Days statt. An den Bike Days wurden den Teilnehmer_innen Fahrräder zur Verfügung gestellt, die im Vorfeld durch Privatspenden zusammenkamen. Durch die Unterstützung des Bike Department Ost wurden im Voraus außerdem alle notwendigen Ersatzteile, Werkzeuge und wichtiges Zubehör, wie Schläuche, Kettenöl oder Schlösser besorgt um die Fahrräder an den beiden Projekttagen gemeinsam wieder in Schuss zu bringen. Die Teilnehmer_innen haben somit nicht nur gelernt wie ein Fahrrad aufgebaut ist, sondern auch wie einfach es sein kann kleinere Reparaturen selbst zu erledigen. Der wichtigste Ansatz des Projektes lag im solidarischen Miteinander der Workshops. Alle haben sich gegenseitig unterstützt und dadurch viel voneinander lernen können. Schließlich fuhren die Teilnehmer_innen am Ende mit einem eigenem Fahrrad nach Hause, wodurch der Alltag der Migrant_innen bzw. Asylbewerber_innen an Flexibilität und Selbstständigkeit gewonnen hat. Die für den Anschluss des zweiten Bike Days geplante Tour de Bike fiel aufgrund von Regen leider wortwörtlich ins Wasser. Alle Projekttage waren sehr gut besucht und die Teilnehmer_innen zufrieden über ihre neu erworbenen Fähigkeiten, das gewonnene Selbstbewusstsein und den Austausch. Auch dieses Projekt wird 2017 fortgeführt. 

Bring it on – Girls on Stage
Mit dem Projekt Bring it on - Girlzzz on Stage! wollten wir unsere Erfahrungen weitergeben und Mädchen sowie jungen Frauen, die bisher noch keinen Zugang zur elektronischen Musik oder Hip Hop hatten, die Welt des DJing, VJing und Rappen näher bringen. Dies erfolgte in Form von drei Ganztagesworkshops im Conne Island. Hier wurden erste Grundlagen vermittelt, um die oft bestehende Angst vor der Technik zu nehmen und die Teilnehmerinnen dazu zu ermutigen auch zukünftig unseren Girlzzz Edit Proberaum und die damit verbundenen Angebote in Anspruch zu nehmen. Im ersten Teil des Djing Workshop (Vinyl, CD), welcher im Veranstaltungssaal des Conne Islands stattfand, wurde den Teilnehmerinnen zunächst der Aufbau und die Funktionen des DJ-Sets, der Anlage, des Mixers, sowie Platten- und CD-Spieler erklärt. Jede Teilnehmerin hatte ein eigens DJ-Set zur Verfügung. Im zweiten Teil konnte das erworbene Wissen vertieft und auf die Probe gestellt werden. Es wurden die Tricks und Schwierigkeiten des Mischens zweier Musikstücke unter Zuhilfenahme verschiedener Techniken erläutert und schließlich von den Teilnehmerinnen selber ausprobiert. Die historische Entwicklung des VJings sowie die Einführung in die Nutzung grundlegender Hard- und Software war Bestandteil des ersten Teils des VJing Workshops. Für den Workshop wurde das Café des Conne Islands genutzt. Hier stellten wir jeder Teilnehmerin ein Computer Setup zur Verfügung. Im zweiten Teil wurde ein ausgewählter technischer und künstlerischer Teilaspekt des Mediums Video beleuchtet. Zu guter Letzt haben die Teilnehmerinnen eigene Videosequenzen erstellt. Im Rap Workshop ging es zu Beginn darum sich mit der Hip Hop Kultur und den dort vorherrschenden Vorurteilen auseinanderzusetzen. Dabei wurde vor allem auch auf dem Aspekt eingegangen, dass es leider wenige Female MC's gibt und die Funktion der Frau leider zu oft darin besteht als Backgroundsängerin aufzutreten. Diese Darstellung wurde gemeinsam mit den Teilnehmerinnen diskutieren und kritisch reflektiert. Im zweiten Teil lernten sie dann wie sie ihre Gedanken (auch dazu) zu Papier bringen und die praktische Fähigkeit des Umgangs mit einem Mikrophon. Auch dieses Projekt wurde sehr gut angenommen, weshalb wir es 2017 ebenfalls fortsetzen werden.

