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Dass sie kein neues Album mitbringen, tut der Vorfreude keinen Abbruch – Pascow sind wieder zu Gast! Ob die erstmals gezeigte Dokumentation Lost Heimweh über die Band selbst gleich sehenswert ist, weil sie geile Musik machen, sei mal dahingestellt – eine Strophe aus Gespenster fällt dazu ein: »In Dokus sitzen, drüber reden / über Szenen, die vergehen / Und nochmal ganz genau erklären / Damit auch alle es verstehen«; weiter soll hier nicht zitiert werden, das wäre sonst boshaft und wir haben den Film ja auch noch gar nicht gesehen. Und es ist eigentlich auch egal, solange das Konzert danach pünktlich anfängt.
Dann spielt nämlich die (an dieser Stelle sind alle positiven Adjektive im Superlativ einzusetzen, die euch in den Sinn kommen) deutschsprachige Punkband – zumindest verglichen mit allem, was wir sonst noch kennen und hören.
Eigentlich mit jedem Album, und insbesondere mit dem tätowierwürdigen Titel Alles muss kaputt sein wird diesem Laden hier eine Feindschaftserklärung ausgestellt, die sich nicht damit begnügen muss, Bullen, Bonzen und Nazis mit Nachdruck zu bescheinigen, dass sie scheiße sind (was schon auch hörenswert sein kann).
Unter einer Katachrese pro Strophe tut´s kaum ein Songtext und mit literarischen, politischen und welchen Referenzen auch immer wird auch nicht gegeizt: Aufgrund des, einer lieblos zusammenschusterten Auftragsarbeit entnommenen Bandnamens, darf sich ein, wegen chronisch schlechter Verkaufszahlen verarmter Autor jenseits des großen Ozeans in ihrem Ruhm sonnen. Hier ist nicht von dem Genusstrinker die Rede; der hat stattdessen das Glück, das Cover von Geschichten, die einer schrieb… zu zieren.
Da vermutlich niemand die ganzen verklausulierten und diffizilen Anspielungen auf die Welt der Kultur versteht (hier sind´s Stephen King und Charles Bukowski), haben die Songs auch ganz ohne dies Brimborium des allumfassend gebildeten Punks ihren Reiz. Denn in den Songs muten sie den Zuhörern auch einige, und seit dem letzten Album Diene der Party gar nicht mehr so kryptisch formulierte Klarheiten zu, die nachzuvollziehen genauso lohnen würde, wie sie mitzugrölen. Wie beispielsweise:
»Und was Nestlé so macht / bekomm' ich selten noch mit / denn die Zeit, die mir fehlt / ist das Geld, was ich krieg« - einfach mal nebenbei eine vermeintlich so banale Wahrheit über das Arbeiten unter dem Kommando des Kapitals hingerotzt.
In der Manier geht das bei fast allen Songs: Die ersten Male anhören ist's die Stimme, die so unversöhnlich Gift und Galle spuckt, dann die doppelt dröhnende Gitarrenwand und der im Vers klackende Bass, die einen zwingen, das Album nochmal und nochmal zu hören … und dann irgendwann stellt man fest, dass die Strophen mehr Wahrheitsgehalt haben, als irgend ein scheiß Aphorismus aus der Minima Moralia.
In diesem Sinne, wir sehen uns beim Konzert.
Phil B. & Anatol S.