• Titelbild
• Editorial
• das erste: Kritik des GegenStandpunkts – Von Fehlern und Härten unreflektierter Rationalität
• FM BELFAST, BERNDSEN
• Klub: DEEJAYS ON THE LOW
• Warm Graves, Creams, Stefkovic van Interesse
• Kraftklub
• Total Heels, The Dropout Patrol
• Klub : Sonntag!
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• Klub : Electric Island
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• Smoke Blow
• inside out: Stellungnahme zur Absage der Afrob & Megaloh- Tour im Rahmen der Königsklasse 2014
• inside out: Brief an Afrob
• review-corner platte: Aphex Twin – Syro
• doku: Aufruf zur Schrumpfung der Degrowth-Konferenz An den Vorbereitungskreis und alle anderen Klein- und Bescheidenheitsgeister!
• doku: Dummheit des AK Nahost schlägt sich an unserer Haus- wand nieder
• doku: Es gibt kein Menschenrecht auf Israelkritk – Gegen den antisemitischen Konsens
• doku: Perspektiven antirassistischer Arbeit in Leipzig: Auswertung der »Refugees Welcome!« -Demo
• doku: Das war eine spezielle Mentalität, nicht wahr? – Nachruf auf Peter Scholl-Latour
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• das letzte: Bob Ross and The Joy of Painting oder There are no mistakes – just happy little accidents
Leipzig hat eine neue Hymnenband. Warm Graves drängen in psychedelisch verträumte Shoegaze-/ Postrock-Landschaften vor, und liefern mit ihrer Namensgebung bereits die inhaltliche Referenz:
Für die Aufnahme ihres Albums, das am 2. Oktober auf dem Label This Charming Man erscheint, haben sie eigenhändig einen Chor aus Kindern und Freunden mit starken Stimmorganen rekrutiert, die lauthals von der ersten bis zur letzten Silbe die Textzeilen singen, und das Ergebnis in einer Friedhofskirche aufgenommen. Jedoch beansprucht die berstende Energie, in die sich die Stimmen des Chors steigern, auf dem Album keineswegs an Dominanz, vielmehr flirren sie in einem endlosen Hall und fließen wie organisch mit der instrumentalen Besetzung aus Gitarre, Synthie/Orgel und Drums ineinander. Überhaupt sind Chor und Instrumente klanglich derart sublim weichgeschliffen, dass deren durchdringende Wärme bis ins Knochenmark sickert. In Verbindung dazu tragen die einfach gehaltenen, rhythmisch repetitiven Drums ihren Teil zum hypnotischen Sog bei.
Die Ersetzung der Lead-Stimme durch den kollektiven Gesang darf man metaphorisch verstehen - Warm Graves inszenieren wohlüberlegt die entrückte Vision eines Niedergangs. Ihr Album Ships Will Come, verweist nicht nur beiläufig darauf. Der Chor wird zum entscheidenden Fundament für die gezielte Theatralik, die Warm Graves heraufbeschwören, wenn sie mit zerreißender Melancholie eine schneidende Stelle zwischen dystopischem Abschied und surrealer Hoffnung markieren.
Auch wenn bei den Live-Auftritten die Reduzierung auf die Dreierbesetzung deshalb einen auffällig stilistischen Wechsel mit sich bringt - so weicht der abgerundete, glatte Umschlag von der Klangästhetik bei der Albumaufnahme einer kratzig tosenden und bewusst unsauberen Punk-Manier - bleibt die musikalische Übersetzung einer desillusionierten Weltabgewandtheit, die sich jeglichem Glauben an die Standhaftigkeit von Wahrheit entledigt und mit inbrünstiger Kraft alles rausschreit, was einem im manisch verzweifelten Suchen ein Gefühl letzter Lebendigkeit einhauchen könnte.
Als Vorband von Efterklang, Crystal Stilts, The Soft Moon und Moonface haben sie trotz ihrer frischen Gründung vor gerade mal zwei Jahren eine sehr beachtliche Biografie vorzuweisen. Nach ihrem Auftaktkonzert im Conne Island und dem Albumrelease steht eine eigene, umfangreiche Tour an.
[Zunna]