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CEE IEH-ARCHIV

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Aktuelles Heft

INHALT #238

Titelbild
CEE IEH wat' is?
• das erste: Mainstream der Minderheiten
10 Jahre Manamana
Offenes Antifa Treffen
Filmriss Filmquiz
Pascow
Was ist Dublin IV?
Touché Amoré
Four Year Strong
Lesung: Wörterbuch des besorgten Bürgers
Goldroger
The Notwist
WORD! cypher / End Of The Weak Leipzig
Bingo
Radale #5
• position: Wer schweigt, stimmt zu!
• das letzte: Deutsche Dr3ieinigkeit
Outside the Box #6

LINKS

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CEE IEH wat' is?

»Who keeps it running? Who is checking the oil?«
The Robocop Kraus – After Laughter comes Tears

Ich weiß, Wortwitze sind nicht meine Stärke; und jenseits von Punkband-Namen und der Titanic finde ich sie auch selten gelungen. Wo wie im Beginn eines Editorials aller Anfang schwer ist, bieten sie sich zuweilen dennoch an. Das Editorial wurde, nachdem die Inhalte in selbstständige Textbeiträge abgewandert sind, ohnehin eine redaktionelle Aufgabe, für die sich am Ende meist die Person erbarmt hat, die das größte Interesse am halbwegs pünktlichen Erscheinen des Heftes hatte (was wiederum oft mit der Beteiligung an den bereits erwähnten Inhalten korrelierte). Vielleicht liegt die Unbeliebtheit des Editorial-Schreibens auch an dem fehlenden Click-Counter, an der mangelnden Resonanz. Mal ehrlich, wer liest schon Editorials oder kennt jemanden, der gern aufmerksam Editorials liest? Bei mir steht und fällt das Interesse am Editorial mit dem zu erwartenden Unterhaltungswert. Wenn das bei euch ähnlich ist, lest ihr diesen Satz vermutlich schon gar nicht mehr. Vielleicht hat aber auch der persönliche Ton dieser Zeilen über fehlende Pointen hinweg lesen lassen, weil das Bedürfnis Bescheid zu wissen noch hofft gestillt zu werden.

Der Rückgang des Ehrenamts macht sich nicht nur in der Newsflyer-Redaktion, sondern auch am Laden schon länger bemerkbar. Die objektiven Faktoren sind soweit bekannt: den in verschulten Studiengängen Eingezwängten und unter ständigem Belegdruck Stehenden bleibt weniger Zeit nachmittags den Saal vorzubereiten, sich nachts am Einlass die Beine in den Bauch zu stehen oder einen Text zu verfassen, den man im Gegensatz zu den eingereichten Seminararbeiten selbst für veröffentlichungswürdig hält. Gleiches gilt für die in Lohnarbeit Gefangenen oder die vom Jobcenter zum offiziellen oder inoffiziellen working poor Degradierten. Und dann wären da noch die »Bewusstseinsreflexe« (Lukács) dieser selbstobjektivierten Verhältnisse: Warum noch für lau oder einen symbolischen Gästelistenplatz Texte für den Newsflyer verfassen, wenn sich diese doch bei bundesweit erscheinenden, prekär wirtschaftenden linken Zeitungen für ein paar Euro aus deren eingesparten Personalbudget unterbringen lassen? Würde das Verfassen eines Textes nicht überhaupt erst einmal das Fehlen des Katers der letzten 1-2-3 Tage voraussetzen? Wer interessiert sich dafür, wenn es keinen Audiomitschnitt gibt? Sind nicht alle ihre Meinung zum Thema längst in einer Facebook-Kommentarspalte losgeworden? Verspricht die Getränkeausgabe beim nächsten FreeTek nicht mehr Scene Credibility und garantiert das Dabeisein beim übernächsten?
Das soll nicht heißen, dass der Erwerb sozialen oder kulturellen Kapitals die einzigen oder bedeutendsten Grundlagen für eine ehrenamtliche Betätigung seien. Besonders in Zeiten einer politischen Polarisierung in der Gesellschaft, wie sie in den vergangenen beiden Jahren die sprunghaft angestiegene Zahl von Asylsuchenden in Deutschland hervorrief, kann es mitunter zu einer regelrechten ehrenamtlichen Mobilmachung kommen. Der Laden und sein Heft erlebten eine solche damals um die Jahrtausendwende, als die Berliner Republik mit ihrem geschichts-, außen-, sozial- und arbeitsmarktpolitischen Wende dem deutschen Nationalismus ein Wiedererstarken auch in seiner braunen Variante beförderte, und zog damit die Überwachung des sächsischen Inlandsgeheimdienstes auf sich.
Aus dieser Zeit stammen zwei Sticker, die sich auf dem Klo der B12 noch bewundern lassen. Auf dem einen steht »CEE IEH ist Luxus«, auf dem anderen »Mein Newsflyer ist wichtiger als Deutschland«. In der Tat: dass sich ein linkes Jugend-Kulturzentrums in Zeiten kommerzsozialer Netzwerke ein monatliches »Programm-Heft« mit Politikteil finanziell leistet, dürfte es sonst in vergleichbarem Rahmen meines Wissens nach nur noch beim FSK Hamburg geben.
Das Schreiben dieses Editorials blieb diesmal an mir hängen, weil es niemanden mehr gab, an den ich es hätte abgeben können. Mir ist der Newsflyer selbstverständlich wichtiger als Deutschland (was nebenbei bemerkt keine Auszeichnung ist, wenn die Nation im eigenen Bewusstsein höchstens als Bedrohung vorkommt), aber für mich zählt nicht unbedingt, dass er wichtiger als etwas anderes ist. Mir würde es genügen, wenn er auch anderen wichtig ist.

Der verbliebene Redakteur

10.02.2017
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