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Zu den diesjährigen Nürnberger Kommunalwahlen
im März fuhr die CSU - eine Art Ostrowskische Bayern-PDS - scharfe
Geschütze auf. Contra KOMM, pro Künstlerhaus hieß
eine der 5 Wahlkampflosungen, und man wollte mit dem Saustall
(faschistoider CSU-Wahlkampfjargon) in der Innenstadt Nürnbergs nach 22
Jahren Selbstverwaltunsmodell kurzen Prozeß machen. Daß gerade die
CSU Hauptmeinungsführer gegen das KOMM ist, darf nicht verwundern. Schon
zu Strauß Zeiten war das KOMM den Regierenden - nicht nur in Bayern
- ein Dorn im Auge. Mitten in Bayern entwickelte sich seit der Eröffnung
im Jahre 1973 das wohl bekannteste soziokulturelle Zentrum in der BRD. 1981 und
87 geriet das KOMM bundesweit in die Schlagzeilen. Am 5. März 1981
wurden nach einer Veranstaltung zur holländischen Kraaker-Bewegung 141
Personen festgenommen und teilweise über mehrere Wochen festgehalten. Im
Jahre 1987 sollte eine Bundeskonferenz der AKW-GegnerInnen im KOMM abgehalten
werden. Trotz Verbots fand diese hinter verbarrikadierten Türen statt.
Draußen standen 4000 Polizisten bereit, um das KOMM gegebenfalls zu
stürmen. Obwohl erst 1973 eröffnet, dürfte das KOMM als ein Kind der 68er Bewegung angesehen werden. Nachdem sich nicht wenige dieser Bewegung vorgenommen hatten, den Marsch durch die Institutionen zu wagen, hatte man/frau Anfang der siebziger Jahre schon die ersten Hierarchiestufen erklommen. Als Kulturreferent der Stadt Nürnberg getarnt, initiierte ein Dr. Glaser einen Probedurchlauf für ein bürgernahes Kulturzentrum. Der Initiativkreis um den Kulturreferenten wollte eine Demokratisierung der Kultur erwirken. Dabei waren die Selbstbestimmung und -verwaltung als Grundpfeiler des KOMM-Alltags vorgesehen. Der Freizeitindustrie sollte eine Alternativkultur gegenübergestellt werden, ohne dies als Allheilmittel für eine selbstbestimmte Freizeit verstanden zu wissen. Schon hier deuten sich Unterschiede zu anderen Projekten an. Das KOMM ist nicht auf Druck von unten entstanden - im Gegensatz zum Conne Island bspw. -, sondern man unterstützte ein städtisches Betreibermodell, das versuchte, durch eine breite Angebotspalette integrativ zu wirken. Nachdem erste Startschwierigkeiten und - widersprüche mit viel Idealismus überstanden wurde, etablierte sich das KOMM immer mehr als kultureller, politischer und sozialer Treffpunkt nicht nur für Nürnberg. Ausschlaggebend war und ist vor allem das Selbstverwaltungsmodell, das aber nicht ganz hierarchifrei, dafür umsomehr demokratisch strukturiert ist. Bei über 40 existierenden Gruppen, die das KOMM öffentlich wahrnehmen lassen, kein leichtes Unterfangen. Das nun konservative Kreise im Schulterschluß mit rechten Zeitgenossen versuchen, selbstbestimmte Kultur plattzumachen, muß auf breiten Widerstand stoßen. Wie bereits in Mailand, nach der Zerstörung des Leoncavallo, muß der Protest vor allem dort stattfinden, wo er am wirksamsten ist - auf der Straße. Dabei kann es nicht nur darum gehen, der CSU zu zeigen, wo deren politische Grenzen sind, sondern muß der Protest kanalisiert werden gegen die restitutive Politik in Deutschland. Nur so wird man dem Gründungsanspruch des KOMM gerecht, der vor allem auf die Selbstverwirklichung und Mitwirkung aller gerichtet war und ist. Michael |