3 Jahre unterscheiden Ruffn Raw aus Frankfurt nicht
nur dadurch, daß es das erste deutsche Hip Hop-Label mit - wenn auch
befristet - Majordeal war, sondern im besonderen durch den Umstand, die
territoriale Authentizitätsfalle sogenannter deutscher Hip Hopper dadurch
zu umgehen, das Label auf der Hip Hop-Weltkarte zu etablieren.
An diesem Abend gilt also ausschließlich der Soundpool worldwide als
Maßstab.
Bestünde Frankfurt nur aus Rödelheim - die Welt
wäre nicht schlechter, aber auch nicht besser. Und es gäbe keinen
Draht nach New York und dem dortigen Shadow-Label, auf dem, neben
DJ Krush, Ninja Tune, Sharpshooters und Da Germ, auch Raucous aka Sabotage
jenen Stuff strickt, aus dem deutschhoppige Träume schon lange nicht mehr
sind. Wer Vorbilder wie Rakim und Wu Tang Clan ins Feld führen darf, ohne
zum Deppen gestempelt zu werden, muß die Skillz schon löffelweise
verabreichen. Daß er dann auf zweien der nicht unwichtigsten Labels in
Deutschland, Groove Attack Prod. und Loose Ends Rec.,
veröffentlicht, wo er sich in trauter Runde mit Funkdoobiest, Groove
Theory und Menelik widerfindet, spricht Bände.
Zu verdanken sind diese Connections nicht unwesentlich Calogero Randazzo und
Kerstin Lamb, die neben Loose Ends Rec. auch das Ruffn
Raw-Label initiierten, das jetzt, nach drei Jahren in rugged hip
hop, anläßlich der gleichnamigen Jubiläums-Comp. einen
repräsentativen Querschnitt ihres Labelschaffens on Tour bringen.
Wozu dann auch Roey Marquis II, der DJ und Produzent, zählt, der
dafür sorgte, daß New York-Standarts jetzt ohne Mühe
gehalten werden: abstrakter und experimenteller Hip Hop Flava, der ohne
Jamaica-Connection natürlich unvollständig wäre: Jazzish aus
Queens ist lyrisch gesegnet, seit seine Mutter ihm das Leben
schenkte. Jazz Effects und Reality Lyrics lassen die Balken sich vor
Lächerlichkeit biegen, wenn die Diskrepanz zwischen Background und
schlechtem Rap mittels eines eklektizistischen Nichtskönnens vertuscht
werden soll. Variety Pac belehren uns da eines besseren, wenn selbst Ragga und
Dancehall Vibes in ihrem Set Platz finden.
Wenn an dieser Stelle explizit erwähnt wird, daß die vierten im
Bunde, Otropic T(h)ree, im November 93 im Vorprogramm von Jazzmatazz tourten,
so ist das nur als Zugeständnis an diejenigen zu verstehen, deren Horizont
jenen eben gemachten Brückenschlag verlangt. Schließlich ist die
Verselbstständigung Gurus Jazzmatazz für immer und ewig das Trauma
für all die, die nie wollten, daß Vollidioten diese Musik
rezipieren, ohne ihre beschränkten Hörgewohnheiten ändern zu
müssen. Otropic T(h)ree, gehandelt als die Frankfurter Digable
Planets (was übrigens eine ziemlich blöde Kategorisierung
darstellt), bringen jenen real Hip Hop Flavour, an den ich inzwischen wieder
richtig ernsthaft glaube. Aber das nur am Rande.
Ralf
O Tropic T(h)ree:
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