Refugee Support CI
Bereits 2015 hat sich ein Kreis von 20 Ehrenamtlichen im Conne Island zusammengetan und die Projektgruppe Refugee Support CI gegründet. Der Fokus der Arbeit der Projektgruppe lag 2016 insbesondere in der Kommunikation mit Refugees im Alltag des Conne Islands. Dies bedeutete, dass Personen der Gruppe täglich im Conne Island präsent sind, um als Ansprechpartner_innen für Geflüchtete, die unser Gelände bzw. unsere Räumlichkeiten aufsuchen, um dort ihre freie Zeit zu verbringen, im Internet surfen oder nach Kontakten suchen, bei Fragen o.ä. zur Seite zu stehen. Bei den Geflüchteten handelt es sich vor allem um minderjährige Alleinreisende aus der Unterkunft des Mühlholzkeller e.V.. Da wir daran interessiert sind Geflüchtete in unsere Strukturen zu integrieren, informiert die Projektgruppe darüber welche Möglichkeiten es im Conne Island gibt sich ehrenamtlich zu engagieren. Dies trägt immer mehr Früchte, so wurde in den Sommermonaten gemeinsam Basketball gespielt, Skateboard im Conne Island Skatepark gefahren, der Sportraum aufgesucht oder auch Konzerte am Abend besucht. Darüber hinaus beteiligten sich einige Jungen, die im Mühlholzkeller e.V. untergebracht sind, an unserem zwei Mal im Jahr stattfindenden Subbotnik. Gemeinsam machten sie mit anderen Ehrenamtlichen des Conne Island den Freisitz für die jeweilige Saison fit, lernten sich kennen und verbrachten einen aktiven Tag miteinander. Außerdem gibt es mittlerweile eine Handvoll Geflüchtete, die nunmehr seit fast einem Jahr regelmäßig ehrenamtlich Küchen- oder Garderobendienste im Conne Island übernehmen. All dies ist nur durch die kontinuierliche Arbeit und Betreuung der Projektgruppe Refugee Support CI möglich geworden.
Bei unseren Abendveranstaltungen sind unter dem Einlasspersonal auch Personen der Initiative, »Refugees Welcome«. Sie erklären Geflüchteten, die zum ersten Mal unsere Gäste sind, unter welchen Bedingungen sie unsere Veranstaltungen wahrnehmen können, d.h. Ihnen zum Beispiel zu erklären, dass sie anstatt des vollen Preises auch nur 50 Cent Eintritt bezahlen müssen, wenn sie sich vorher bei uns per Mail anmelden. Die Mitglieder der Initiative versuchen ebenfalls zu vermitteln, wie das Conne Island für alle Gäste ein Raum ohne Sexismus, Homophobie oder andere Formen der Diskriminierung sein soll. Zu diesem Thema gab es auf dem Plenum des Conne Islands 2016 eine sehr intensive Auseinandersetzung. Entstanden ist dabei der Text Ein Schritt vor, zwei Zurück, der bundesweit Reaktionen auslöste und eine Debatte darüber angestoßen hat, wie sich u.a. Klub-Betreiber_innen damit auseinandersetzen, dass Antirassismus und Antisexismus nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen.

Antifaschistischer und Antirassistischer Jugendkongress
Gemeinsam mit der Vaag Ost (Vernetzung antifaschistischer und antirassistischer Gruppen Ost), dem AJZ Chemnitz und der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisierte das Conne Island im April 2016 den dreitägigen Antifaschistischen und Antirassistischen Jugendkongress TIME TO ACT!. Der Kongress eröffnete Jugendlichen Perspektiven sich antifaschistisch, feministisch und antirassistisch zu organisieren. Dazu wurde ihnen ein kostenloses Programm aus zahlreichen Vorträgen und Workshops zu unterschiedlichen Themen, wie Antirassismus, Feminismus und Kapitalismuskritik sowie Flyergestaltung und Streetart angeboten. Der Jugendkongress wurde von 350 Teilnehmer_innen besucht und wird aufgrund seines Erfolges 2017 erneut durchgeführt.

