• Titelbild
• Editorial
• das erste: Postnational. Eine Anmerkung zu Gutgemeintem
• inside out: 25YRS: Das Conne Island feiert wieder ein Jubiläum
• Halftime
• The Moment of Enlightenment is a Sound
• Ignite + Isolated
• 85 Jahre Gemeinsam: Conne Island, Altin Village, Jungle World & Testcard
• MOOSE BLOOD
• Vergangenheit als Zukunft? Europas Krise und die Linke
• King Champion Sound
• Demented Are Go
• Klub: Electric Island
• Karl Blau & Dead Western
• APOLOGIES, I HAVE NONE + BLACKOUT PROBLEMS
• CEE IEH goes B12
• Drum and Bass Reloaded
• Youth Code & Trepaneringsritualen
• 25YRS Conne Island & 20YRS Drug Scouts
• kulturreport: Was bisher geschah
• position: Weshalb Antizionisten eben doch Antisemiten sind
• doku: Hemmnisse und Hindernisse der »Care Revolution«. Erfahrungen illegalisierter Hausarbeiterinnen in Berlin
• doku: Zwischen Ideologie und Anpassung.
• Neue Titel im Infoladen
Der kürzlich verstorbene Musiker und Künstler Tony Conrad schrieb 1966 in einem Essay Inside the Dream Syndicate über sein gleichnamiges Ensemble, das damals zu den ersten Musikformationen gehörte, die an Popkultur orientierte Musik auf Basis anhaltender Töne – Drones – aufführten:
»The oozing rhythms of the slower bodily processes give the frogs pulse-form. We use the rhythms of ancient words communicated automatically, for the same reason that we don’t touch the 5th harmonic. The world will dance outside. The man plays and the sun moves, and the communication can only be judged by the feeling within, which is serene. Like the lonely transformer and the psychiatrist’s bauble and the roaring valley of the tree toads. The moment of enlightenment is a sound. Our music is, like Indian music, droningly monotonal, not even being built on a scale at all, but out of a single chord or cluster of more or less tonically related partials. This does not only commute dissonance, but introduces a synchronous pulse-beat. Dream music absorbs its own beginning and ending, does not need to be startled, and lasts as long as its middle.«
Das Ensemble, dem auch der spätere Gründer von The Velvet Underground und Proto Punk-Ikone John Cale angehörte, erprobte in oft tagelangen, drogeninduzierten Sessions die Möglichkeiten, die sich aus der endlosen Wiederholung elektrisch verstärkter, extrem lauter Cello- und Violinen-Töne ergaben. Über Gitarrenexperimente auf White Light/White Heat, mäandernde Krautrock-Jams bei Neu!, Alice Coltranes psychedelischen Jazz oder Industrial-Gehämmer der Neubauten hat Drone als musikalisches Mittel daraufhin zahlreiche Mutationen erfahren, ist zuletzt sogar mit Tim Hecker im Quasi-Mainstream angekommen und überschattet aktuell nicht wenige Techno-Dancefloors. Das von Tony Conrad poetisch beschriebene Prinzip hat allerdings wohl kaum jemand konsequenter umgesetzt als die Drone-Metal-Band Sunn o))). Sogar in der Taz oder der New York Times wurde das letzte Album Kannon besprochen, die Band bespielt Galerien und irgendwelche Irre veranstalten zu den Songs Yoga-Sessions unter dem Titel »Black Yo)))ga«. Trotzdem laden das Conne Island und das beliebte Schubladenkonsortium am Abend des 31. August 2016 recht herzlich zum Konzert ein.
Im Zentrum der Musik von Sunn o))) steht der Sound verzerrter Gitarren, die sich zu monotonen, unterschwellig pulsierenden Drones aufwerfen. Auftritte gleichen Ritualen, zelebrieren ins Endlose gezogene Gitarrenriffs. So laut, dass der Sound körperlich erfahrbar ist. Ende und Anfang der Stücke sind kaum auszumachen. Auf der Bühne stehen bizarr gestikulierende Gestalten in Mönchskutten mit umgehängten Instrumenten. Eine absurde Gestalt erscheint aus dem Nichts, stimmt primordiale Sprechgesänge in unerkannter Sprache an. Hinter den Musikern ist eine ungeheure Wand aus Verstärkern zu erahnen. Der Konzertraum wird bis in den letzten Winkel mit Rauch gefüllt; unter freiem Himmel türmt sich eine dutzendmeterhohe Rauchsäule auf. Ganze Kontinente verschieben sich in dröhnender Langsamkeit. Lava fließt zäh karge Abhänge herunter. Besucher beschreiben Konzerte als Erfahrung - »life changing«. It took the night to believe. The moment of enlightenment is a sound.