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Aktuelles Heft

INHALT #230

Titelbild
+++ Terror +++ Terror +++ Terror +++
• das erste: Advent, Advent, die Karli brennt!
• inside out: Connewitz ist ein Ort für emanzipatorische Gesellschaftskritik und Hedonismus!
KLUB Live pres.: LV (Brownswood Recordings) – Live!
Stick To Your Guns Winter Tour
The Decibelles
ZSK
Darkstar
• doku: Fight Back – Rechte Strukturen zerschlagen
• doku: Hypezig – Die Verkleinbürgerlichung des Alternativen
• doku: «... so long as nuclear weapons exist, we are not truly safe. (Applause.)»
• doku: Gute deutsche Politik
• das letzte: Straßenterror allerorten...
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Wir dokumentieren an dieser Stelle einen Aufruf zur Demonstration am 12.01., einen Tag nach den faschistischen Ausschreitungen in Connewitz.



Fight Back – Rechte Strukturen zerschlagen

Während am Montag 3500 beim Aufmarsch von LEGIDA/PEGIDA in der Leipziger Innenstadt rassistische Hetze verbreiteten und ca. 2000 Menschen dagegen auf die Straße gingen, nutzten ca. 250 Nazis und Rassist*innen die Situation aus und griffen im Leipziger Stadtteil Connewitz mehrere Ladengeschäfte, Kneipen, einen Imbiss, das Vereinslokal des antirassistischen Fußballvereins „Roter Stern Leipzig“ und mehrere Wohnungen an. Außerdem wurden mehrere Menschen verletzt, die sich nicht rechtzeitig in Schutz bringen konnten. Der Angriff erfolgte zu einer Zeit, als ein Großteil der antirassistischen und antifaschistischen Stadtteilbewohner*innen die Gegenproteste in der Innenstadt unterstützen.
Dabei rechneten die Nazis offensichtlich jedes Geschäft, Auto und jede Mülltonne in der Wolfgang-Heinze-Straße der antifaschistischen Szene zu und zerstörten wahnhaft alles, was auf ihrem Weg lag. Während die Ermittlungsbehörden den Kreis der Täter auf das Hooliganspektrum von LOK-Leipzig und des Halleschen FC reduzieren, wurde anhand von Autokennzeichen schnell deutlich, dass bundesweit zu der Aktion mobilisiert wurde, unter anderem aus dem Leipziger Umland, Dresden, Berlin, Dortmund sowie aus Österreich. Da der Autotreffpunkt der Nazis glücklicherweise recht schnell ausgemacht wurde, konnte deren „gute Heimreise“ zum Teil erfolgreich erschwert werden.
Dass die Polizei in Anbetracht der Umstände im Vorfeld nichts von dem Spektakel mitbekommen haben soll, ist wenig wahrscheinlich. Dass Zivilpolizisten im Umfeld des Aufmarsches durch Connewitz gesehen wurden, lässt schlimmeres vermuten. Nachdem der Mob einmal durch Connewitz gelaufen war und die Wolfgang-Heinze-Straße komplett verwüstete, scheiterte der erfolgreiche Abschluss an der Dummheit und Unentschlossenheit des Haufens Rassist*innen und dreißig Cops, die sie vor dem Polizeiposten einkesselten. Infolge dessen wurde 211 von ihnen ID-behandelt und Ermittlungen wegen schweren Landfriedensbruchs aufgenommen.
Als Antifaschist*innen aus der Innenstadt versuchten sich den Nazis entgegen zu stellen, ging die Polizei mit außerordentlicher Gewalt gegen diese vor. Es wurde massiv Tränengas eingesetzt und Beamte prügelten wild auf Antifaschist*innen ein. In Folge dessen kam es zu schweren Verletzungen durch die Schläge und Tritte der Polizei. Hinzu kamen willkürliche Personalkontrollen von Anwohner*innen während gleichzeitig die Autos der Nazis geschützt wurden. Die Polizeiarbeit endete schließlich bei der Absicherung der noch verbliebenen Nazi-Pkws und deren Abreise. Nach dem Abzug der Polizei und nachdem die Nazis in die Wache gebracht wurden, fanden Bewohner*innen des Stadtteils einige Beweismittel, die die Polizei wohl aus Versehen übersehen hat, unter anderem verschiedene Tatwerkzeuge: ein Messer, Sturmhauben und geworfene Steine.