Lesungen zur Buchmesse
Im Rahmen der Leipziger Buchmesse organisierte das Conne Island 2016 eine Lesereihe. Jonas Engelmann stellte sein Buch Wurzellose Kosmopoliten vor. Darin zieht er eine Linie von der osteuropäisch-jüdischen Kultur vor der Shoah, von den fliegenden Luftmenschen in der Literatur von Bruno Schulz, Franz Kafka oder Theodor Herzl, den kabbalistischen Golems und den jüdischen Gangstern Isaak Babels bis in die popkulturelle Gegenwart, die Musik, den Film und den Comics. Insbesondere zeigt er die Strategien gegen Mechanismen der Ausgrenzung und des Antisemitismus auf, die sich in solchen Motiven spiegeln.
Rehzi Malzahn wiederum stellte ihr Buch Dabei geblieben vor, welches sich mit dem Phänomen beschäftigt, dass die Linke in Deutschland seit Jahrzehnten vornehmlich eine Jugendbewegung ist und spätestens Anfang 30 die meisten aussteigen. Für ihr Werk hat Rehzi Malzahn fast 30 Interviews geführt, um herauszufinden, was diejenigen Aktivist_innen bewegt, die auch mit Mitte 40, 50, 60 noch auf die Straße gehen, Aktionen planen oder auf vielen anderen Wegen ihre radikale Kritik an den Verhältnissen ausdrücken.
In der Lesung von Vorsicht Volk! erörterten u.a. Markus Liske, Manja Präkels und Kirsten Achtelik die Ursachen, Hintergründe und Gemeinsamkeiten der neuen Wahnbewegungen – Pegida, HoGeSa, Montagsmahnwachen und Reichsbürger. Einige dieser Zusammenschlüsse sind offen antisemitisch, andere islamophob und wieder andere beides. Sie haben Angst vor Flüchtlingen, sogenannter Homosexualisierung, Kondensstreifen oder einem geheimen weltjüdischen Kontrollrat. Ihre Helden heißen Wladimir Putin und Thilo Sarrazin, ihr gemeinsamer Gegner ist die sogenannte Lügenpresse. Mal sehen sie sich als Linke, mal als Rechte, und ihr gemeinsamer Schlachtruf lautet: Wir sind das Volk!. Stimmt das? Sind sie das Volk? Und wenn ja: Was genau will dieses Volk? Diesen und anderen Fragen wurde sich in der Lesung und anschließenden Podiumsdiskussion gewidmet.
Die Lesungen im Rahmen der Buchmesse waren ein voller Erfolg, weswegen es auch 2017 eine Fortsetzung geben wird.

25 Jahre Hoyerswerda
2016 jährten sich die rassistischen Pogrome von Hoyerswerda zum 25. Mal. Dies nahmen wir zum Anlass um uns erneut mit den Geschehnissen von Damals, deren Ursachen und Folgen, sowie mit der aktuellen Gedenkpolitik auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit der Initiative „Rassismus tötet!“ Leipzig und der Initiative „Pogrom 91“ organisierte das Conne Island eine Podiumsveranstaltung, zu der die Filmemacherin Julia Oelkers aus Berlin, die seit 1991 immer wieder in Hoyerswerda zu Besuch war und die Entwicklung vor Ort mit der Kamera begleitet hat, eingeladen wurden. Sie berichtete insbesondere von den Erlebnissen von Manuell Alexandre Nhacutou, der in den 1980er Jahren DDR-Vertragsarbeiter in Hoyerswerda war und dort die rassistischen Angriffe vom September 1991 erlebte. Manuell Alexandre konnte aus gesundheitlichen Gründen leider nicht selber bei der Veranstaltung vor Ort sein. Dafür konnten wir kurzfristig Ibraimo Alberto für das Podium gewinnen, der wiederum ehemaliger DDR-Vertragsarbeiter in Schwedt (Oder) war.


