• Titelbild
• Editorial
• das erste: Postnational. Eine Anmerkung zu Gutgemeintem
• inside out: 25YRS: Das Conne Island feiert wieder ein Jubiläum
• Halftime
• The Moment of Enlightenment is a Sound
• Ignite + Isolated
• 85 Jahre Gemeinsam: Conne Island, Altin Village, Jungle World & Testcard
• MOOSE BLOOD
• Vergangenheit als Zukunft? Europas Krise und die Linke
• King Champion Sound
• Demented Are Go
• Klub: Electric Island
• Karl Blau & Dead Western
• APOLOGIES, I HAVE NONE + BLACKOUT PROBLEMS
• CEE IEH goes B12
• Drum and Bass Reloaded
• Youth Code & Trepaneringsritualen
• 25YRS Conne Island & 20YRS Drug Scouts
• kulturreport: Was bisher geschah
• position: Weshalb Antizionisten eben doch Antisemiten sind
• doku: Hemmnisse und Hindernisse der »Care Revolution«. Erfahrungen illegalisierter Hausarbeiterinnen in Berlin
• doku: Zwischen Ideologie und Anpassung.
• Neue Titel im Infoladen
Die Jungle World. Ein treuer Begleiter meistens seit den späten Teenagerjahren und somit in den meisten Fällen längerwährend als jegliche Beziehung. Einst öffnete sie neue Denkbereiche, kurz darauf sprach sie einem aus der Seele, dann ärgerte man sich über sie, man setzte Leseprioritäten, entwickelte zwischenzeitlich kritische Distanz, nur um sich dann doch jeden Donnerstag zu freuen sie wiederzusehen. Lesegewohnheiten ändern sich, die politische Richtung mäandert vor sich hin und auch Autor*innen haben mal schlechte Tage. Aber an der politischen Sozialisation und der Entwicklung eines eigenen Denkapparates ist sie bei den meisten Leser*innen und dem Conne Island Publikum doch maßgeblich beteiligt. Ob man will oder nicht. 19 Jahre wird sie schon und darf dementsprechend beim großen 25 Jahre Eiskeller Tam Tam nicht fehlen.
Auf ganze 15 Jahre kommt das Leipziger Label Altin Village & Mine. Ein Blick in den Backkatalog zeigt, dass sie einen unglaublich guten, genreübergreifenden Musikgeschmack aufweisen, DIY und Freundschaft verstanden haben und niemals stehengeblieben sind. Neben ihrer einstigen Konzertreihe zusammen mit dem Conne Island, die einem jedes Mal die Möglichkeit gab, neues zu entdecken oder gerade liebgewonnenes live zu erleben und dem jährlichen Festival, eignete und eignet sich vor allem der stabile Output an Releases, musikalisch neue Pfade zu betreten und alte Pfade neu auszubalancieren. Und was wenn nicht das, macht gute Labels aus?
Noch älter als das Conne Island ist die Testcard. Popkultur und vor allem Popkulturkritik werden hier konsequent hochgehalten, verfeinert, verworfen, wiederaufgenommen. So ist mittlerweile ein breites Spektrum an Themen und Texten entstanden, die sowohl Einzug in betrunkene WG Küchen Dispute, als auch in den wissenschaftlichen Kontext gehalten haben. Kann man auch gut oder schlecht finden, aber isso. Jonas Engelmann, ein Mitherausgeber der Testcard und Verleger des Ventil-Verlags, wird eine dazu passende Lesung über Punk halten. Unterstützung bekommt er von Hendrik Otremba, den meisten wohl als der Sänger von Messer bekannt. Dieser wird aus seinem Debutroman vorlesen.
Auf mystische Art und Weise hängt also an diesem Abend ziemlich viel zusammen, nicht nur auf personeller Ebene. Das ist wohl die sagenumwobene power of irgendwie professionalisierte DIY Strukturen, von der so oft gemunkelt wird.
Musikalisch sieht es da nicht anders aus:
Von Spar
Lange ist es her, dass man mit Ihnen in der kleinstädtischen Indiedisko Schockwellen aufs Parkett zaubern konnte. Seitdem haben sie sich konsequent weiterentwickelt, Wege haben sich getrennt und am Ende blieb ein Kraut- Synth Monster übrig, das sich live genauso in deinen Körper reinfräst, wie dessen Remixe auf der Tanzfläche der Vierviertel-Disko. Dass Altin Village schon seit längerer Zeit das Booking für sie übernimmt, macht demnach mehr als Sinn. Darüber hinaus kommen sie nicht alleine, sondern bringen Ada mit. Von Areal zu Pampa, vom Kölner Maschinenunderground zur großen Pop-Geste, ist sie sich dennoch treu geblieben. Klingt wie eine Musikjournalismus-Floskel, ist aber im positiven Sinne vollkommen ernst gemeint. Es darf gespannt sein, wohin diese Kollabo-Reise wohl gehen wird.
Datashock
Neben Mixery wohl der bedeutendste Exportschlager des Saarlandes. Ihr Konzert vor knapp zwei Jahren im Pool des Palmengartens zählt zu meinen alltime faves. Umso geiler, dass es Altin Village und Young Shields organisiert haben. Next level Kraut- Impro- Wierdo Sound, der weltweit seinesgleichen sucht und für Bauernhof-Haschrebellinnen der 1970er, über die selbsternannten Kinder der Flokati- Modularfraktion bis zum Fact-Magazine lesenden, distinktiven Musikbesserwisser heutiger Unzeiten ein Bindeglied darstellt. Sozusagen ein musikalisches Mehrgenerationenhaus in DIY Architektur. Die neue Platte kommt Anfang 2017 raus und wer hätte es gedacht, auf Altin Village.
Exploded View
Ist das neue Projekt der Sängerin Anika. Ihre spezielle Soundästhetik (ihr wisst schon, der Typ von Portishead, Mikros die aussehen wie ein Folterinstrument aus dem Mittelalter usw.) hat sie glücklicherweise beibehalten und auch wenn Exploded View vielleicht leichtfüßiger und bandorientierter rüberkommt, hallt ihre wehmütige Stimme wie Morgennebel durch den Raum, dass einem das Frösteln kommt. Die Platte wird auf dem New Yorker label Sacred Bones erscheinen. Das macht mindestens soviel Sinn, wie ein Zola Jesus feature in einem Former Ghosts Song, bei dem Jamie Stewart Schlagzeug spielt.
Map.ache
Map.ache ist map.ache ist map.ache. Menschlich und als DJ oft kopiert und nie erreicht. Ohne ihn wäre das Conne Island wohl bestimmt nicht das, was es heute ist. Geschweige denn die Leipziger Szene. Wäre ich Kulturdezernent der Stadt, wäre ihm die Ehrenbürgermedaille sicher. Bin ich aber nicht. Noch nicht. Er wird den Rest des Abends auflegen.