• Titelbild
• Editorial
• das erste: Wenn Steine fliegen, Wasser geworfen wird und der Staat sich zu rechtfertigen versucht…
• inside out: 1.000 Jahre DisLikezig
• 20th Anniversary Of The Infamous Mobb Deep
• 49 m² – Kunst im Café im Monat Oktober mit Fotografien von Elisabeth Stiebritz
• Agnostic Front, Old Firm Casuals, Coldside, Übergang
• LIIMA (Efterklang & Tatu Rönkkö) + Islam Chipsy
• KLUB: Electric Island w/ Gerd Janson, Miriam Schulte, Karete
• Gewalt, Militanz und emanzipatorische Praxis - Machen die Richtigen alles falsch?
• Klub: Sub.island
• Perkele
• Klub Sonntag
• Chefket
• Hell Nights Tour 2015
• Schnipo Schranke
• Sondaschule - "Schön Kaputt Tour"
• Klub: Electric Island / Efdemin b2b Margaret Dygas AllNightLong
• position: Bericht über die Arbeit an einem Infoheft für Asylsuchende in Leipzig, bis zur Verhinderung der Auslegung der Broschüren in den Unterkünften angewiesen durch das Sozialamt.
• position: »Für immer Punk möchte ich sein...«
• review-corner event: Identitätsziel Deutschland
• review-corner buch: Mehr Lebensdienlichkeit, bitte!
• doku: Der schmale Grat der Hilfe
• doku: »Die Fronten sind klar«
• Marx Expedition 2015/16: Krisen und soziale Bewegungen
• Hollywood, Helden und was das mit Political Correctness zu tun hat
Techno zu tanzen und sich am Wochenende körperlich besser NICHT zu erholen, hat den widerspruchslosen Stempel des Berufsjugendlichen. Jene Spezies aus den Fängen des zeitgenössischen Mittelstands ist bekanntermaßen auf der ewigen Suche nach Zerstreuung und Pause vom privilegierten Selbstausbeuten. Die Sehnsucht nach ewiger jugendlicher Existenz, samt unbeschwerter Zeit als Break vom Geldverdienen und/oder Grübeln, erinnert an die kindliche Vorfreude und Euphorie über Freistunden und große Pausen in Schulzeiten. Die Unterbrechung der Pflicht wird zum scheinbar selbstbestimmten Moment ohne Limit. Die beliebten Aktivitäten und Rituale während jener «Freizeit» bestätigen die Analogie zum populären Wochenendverhalten: Auch auf den Schulhöfen wurde ganz instinktiv geknutscht, gesoffen und sich geprügelt. Die darauffolgenden 45 Minuten Bildung ließen sich oft nur mit dem Wissen um das nächste «große» Abenteuer und «Abgehänge» auf der Raucherinsel ertragen. Alle Raver dieser Welt tingeln demnach jedes Wochenende erwartungsvoll zur großen Hofpause.
Bei den anderen Protagonisten des großen Clubzirkus handelt es sich um eine noch lustverliebtere Gattung Mensch, die immer noch stark behauptet, ihr ginge es vor allem um Musik. In Wirklichkeit wollen die Discjockeys dieser Welt jedoch nur eins: Sie wollen jedes Wochenende auf Klassenfahrt!
Jedes Wochenende in der Gegend rumgondeln, mit geilen Leuten abhängen und sich dadurch in einen Zustand permanenter Vorfreude und Aufregung zu katapultieren, sind die eigentlichen Motive. Um die Regelmäßigkeit der Ausfahrten zu sichern, bedarf es jedoch einiger Jahre. Wird ein Ausflugsziel zum ersten Mal angesteuert, heißt es, dort einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen, um dort ab sofort jedes Jahr eingeladen zu werden. Sind Herbergsmutter und -vater zufrieden und die sonstigen Gäste beeindruckt, steht einer dauerhaften stammkundenartigen Bindung nichts mehr im Wege.
Das Conne Island samt Electric Island hat eine durchaus gute Reputation in Sachen undergroundiger Qualitätsfeierei. Für oben beschriebene klassisch wechselwirksamen Partnerschaften von DJ und Club ist die Insel jedoch weniger bekannt. Der Club hat keine klassischen Residenz-Discjockeys und House & Techno finden nebst ausgewählter Sonderveranstaltungen konsequent nur einmal im Monat statt. Desweiteren sind die Programmgestalter_innen stets überambitioniert und wenig selbstbewusst mit dem Setzen auf die ewig gleichen «Clubpferde». Ein zwanghafter Wille zu Ausgewogenheit und Abwechslung der raren zu veranstaltenden Termine verhindert außerdem ernsthafte dauerhafte Beziehungen zwischen Künstler_in und den Veranstalter_innen. Electric Island ist demnach eine meist kurze, aber intensive Affäre, deren Einmaligkeit jedoch nichts über ihre Qualität aussagt. Die Rahmenbedingungen und der Anspruch ermöglichen jedoch meist kein konstanteres Miteinander.
Wer dennoch zum zweiten Mal als Dj auf die Insel kommen muss, weiß sofort, dass es sich hierbei um eine Art Heiratsantrag handelt.
Der Technomonat November im Conne Island kommt umso ungewohnter angetraut daher. Zum einen wird nämlich die sehr enge Beziehung zwischen Conne Island und KANN um die Vertrautheit von Giegling in eine 30-stündige Dreiersituation verwandelt (dazu sicher mehr in der nächsten Ausgabe). Und am Anfang des Monats steht eine weitere dauerhafte Verbindung im Mittelpunkt des elektronischen Musikgeschehens. Es geht um Margaret Dygas & Efdemin. Margaret verzauberte bereits 2009 wirklich ALLE! Seit 2011 war sie jedoch lange nicht mehr Gast. Umso aufregender, dass sie diesmal als eine Hälfte einer ganz besonderen Nacht die Chance eines Wiedersehens wahrnimmt. Wer Margaret schon einmal beim Auflegen erlebt hat und sich nicht in ihre Art, Musik und Ausstrahlung verliebt hat, wird die zweite Hälfte des Abends erst recht nicht kapieren.
Die andere Hälfte gehört nämlich einer tiefen Verbindung aus gegenseitiger Bewunderung der Protagonisten Efdemin und Conne Island. Kein anderer war in diesem Laden technomäßig mehr zu Gast und zu Gange als Phillip Sollmann. Diese Schulhof-Liebe hat nicht grundlos nächstes Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum und kann mit komischen Veranstaltungsankündigungen sowieso kaum erklärt werden. Eins ist aber jetzt schon klar: Margaret Dygas & Efdemin - All night long… Ein Traum wird wahr!
Und somit ist Electric Island auch nicht zwingend nur Hofpause und Klassenfahrt. Es bleibt das kurze allmonatliche Flitterwochenende ohne Heiraten!
[jeremy]