POLITIK

2016 wurde erneut die kulturelle und politische Arbeit des Conne Island u.a. in Form von populistischen Aussagen einiger CDU- und AfD-Politiker_innen sowie mehrerer hetzerischer Artikel in der Leipziger Volkszeitung und BILD-Zeitung in Misskredit gebracht. Für einen kurzen Moment schien es, als würde sich das Kulturamt dem erzeugten Druck hingeben und verkündete im September 2016, die Förderung des Conne Island erneut prüfen zu wollen. Doch schließlich besann sich das Kulturamt auf die langjährige, vertrauensvolle gemeinsame Arbeit zurück. So dass das Conne Island auch zukünftig auf den Rückhalt des Kulturamtes zählen kann.
Wie an vielen Stellen bereits dargestellt, sehen wir ein großes Problem in der allerorts zunehmenden rechtsradikalen Gewalt. Insbesondere die Übergriffe in Connewitz im Januar 2016 haben viele Menschen, so auch das Conne Island für einen Moment in einen Schock versetzt. Wir sind uns bewusst, dass linke Projekte wie das Conne Island auch zukünftig potenzielle Angriffsziele von Nazis sein werden. Auch deshalb ist es wichtig, dass sich die Stadt Leipzig für den seit 25 Jahren bestehenden Freiraum Conne Island einsetzt.
Auch im Jahr 2016 wurde die Infrastruktur des Conne Island wieder vermehrt durch politische Gruppen und Initiativen genutzt, was wohl auf die Öffnung des Vereins für undogmatischere politische Standpunkte zurückzuführen ist. Dies ist für uns eine erfreuliche Entwicklung.


PROFESSIONALISIERUNG UND EHRENAMT

Der Trend zur Belastung am Limit setzte sich 2016 für die festangestellten Mitarbeiter_innen des Projekt Verein e.V. fort und betraf auch viele der ehrenamtlich Aktiven. Durch die stark vorangeschrittene Professionalisierung des Veranstaltungsbetriebes sowie der Gastronomie konnten im Laufe der letzten Jahre viele Abläufe und Aufgaben vereinfacht und effizienter gestaltet werden. Zwar schafft diese Entwicklung hin zur zentralisierten Organisation durch Festangestellte punktuell Entlastung und Sicherheit, jedoch nimmt sie häufig auch den Spielraum, Neues zu probieren oder auch Dinge schlicht entspannter anzugehen. Professionalisierung wird im Conne Island stets ambivalent betrachtet und nicht selten als Last und Gegensatz zum ursprünglichen DIY- /Punkrock-Prinzip verstanden.
Ein Großteil der Vereinsarbeit wurde auch 2016 von ca. 250 Ehrenamtlichen gestemmt. Viele der Ehrenamtlichen beklagen jedoch weiterhin, dass ihre Kapazitäten durch Studium, Beruf und Familie schwinden. Nichtsdestotrotz fanden viele neue junge Menschen den Weg ins Conne Island um die Arbeit des Vereins zu unterstützen. Sie konnten dazu beitragen, dass Prinzip Ehrenamt zu stärken. Es ist erklärtes Ziel des Conne Islands, Erfahrungen weiterzugeben, neuen Leuten den Zugang zu Wissen und Verantwortung zu ermöglichen und dem schleichenden Prozess der Professionalisierung und Zentralisierung bewusst etwas entgegenzusetzen.
Die Balance zwischen eigenem Anspruch und Erwartungen von Außen zu finden, ist eine Herausforderung, die das Conne Island seit jeher begleitet und die es weiterhin bereitwillig annimmt.