Die rassistische Organisierung und Mobilisierung findet in Sachsen gegenwärtig ihren bundesweiten Höhepunkt. Seit knapp drei Jahren befinden sich rassistische Bewegungen wie PEGIDA/ LEGIDA, Nein zum Heim, AFD und ähnliche reaktionäre Organisationen großer Beliebtheit. Der liberale Diskurs um Willkommenskultur lenkt von den gesellschaftlichen Ursachen von Rassismus und Ausgrenzung ab. Die gegenwärtige Krise des Kapitalismus und die zunehmende Verarmung der Menschen im europäischen und globalen Maßstab sowie der Konkurrenzkampf kapitalistischer Inwertsetzung reduziert das Individuum auf seine Funktion als Ware Arbeitskraft. Weltweit ist die erfolgreiche Alternative auf die Moderne dominiert durch regressive Bewegungen. Der Islamismus ist genauso wie der rassistische Roll-back in Europa eine dieser mit aller Vehemenz zu bekämpfenden regressiven Entwicklungen. Die radikale Linke muss sich als die emanzipatorische Gegenkraft zu dieser politischen Entwicklung organisieren und diese erfolgreich zerschlagen.
Auch wenn der gestrige Angriff auf die Wolfang-Heinze-Straße ein deutliches Warnsignal für die radikale Linke und die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen sein sollte, nützt es nicht, in Kiezromantik und Bewahrung des Mythos Connewitz zu verfallen. Die Aktion des Nazis und Rassist*innen hatte das Ziel, diesen Mythos zu brechen und dies um den Preis der eigenen Unversehrtheit und dem Leben der Bewohner*innen des Stadtteils. Trotz dessen ist ein Angriff auf „uns“ nur ein Kollateralschaden im Vergleich zu der anhaltenden hohen Zahl von rassistischen Übergriffen und Brandschlägen der letzten Jahre. Sich in der aktuellen Situation auf die Verteidigung des eigenen Kiezes und damit der eigenen Privilegien zu beschränken, würde den Nazis nachträglich zu mehr Erfolg verhelfen als deren kopflose Aktion jemals entfalten könnte.
Eine solidarische linksradikale Antwort muss den rassistischen Konsens brechen und in Kauf nehmen, dass sie dafür zum Ziel der gesellschaftlichen Reaktion macht. Wenn nun Bürgermeister Jung und CDU-Kudla vor Gewaltspiralen warnen, dann zeugt dies nicht nur von völligem Unverständnis der Geschehnisse und einem naiven Festhalten an längst suspendierten bürgerlichen Standards „gewaltfreier Kommunikation“. An der Verabschiedung dieser Ideologie haben von Vertreter*innen der hiesigen Landesregierung über Hetzer im bürgerlichen Gewand bis hin zu PEGIDA & CO einen nicht allzu geringen Anteil. Das nun einer der wenigen Orte in Sachsen, der sich dieser Entwicklung kollektiv und solidarisch entgegen stellt, zum Ziel der Angriffe wird, liegt auch in der Verantwortung jener, die mit Extremismusideologie seit Jahren gegen den Stadtteil Connewitz und seine Bewohner*innen hetzen. Unsere Antwort heißt darum nicht nur: Solidarität mit jenen, die aufgrund von alltäglichem Rassismus von Mob und Staat um ihr Leben fürchten müssen, sondern auch: Konsequenter Antifaschismus gegen jene, die versuchen diese Solidarität anzugreifen, in den Dreck zu ziehen und kriminalisieren.


von Anwohnerinnen aus Connewitz, Äußerst Besorgt

12.02.2016
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
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