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• doku: Reflexive Moderne und das Elend der Welt – Ulrich Beck und die Haltbarkeit von Zeitdiagnosen
• doku: Frauenrechte à la Uno
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• leserInnenbrief: Hilfssoldat im Urlaub?
• das letzte: Worum sollte es am 18. März gehen?
Geschätztes CEE IEH,
es gibt tausende Möglichkeiten für sinnvolle Freiwilligendienste in Israel. Warum habt ihr also ausgerechnet den Bericht von Markon im letzten Heft abgedruckt? Welche Relevanz hat dieser Werbeartikel für eine öffentliche Auseinandersetzung?
Widersprüche die sich ergeben müssten, wenn man als »deutsch sozialisierte Zecke« (Markon) zur Hilfskraft im militärischen Apparat der IDF wird, kommen im Text nicht vor, stattdessen: Lob von Israelis, sexy Soldatinnen, etwas Nachhilfe im Ordnunghalten und Urlaubsfeeling.
Die Notwendigkeit für starke israelische Armee wurde im CEE IEH schon ausreichend begründet. Dass Markon dies nicht nochmal wiederholt ist nachvollziehbar. Doch er unterlässt auch eine Einschätzung welche Rolle das Militär in der israelischen Gesellschaft spielt. Widersprüche und Fragen die v.a. in Israel heiß diskutiert werden spielen bei ihm keine Rolle, zum Beispiel: Warum verweigerten israelische Kampfpiloten weiter Einsätze im besetzten Westjordanland? Warum setzten sich ehemalige israelische Geheimdienstchefs in diverse Fernsehstudios und kritisierten die Arbeit ihrer Dienste? Wie verhält man sich zu den Foltervorwürfen gegenüber israelischen Sicherheitsdiensten, wie sie die israelische Tageszeitung Haaretz jüngst veröffentlichte?
Auch die Perspektive von Palästinenserinnen und Palästinensern in den besetzten Gebieten fehlt. Deren alltägliche Einschränkungen und Demütigungen durch das israelische Militär werden nicht einmal am Rande erwähnt, vermutlich aus Angst antizionistischen Positionen in die Hände zu spielen.
Ich teile die Auffassung, dass es nicht die Aufgabe von deutschen Linken ist sich vordergründig mit den Widersprüchen der IDF und der israelischen Gesellschaft auseinanderzusetzen, während das Militär anderer Länder, inkl. der Bundeswehr, nicht im Fokus steht. Wenn das CEE IEH aber den Freiwilligendienst für das israelische Militär bewirbt, dann ist man mitten drin in den oben skizzierten Konflikten und etwas Selbstreflektion wäre angebracht.
Stefan Grigat vewieß 2007 auf die notwendige Verbindung von Israelsolidarität und kommunistischer Kritik, »für die man weder zum begeisterten Militaristen mutieren muss noch sich darüber hinwegzutäuschen braucht, dass Militär- und Polizeiaktionen zu grauenhaften Übergriffen führen können« (Grigat 2007: Kritik des aufgeklärten Antizionismus. Metropol.).
Liebes CEE IEH veröffentliche in Zukunft doch lieber Texte zum Zusammenhang von Israelsolidarität und fortschrittlicher Kapitalismuskritik. Damit lassen sich empanzipatorische, israelsolidarische Positionen stärken und zugleich besteht die Möglichkeit für einen solidarischen Bezug auch auf die Teile der palästinensischen Gesellschaft, die sich nicht die Auslöschung Israels zum Ziel gemacht haben und unter der Besatzung leidet.
Dadurch würden die Proteste gegen linke und rechte Antizionisten, wie z.B. dem AK Nahost in Leipzig, mit schlauen Argumenten gestärkt. Das ist weitaus sinn- und wirkungsvoller als dafür zu werben in der IDF Soldat zu spielen.
Marvin Alster