PERSONALSITUATION

Obwohl eine Festanstellung im Conne Island aus finanzieller Perspektive mit steigenden Leipziger Mieten und Lebenshaltungskosten von Jahr zu Jahr unattraktiver wird, konnten wir feststellen, dass die Möglichkeiten und Freiheiten der Vereinsarbeit für viele junge Menschen offensichtlich noch immer sehr attraktiv sind. Im Zuge der Neubesetzung der vollen Stelle im Bereich der Buchhaltung sowie zweier temporärer halbe Sommer-Gastrostellen im Bereich Freisitz und Küche, konnten zahlreiche hochqualifizierte Bewerbungen verzeichnet werden. Der Verein steht also aufgrund seines kulturellen Niveaus und der unkonventionellen Struktur als Arbeitgeber bei jungen Kreativen hoch im Kurs. Dies ändert leider nichts daran, dass der Haustarif des Conne Islands dem Arbeitsaufwand und der Verantwortung des Großteils der Stellen nicht gerecht wurde und von angemessener Bezahlung weiterhin nicht die Rede sein konnte, auch wenn es eine minimale  Lohnerhöhung bzw. Anpassung an den Mindestlohn gegeben hat.
2016 bestanden im Verein 15 Festanstellungen, davon sieben volle, sechs halbe und zwei temporäre halbe Stellen. Zusätzlich gab es eine FSJ Kultur Beschäftigung.


FINANZEN

Die Bindung der institutionellen Förderung durch das Kulturamt an die Finanzierung von Stellen sowie der Miete und Betriebskosten führte 2016 zu einem faktischen Wegfall der sogenannten freien Spitze für die Förderung von Projekten im ideellen Bereich. Dem musste das Conne Island durch die fast vollständige Gegenfinanzierung der Projekte durch den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb Rechnung tragen, da auch der Kulturbetrieb weiterhin keine Gewinne erwirtschaften kann. Diese sich auch in den Vorjahren abzeichnende Entwicklung führte sowohl zu einer enormen Steuermehrbelastung im Bereich der Ertragssteuern, als auch zu Steuernachforderungen für vergangene Jahre. Folglich war das Conne Island gezwungen seinen Sparkurs des Vorjahres fortzusetzen. Im Projektbereich haben Referent_innen zum Teil auf Honorare verzichtet oder niedriger als üblich angesetzt. In der Kultur konnten Technikkosten durch langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Partner_innen und daraus resultierende günstige Konditionen gesenkt werden. Im gastronomischen Bereich wurde noch wirtschaftlicher als bisher gearbeitet und so bei geringeren Kosten höhere Gewinne erwirtschaftet. Diese Entwicklung fortzusetzen kann aber nicht Politik eines Soziokulturellen Zentrums sein. Die Wertschätzung von Projekten muss auch zunehmend wieder über die angemessene Honorierung der Referent_innen und Durchführenden geschehen. Gerade im ideellen Bereich darf Bezahlung nicht zusätzlich prekarisiert werden, gerade wenn die Förderungen von Frauen und Mädchen, Lesungen und Vorträge von zum Teil hochrangigen Dozent_innen, politische Projektarbeit sowie die Arbeit mit Jugendlichen oder Geflüchteten das Conne Island so wertvoll für eine wachsende Stadt wie Leipzig macht.
Weiterhin können steigende Kosten im Kulturbereich weder ausschließlich durch Geschäftspartner_innen des Conne Island abgefedert werden, noch können diese auf die Besucher_innen umgelegt werden. Die wachsende Veranstaltungsdichte stellt auch eine zunehmende Herausforderung für die ehrenamtliche Arbeit dar, da ein Soziokulturelles Zentrum von der Größe des Conne Island nicht allein durch junge Menschen getragen werden kann, die zunehmend weniger zeitliche Ressourcen zur Verfügung haben. Im Gegenteil wurde es dadurch nötig an einigen Stellen Aufgaben zu entlohnen, um überhaupt eine Kontinuität in der Arbeit gewährleisten zu können. So wird seit 2016 die Gästebetreuung (umgangssprachlich Securitys) für ihre Dienste bezahlt und perspektivisch wird diese Entwicklung sich auch auf die Gastronomie niederschlagen. Nichts desto trotz ist das Conne Island ohne die Arbeit von Ehrenamtlichen auch im Jahr 2016 unvorstellbar gewesen, was sich auch weiterhin an den steigenden Kosten für die Versorgung der Ehrenamtlichen ablesen lässt.
Perspektivisch lassen sich für die folgenden Jahre weiter steigende steuerliche Belastungen erwarten. Ebenso werden sowohl Personalkosten durch die Notwendigkeit der Bezahlung ehemals ehrenamtlicher Aufgaben an Gewicht gewinnen, während auch am Conne Island tätige Künstler_innen und Referent_innen angemessener honoriert werden müssen. Die Entwicklung  steigende Kosten durch den Gastronomiebetrieb abfangen zu wollen, kann jedoch nicht zielführend sein, da dies zum einen zu weiteren Steuerbelastungen führt und zum anderen auch Mitarbeiter_innen und Ehrenamtliche über das Vertretbare beanspruchen würde.


