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neurosis, 1.1k sind eine der wenigen grossen Ausnahmen im HC-Post HC Bereich - kein sinnentleertes Hartheitsgehabe und keine, als Lifestyle nutzbare, Streetcredibility, auch in gefälliges Hardcoregewand gekleidetes Gutmenschentum fehlt völlig, und, auf dem Feld, das Fugazi und No Means No einst anlegten, wird ebenfalls nicht herumgeackert. Nein, Neurosis spielen die unmoralischste, entfesselste und brutalste Musik weit und breit, sie spielen die Art von Musik, von Leuten, die im Begriff sind, gleich Geiseln zu nehmen. Sie liefern dir den Soundtrack zu dem, was man als Zeitgeschichte versteht.
„...For us it’s a way of creation pure thoughts and pure emotions in a way that’s beyond words, because otherwise you could just use words. We’re trying to tap the spiritual and emotional with sounds...“
Schau dir die Nachrichten im Fernsehen an, lies Zeitung und hier hast du den passenden musikalischen Teppich zu dieser Art gefilterter Realität.
Seit „Souls at Zero“ produzieren Neurosis einen gnadenlosen Breitwandsound, der, angereichert mit Versatzstücken aus Hardcore und Metal und unterlegt mit furchterregenden Samples, immer weiter in Richtung Ambient und Klangfläche driftet. In ihrer kalten Emotionalität halten Dir Neurosis ein Bild vor die Augen, das an die Breughelschen Höllenvisionen gemahnt. Und sie versuchen erst gar nicht irgendwelche Lösungswege, die außerhalb einer Apocalypse liegen könnten, aufzuzeigen. Neurosis verstehen es, ihre Weltuntergangsvision live in einer fesselnden, sogartigen Weise audiell und visuell umzusetzen.
Irgendwann werden Neurosis bei einem Bombastsound angelangt sein wie er in den siebziger Jahren so gerne zelebriert wurde, doch die ganze verlogene Hippie-Attitüde wird dabei völlig fehlen.

fetish 69, 0.8k - produzieren einen unklassifizierbaren Sound, der irgendwo in der Grauzone zwischen Noise, industriellen Samples, metallischer Schwere und textlicher Intensität liegt. Dieses schwerverdauliche Gebräu brachte der Gruppe, als bisher einzigem europäischen Act, einen Platz auf einer der berüchtigten „Dope, Guns, and Fucking“-Compilations des verdienstvollen Amphetamin Reptile Labels ein. Live wurde dieses schon mit Bands wie Helmet oder den göttlichen Boss Hog zum Besten gegeben. Ihr neues Release „Purge“ ist, wie bei den zwei anderen Bands des Abends, als eine Art Soundtrack zu einem Leben, das als Horrorfilm begriffen wird aufzufassen. Mühselig aufrechterhaltene Normalität an der Oberfläche und darunter brodelnde Emotionen, hart am Rande des Wahnsinns.
Und keine „Mothership Connection“ in Sicht. Die Ausläufer einer „alten“ und „kranken“ Musik- und Lebensauffassung erreichen uns hier ungebremst und ehrlich.

unsane, 0.8k - genialer Noise kranke Musik, auf der letztens erschienenen Platte sollen genialerweise, laut Aussage eines mir bekannten Lärmfetischisten, erstmalig klare Songstrukturen zu finden sein. Unsane weichen mit ihrer neuen LP langsam von ihrer vielgerühmten Stumpfheit ab. Stellt dir eine ekelhafte Hardrockcombo vor, stell dir vor, diese würde mit radioaktivem Schlamm bekippt, stell dir vor, das ganze Gemisch blubbere und mutiere und fange an Musik zu machen und du hast Unsane vor dir.

Kay

      „Die ganze-p.c.-Debatte ist absoluter Schwachsinn. Sie setzt sich nicht mit den gesellschaftlichen Ursache des Problems auseinander, sondern hilft, die Ursachen nur weiter zu verfestigen. Diese Hobbyterroristen tanzen auf der Nase des Systems herum, dem sie mit ihrer ganzen bescheuerten Korrektheit nur helfen, die Symptome der Krankheit weiterhin zu vertuschen. Moral hat in unseren Stücken keinen Platz. Moralisch ist die Musik der Richter. Wir sind ein Spiegel, reflektieren nur. Das ist naturgemäß eisig und sehr dramatisch.“
Scott Kelly, Neurosis

„Seit Deutschland wieder der Katastrophe gleicht, die es schon immer war, aber lange zu verbergen versuchte, ein Land, das uns suggerieren will, brandstiftende Mörder seien seine letzten Wilden, ist der individuelle Terror den Neurosis vorleben, notwendiger geworden denn je: Terror nicht nur gegen die, die uns um unsere Jugend betrogen haben, sondern auch gegen die, die heute vorgeben, Jugend zu sein, während sie sich gerade einmal wieder um ihre Jugend betrügen.“
Martin Büsser in Spex

„Daß Fun und Faschismus sich ausschließen, daß es keine totalitäre Schönheit gibt, sondern nur die Ästhetik des Widerstandes ist das mindeste was zu zeigen man von einer heutigen Band erwarten muß.“
Martin Büsser, ebenda

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last modified: 28.3.2007