• Titelbild
• Editorial
• das erste: Wenn Steine fliegen, Wasser geworfen wird und der Staat sich zu rechtfertigen versucht…
• inside out: 1.000 Jahre DisLikezig
• 20th Anniversary Of The Infamous Mobb Deep
• 49 m² – Kunst im Café im Monat Oktober mit Fotografien von Elisabeth Stiebritz
• Agnostic Front, Old Firm Casuals, Coldside, Übergang
• LIIMA (Efterklang & Tatu Rönkkö) + Islam Chipsy
• KLUB: Electric Island w/ Gerd Janson, Miriam Schulte, Karete
• Gewalt, Militanz und emanzipatorische Praxis - Machen die Richtigen alles falsch?
• Klub: Sub.island
• Perkele
• Klub Sonntag
• Chefket
• Hell Nights Tour 2015
• Schnipo Schranke
• Sondaschule - "Schön Kaputt Tour"
• Klub: Electric Island / Efdemin b2b Margaret Dygas AllNightLong
• position: Bericht über die Arbeit an einem Infoheft für Asylsuchende in Leipzig, bis zur Verhinderung der Auslegung der Broschüren in den Unterkünften angewiesen durch das Sozialamt.
• position: »Für immer Punk möchte ich sein...«
• review-corner event: Identitätsziel Deutschland
• review-corner buch: Mehr Lebensdienlichkeit, bitte!
• doku: Der schmale Grat der Hilfe
• doku: »Die Fronten sind klar«
• Marx Expedition 2015/16: Krisen und soziale Bewegungen
• Hollywood, Helden und was das mit Political Correctness zu tun hat
Zu erst eine kurze Vorstellung der Gruppe, der Arbeit, des Gegenstands. Die AG Infoheft (im Folgenden 'wir') ist eine offene, selbstorganisierte Gruppe von wechselnden Beteiligten, die an einem Heft für Asylsuchende in Leipzig arbeiten. Mit dem Heft soll ihnen der Zugang zu Informationen, Initiativen, Orten und Räumen in der Stadt erleichtert werden. Dabei sollten die abgedruckten Kontakte und Angebote vor allem solche sein, die kostenlos bzw. kostengünstig, selbstorganisiert, von Staat und Behörden unabhängig, interkulturell, mehrsprachig und anonym funktionieren. Die Informationen sind in Rubriken geteilt; alle Adressen sind mit Tram- und Bushaltestellen sowie mit Nummern versehen, die auf einem beigefügten Stadtplan wieder zu finden sind. Das Heft wurde bis jetzt in 13 Sprachen übersetzt und im Mai 2015 in einer ersten Auflage von über 1000 Stück produziert. Hervorgegangen ist die Arbeit am Heft aus Erfahrungen und Überlegungen zur Situation rund um die temporäre Notunterkunft in Leipzig Schönefeld (2013/2014) und die darauf folgenden rassistisch motivierten Reaktionen. Soviel dazu.
Während der Arbeit an dem Heft wurden die Unterkünfte für Asylsuchende in Leipzig besucht und die Initiative vorgestellt. Dies folgte der Intention, die Broschüre später auch hier auszulegen, da dies der einfachste Weg ist, die Asylsuchenden zu erreichen. Im Gespräch mit Sozialarbeiter_innen und Heimleiter_innen wurde festgestellt, wie viele Hefte und welche Sprachen gebraucht werden. Nachdem wir diese dementsprechend anfertigt und gedruckt hatten, erreichte eine Email seitens der Leiterin des Sozial Amtes Frau Kador-Probst die von uns zuvor besuchten Heime. Darin untersagte sie die Annahme und das Auslegen des Infohefts, ohne uns zu kontaktieren und über die Anweisung und deren Gründe zu informieren. In Kenntnis gesetzt wurden wir erst von den Unterkünften als wir die Hefte verteilen wollten. Um das Auslegen in den Heimen nicht aufgeben zu müssen und über die Gründe des Verbotes ins Gespräch zu kommen suchten wir den Dialog mit dem Amt. Wiederholt versuchten wir per E-Mail, Telefon und einem direkten Besuch einen Termin mit Frau Kador-Probst zu vereinbaren oder zumindest eine schriftliche Begründung von ihr zu bekommen. Bis jetzt hat sich aber die Leiterin des Sozialamtes bis auf ein kurzes Telefonat nicht auf ein Gespräch einlassen wollen und lies nur über Dritte von sich hören. Über eine Politikerin der Stadt konnten wir erfahren, welche die angebliche Gründe für das Verbot sind: Allgemein hält das Sozialamt die im Heft zusammengetragen Informationen für willkürlich und der Zielgruppe nicht entsprechend, als Beispiel dafür werden Wagenplätze genannt. Dabei wird von der allgemeinen Regelung, 'privates Informationsmaterial' in den Heimen nicht auszugeben, Gebrauch gemacht. Zuletzt ist das Sozialamt in der Person von Frau Kador-Probst darüber entsetzt, dass wir das Projekt den Obrigkeiten des Amtes nicht offiziell und direkt vorgestellt haben.
Wir fragen uns: Ist nicht die Aussage, die Informationen seien willkürlich und unangemessen selbst willkürlich und unangemessen? Wir kritisieren die Logik, welche die Asylsuchenden zu einer homogenen, geschlossenen, stummen Kategorie macht und als solche verwaltet. Die Verhinderung der Weitergabe von Informationen an die Bewohner_innen, welche das Infoheft versucht durch die Unterscheidung von privat und nicht-privat (?) sowie die polizeiliche (Vor-)Sortierung vom Amt lehnen wir an sich und als Begründung ab. (Wir brauchen nicht zu hören, dass man damit eigentlich die Verteilung von fremdenfeindlichem Material verhindern möchte.) Selbiges gilt für das autoritäre Gebaren uns gegenüber. Allgemein haben wir totales Unverständnis für die Anweisung des Sozialamtes trotz der anfänglichen konstruktiven Zusammenarbeit mit den Unterkünften, Mitarbeiter_innen und Bewohner_innen. Darüber hinaus kritisieren wir die offensichtliche Verweigerung der Kommunikation seitens des Sozialamtes. Wir glauben, man hätte eventuelle Missverständnisse und Unstimmigkeiten klären können. So haben wir aber erfahren, dass das Sozialamt eine selektiv repressive Kontrolle ausübt. Dabei geht es sowohl um die Beschränkung unserer Möglichkeiten als auch derer, für die das Heft gemacht ist. In dieser Situation wollen wir nicht bleiben. Die Hefte werden dennoch verteilt. Andere Initiativen und einzelne Helfer_innen unterstützen die Verteilung. Über die E-Mail Adresse infoheft-leipzig@riseup.net können gerne Hefte angefragt werden.
von der AG Infoheft