BAU – KEIN ENDE IN SICHT

Im Jahr 2016 gab es aufgrund der knappen finanziellen Ressourcen, im Vergleich zu den Vorjahren, nur kleinere Baummaßnahmen. So konnten notwendige kleinere Ausbesserungen auf dem Freigelände, insbesondere erste Erneuerungen auf dem Spielplatz, vorgenommen werden. Die Einfahrt zum Gelände und der Parkplatzbereich des Conne Islands, die komplette Instandsetzung des Spielplatzes sowie des Dachs des Saals konnten auch 2016 aufgrund der beschränkten Mittel dabei leider nicht berücksichtigt werden. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Hochbauamt konnte 2016 fortgesetzt werden und gibt uns eine gewisse Sicherheit für die für 2017 geplanten baulichen Maßnahmen.
Zudem konnte durch die Förderung des Kulturamts die technische Ausstattung des Veranstaltungssaals des Conne Islands modernisiert werden. U.a. mit der Anschaffung einer neuen Frequenzweiche und zweier Mixer war es möglich den technischen Standard an das Niveau des kulturellen Programms ein weiteres Stück anzunähern.
Eine weitere wichtige Investition in diesem Jar war das lang gewünschte Baugerüst. Die Vielzahl der Instandhaltungen, wie die Arbeiten an der Decke des Veranstaltungssaals, die i.d.R. hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter_innen des Conne Islands komplett selbstständig durchführen, können nun besser und vor allem sicherer getätigt werden.
Die Modernisierung, ob im Bereich Technik oder hinsichtlich anderen Anschaffungen, stellt einen wichtigen Schritt im Prozess der Professionalisierung des kulturellen Veranstaltungsbetriebes des Conne Islands dar. So wird es auch zukünftig immer wieder Bedarf an Investitionen geben. Insbesondere betrifft dies in den kommenden Jahren vor allem die Instandhaltung des Veranstaltungsaals und der Außenanlage des Conne Islands.


AUSBLICK

Im Großen und Ganzen geht das Conne Island mit gehobenem Haupt ins Jahr 2017 und zeigt keine Anzeichen von Ermüdung, auch wenn es einen Teil seiner Punkrock-Attitüde zugunsten der Professionalisierung ablegen musste.
Das Conne Island ist dabei, sich sowohl in kultureller als auch politischer Hinsicht neu zu sortieren und Prozesse und Standpunkte an neue Gegebenheiten anzupassen. Die Grundsätze der Arbeit des Vereins bleiben bestehen: Partizipation, Empowerment, Eigeninitiative und eine offene, auf Ehrenamt basierende Struktur sind erfolgreiche Prinzipien, die immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden müssen und als Orientierung dienen. Ein Projekt, das über derart lange Zeit gewachsen ist und für sich beansprucht, nach wie vor einer der wichtigsten Orte für Pop- und Subkultur in einer kulturell so vielseitigen Stadt wie Leipzig zu sein, kann nicht an der Auseinandersetzung mit sich selbst und seinem Umfeld sparen.

31.07.2017
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
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