• Titelbild
• Editorial
• das erste: Theorien im kritischen Dialog
• Schwarze Deutsche im Nationalsozialismus
• SPACE BINGO
• Madball
• Klub: Electric Island / Dixon
• Sick of it all
• Baroness
• Wurzellose Kosmopoliten. Von Luftmenschen, Golems und jüdischer Subkultur.
• WORD! cypher / End Of The Weak Leipzig (Open-Mic-Freestyle-Session).
• Dabei Geblieben – Aktivist_innen erzählen vom Älterwerden und Weiterkämpfen
• Vorsicht Volk!
• Die Neuordnung der deutschen Geschichte – Bundesrepublikanische Geschichts- und Gedenkstättenpolitik seit 1990
• Hawaiianischer Schnee Tour (Teil 2)
• Easter Ska Jam
• Record Release Party zur Hannah (EP) von Duktus
• TOCOTRONIC - »Pädagogisch Wertlos Tour 2016«
• review-corner event: Sleep In-Review
• position: Antifaschistischer Selbstschutz und die Gewaltfrage
• doku: Jetzt kommt die Nagelprobe
• doku: Sächsische Zustände
• das letzte: Das Letzte
• Neue Titel im Infoladen
Hallo LVZ, Hallo Klaus Staeubert,
es wäre gelogen, wenn wir mit der typischen Floskel »mit Verwunderung haben wir festgestellt« beginnen würden. Am 28.01.2016 habt ihr eine Illustration unseres Newsflyers #219 mit dem Kommentar abgedruckt, es wären »solche Andeutungen und Worte, [...] die offenbar an der Gewaltspirale drehen.« Darauf zu sehen war, das habt ihr gut erkannt, »ein Foto von einer in Rauch gefüllten Straße mit der Aufschrift »Hitze statt Hetze« und »Am 12. 12. Connewitzer Willkommenskultur demonstrieren!« Die Illustration selbst war nur für die LeserInnen eurer Online-Ausgabe sichtbar, später wurde sie durch ein netteres Foto von Freisitz und Vorderhaus des Conne Islands ersetzt. Das ist schade, denn so können sich eure LeserInnen nicht mehr selbst davon überzeugen, dass es sich bei der Illustration offensichtlich um Satire handelt. Wir jedenfalls trauen unseren LeserInnen das zu, denn der Stil der Illustration imitierte ganz bewusst denjenigen von Deutschlands größter Boulevardzeitung. Mögliche Zweifel aber werden gern beiseite geschoben, wenn man gewissermaßen davon leben muss, der LeserInnenschaft die eigenen Vorurteile zu verkaufen. Und da wird jede mögliche adäquate Erkenntnis, dass die Illustration »zwar unter der Rubrik »Das Letzte« veröffentlicht« worden ist, mit den Worten »aber kommentarlos« verworfen. Dabei wäre mit einem kurzen Blick in Ausgaben unseres Newsflyers schnell herauszufinden gewesen, dass es sich bei »Das Letzte« um unsere (Real)Satire-Rubrik handelt.
»Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel«, schrieb einst Kurt Tucholsky und fast einhundert Jahre danach scheint sich beim Blick in eure Kommentarspalten nicht viel geändert zu haben. Vielleicht blättert ihr ja in der Mittagspause mal in unserem Archiv. Vor ziemlich genau einem Jahr, in der Ausgabe #220 (Januar/Februar 2015), haben wir aufgrund der islamistischen Terroranschläge auf die Redaktion des französischen Satire-Magazins Charlie Hebdo in unserem Editorial mit Kurt Tucholsky die Frage gestellt: »Was darf Satire?« Anders als die fein auswendig gelernte Pennäler-Antwort (»Alles«), wiesen wir auf Tucholskys Charakterisierung des typischen Denkfehlers der Deutschen hin: das Verwechseln des Dargestellten mit dem Darstellenden.
Mit unserer Illustration versuchten wir uns in Tucholskys »Eiertanz« des Satirikers zwischen dem Identitätspopanz eines Stadtviertels, den standortbesorgten Nächstenliebenden, der Feindbildpflege konservativer Politiker, der Spektakelgier bürgerlicher Medien und dem Ticketbedürfnis des deutschen Spießers. Es sind hingegen Worte wie die eines Ronald Pohle (CDU), die mit der Forderung nach dem polizeilichen Einsatz von Gummigeschossen offenbar an der Gewaltspirale drehen.
Auch nach eurer Einschätzung reagierten die eingesetzten PolizistInnen am 12.12.2015 »rigoros und ohne Rücksicht auch auf Unbeteiligte,« und ließen »frühzeitig Tränengas, Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzen. Auch unter den mehreren Tausend friedlichen Gegendemonstranten«, berichtetet ihr weiter, »gab es dadurch zahlreiche Verletzte.« Heute gibt es für euch nur noch 69 verletzte PolizistInnen. Auch so kann man mit am Rad drehen. Der ehemalige Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei NRW, Frank Richter, hielt übrigens den Einsatz von Gummigeschossen aus einem lebenswichtigen Grund »in einer Demokratie [für] nicht hinnehmbar«: Wer sie einsetzen wolle, so der heutige Präsident des Essener Polizeipräsidiums, nehme »bewusst in Kauf, dass es zu Toten und Schwerverletzten kommt.«
Mit gemäßigt freundlichen Grüßen,
CEE IEH-Redaktion