• Titelbild
• Editorial
• das erste: Kommunismus ist was Bestimmtes – Eine Replik auf die Autodidaktische Initiative Leipzig
• Klub: Kowton
• Buchvorstellung: Sascha Lange: "Meuten, Swings & Edelweißpiraten. Jugendkultur und Opposition im Nationalsozialismus"
• Die neue notwendige Offensive der radikalen Linken
• Ariel Pink
• Taste of Anarchy Tour
• Benefizdisko!
• klub: electric island w/ Ben Ufo
• Discipline, Deadline, Topnovil
• Danko Jones, The Admiral Sir Cloudesley Shovell
• Nico Suave
• Cock Sparrer, Lord James, Smart Attitude
• Lagwagon
• The Devil Makes Three
• review-corner buch: Schlichter Regress
• position: Pegida schafft sich ab.
• doku: Erinnerung, Vergessen und das linke Geschichtsbewusstsein
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• das letzte: das Letzte:
Es gibt zwei verallgemeinerte und vereinfachte Idealtypen einer erfolgreichen Karriere im Techno- und House-Bizz. Erfolg als Summe ergibt sich hier aus Money, Fame und natürlich Credibility, versteht sich die Club-Szene doch allzu gern als Underground.
Ein Idealtypus der Karriereplanung ist der Produzent-DJ. Durch EPs in hoher Frequenz, besser noch mit Hitpotential und wenig Qualitätsabrieb potenzieren sich Gigs, Gagen und Glaubwürdigkeit (die drei Gs). Ein Album erhöht nach kurzer Einführung des/r Künstlers/in auf dem Markt die künstlerische Integrität. – Es gilt gemeinhin die Annahme, dass Produktionen auch als Manifest für den zu erwartenden Sound und die Qualität der DJ-Sets gelten.
Ein anderer idealtypischer Weg ist die Leiter Richtung Techno-Himmel und Legendenstatus nur durch Deejaying zu erklimmen. Dieser gilt als viel beschwerlicher und verspricht nur selten ähnlichen Erfolg. Der/Die DJ-DJ baut seinen/ihren Stardom auf Erzählungen, Erfahrungen und nicht beliebig reproduzierbare Momente auf (ja ich weiß, Mitschnitte und Podcasts sind kein zu vernachlässigendes Marketinginstrument, brauchen aber auch erstmal die Aufmerksamkeit, müssen einer Überprüfung im Club standhalten und sind oft auch weniger nachhaltig). Die Qualitäten des DJs werden nicht durch das Auflegen von DEN alten Platten, sondern durch das erneute Besuchen eines Gigs immer wieder vergegenwärtigt. Dieser Weg kann aber allgemein als nachhaltiger hinsichtlich der drei Gs gesehen werden.
Dixon und Sven Väth, als zwei der populärsten Figuren der Szene, haben ihren Erfolg vor allem als DJs aufgebaut. Im Hinblick auf die beiden »Popstars« in ihrer Extravaganz und Exaltiertheit steht der britische DJ-DJ Ben UFO ihnen als Antithese gegenüber. Der Mitbetreiber des Genregrenzen missachtenden Labels Hessle Audio erfüllt nicht das Klischee des Superstars, sondern ist vielmehr Archetyp des obsessiven Musiknerds: immer am Diggen, auf der Suche nach der großartigen Musik. Er spielt nicht nur technisch in seiner eigenen Liga, sondern ist auch in seiner Selection immer cutting-edge. Seine Sets spiegeln Einflüsse aus der Zeit zwischen damals und morgen wider. Mit seiner beispiellosen Virtuosität switcht er zwischen House, Techno, Garage, Dubstep und Grime. Er scheint als Verkörperung der musikalischen Formenlehre und gilt mit seinem eklektischen Mix als einer der Wegbereiter des Hybriden aus »4 2 the floor« und Gebrochenem, der seit Ende der 00er-Jahre von UK aus den steifen Club-Sound aufmischt.
Kassem Mosse ist in erster Linie Produzent und Live Act. Indem er auch immer wieder die Erwartungen an einen einfachen, funktionalen Sound unterläuft, hat er sich über die Zeit seinen Ruf aufgebaut. Veröffentlichungen auf Labels wie Mikrodisko, Workshop und Non Plus sind gezeichnet von einer düsteren und schroffen Soundästhetik, die sich in beunruhigenden Melodien und unkonventioneller Rhythmik niederschlägt. So deep und weit draußen seine Tracks auch sind, werden sie doch immer getragen von einem unwiderstehlichen Groove, der sie auch perfekt für den spezielleren Dance Floor macht. Diesmal spielt er ein DJ Set, auf dessen musikalische Ausgestaltung sich wohl nicht von seinen Produktionen rückschließen lässt.
Auch Karen Gwyer hat zunächst als Produzentin Aufmerksamkeit erregt. Mit Veröffentlichungen auf No Pain in Pop und Opal Tapes bewegt sie sich in den experimentelleren Gefilden des Techno. Mit einem Live Set wird sie ihren avantgardistischen Ansatz als Techno-Strudel für den Club aufbereiten.
Onetakes Musikgeschmack und somit seine DJ Sets sind längst jedem klar begrenztem Genre entwachsen. Er hat durch Beharrlichkeit und vielzählige Auftritte in Leipzig den Weg für einen unberechenbaren Hybrid-Stil geebnet. Er bringt den Abend und das Line Up auf den Punkt.
So kann sich an diesem Abend vergewissert werden, ob Kassem Mosses Produktionen auch für seine DJ Sets stehen, wie Karen Gwyer ihren Sound live umsetzt und natürlich kann man sich wiederholt von den Qualitäten der DJ-DJs überzeugen.
[InkassoMalte]