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Aktuelle Termine

CEE IEH-ARCHIV

#210, Februar 2014
#211, März 2014
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#218, November 2014
#219, Dezember 2014

Aktuelles Heft

INHALT #217

Titelbild
Editorial
• das erste: Kritik des GegenStandpunkts – Von Fehlern und Härten unreflektierter Rationalität
FM BELFAST, BERNDSEN
Klub: DEEJAYS ON THE LOW
Warm Graves, Creams, Stefkovic van Interesse
Kraftklub
Total Heels, The Dropout Patrol
Klub : Sonntag!
Caribou, Jessy Lanza
OFF!, Cerebral Ballzy!
Truckfighters
Die Sterne
Klub : Electric Island
Bonaparte
Hellnights 2014
Blood Red Shoes
After the Burial
Smoke Blow
• inside out: Stellungnahme zur Absage der Afrob & Megaloh- Tour im Rahmen der Königsklasse 2014
• inside out: Brief an Afrob
• review-corner platte: Aphex Twin – Syro
• doku: Aufruf zur Schrumpfung der Degrowth-Konferenz An den Vorbereitungskreis und alle anderen Klein- und Bescheidenheitsgeister!
• doku: Dummheit des AK Nahost schlägt sich an unserer Haus- wand nieder
• doku: Es gibt kein Menschenrecht auf Israelkritk – Gegen den antisemitischen Konsens
• doku: Perspektiven antirassistischer Arbeit in Leipzig: Auswertung der »Refugees Welcome!« -Demo
• doku: Das war eine spezielle Mentalität, nicht wahr? – Nachruf auf Peter Scholl-Latour
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• das letzte: Bob Ross and The Joy of Painting oder There are no mistakes – just happy little accidents

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Im folgenden dokumentieren wir den Aufruf des Bündnisses gegen Israelkritik, mit dem am 6.9.2014 nach Köln mobilisiert wurde. Eine erste Diskussion fand auf dem Weblog Ruhrbarone statt. Das Bündnis hat sich süffisanterweise die Domain israelkritik.de gesichert, auf der auch die einzelnen Redebeiträge abrufbar sind.



Es gibt kein Menschenrecht auf Israelkritk – Gegen den antisemitischen Konsens

Antisemitische Lumpen sind in den vergangenen Wochen tagein, tagaus durch europäische Innenstädte gezogen, mit palästinensischen Gesinnungsfetzen um den Hals und selbstgefertigten oder auch vorab verteilten Plakaten in der Hand, auf denen die brutalste Dummheit prangte, während über ihren Köpfen schwarze, grüne und rote Fahnen flatterten. Aufgedrehte und erregte Jungmännerhorden suchten einander an Hitzigkeit der Raserei und Brachialität des Judenhasses zu übertreffen. Die Frauengrüppchen, der familiären Autorität, der handfesten Männerherrschaft über sie stets unterwürfig, waren trotz Sommerhitze oft züchtig verschleiert, wenngleich sich bei nicht wenigen dadurch das paradoxe Bild vom Kopftuch in Kombination mit Hotpants ergab. Doch der Hass auf die Juden versöhnt viele unüberbrückbare Gegensätze, auch die sichtlich frommer gehaltenen Mädchen durften in der Ausflugslaune solcher mitmachen, die man ansonsten kaum je vor die Tür lässt. Der Fastenmonat Ramadan tat ein Übriges, man sah bei den antisemitischen Kundgebungen landauf, landab Leute plötzlich in Ohnmacht fallen, weil die Mischung aus nicht nur physischer Aushungerung, herausgebrülltem Judenhass und schwülem Wetter zu viel wurde. Diese Intifadisten möchten gewiss ihr Auftreten gegen Israel als gute muslimische Tat verbucht sehen, etwa als Ausgleich für ein ansonsten mehr als mageres spirituelles Leben. Bei den meisten der Jünglinge wird der Alltag nicht so sehr von Moscheebesuchen als von schlechtem Hiphop und stupidem Krafttraining geprägt sein. Bei den Mädchen wäre großteils von einem möglichst sorgfältigen Kontrollregime über ihr Leben auszugehen, das bei manchen von ihnen in totale Affirmation, totale Identifikation, totale Selbstnegation – arabisch »Dschihad« – umschlägt. Deutlich zu sehen bei den verschleierten Fanatikerinnen, die etwa in Köln die schwarze Flagge des dschihadistischen Terrors über ihren Köpfen schwangen, dem Symbol ihrer totalen Entrechtung als Frauen. Der ostentative Muslimeifer aber, der sich im Alltag mancher »Allahu-Akbar«-Brüller vielleicht doch sehr in Grenzen hält, findet im blanken Judenhass unverhoffte Nahrung, wo ihnen unter unendlich öden Koranrezitationen und geistlosen, absurden Vorschriften längst das bisschen ungeglaubten Glaubens zwischen den Fingern zerrann und ihr Muslimsein kaum je mehr ist als das typisch dauerbeleidigte, immer schon jeder Verantwortung ledige Gruppengefühl. Überhaupt will jeder Eifer – insbesondere der aktuelle, rasende Eifer des weltweit angreifenden Islam – den Stachel eines weniger drohenden als hinterrücks längst geschehenen Glaubensverlustes kompensieren. Dieser Verlust kann unter Aufrechterhaltung der Lebenslüge Islam nur mittels einer unaufhörlichen Verfolgung immer neuer Abweichler oder Ungläubiger abgewehrt werden. An ihnen wird der eigene, unwahre Glaube gebüßt, das offenkundige islamische Unglück gerächt. Gäbe es keine Juden, der Islam müsste sie erfinden. Ohne diese Sündenböcke müsste er sonst an seiner eigenen Unerträglichkeit krepieren!
Die Verkünder Allahs wollen die ganze Welt in einen autoritären Kollektivismus hineinterrorisieren, die strikte islamische Trennung des »Reinen« vom »Unreinen« soll alles beherrschen und jedes bisschen Leben, jedes bisschen Freiheit in Angst und Todeskult ersticken. Die radikale Abschaffung dieses unvergleichlich amoralischen, menschenfeindlichen und despotischen Gottesbildes kristallisiert sich als die vordringlichste Aufgabe für jeden heraus, der die Idee einer Menschheit noch nicht aufgegeben hat. Der Islam ist keine schützenswerte Kultur, sondern eine furchtbare, autoritäre, gnadenlose Ideologie, die durch die Verkommenheit der westlichen Intellektuellen und Politiker, durch das Versagen und die Borniertheit der Zivilisation voranschreitet: in Gaza, Syrien, Irak, Nigeria, Somalia und zahllosen anderen Stätten islamischen Grauens. Sein terroristisches Vordringen auf den globalen Schlachtfeldern muss mit angemessenen militärischen Maßnahmen bekämpft, seiner »friedlichen« Missionstätigkeit und Propaganda im Westen mit den Mitteln des Rechtsstaats und den Waffen der Kritik das Handwerk gelegt werden. Wer das unaussprechliche Unglück hat, unterm Banner der Schahada, des muslimischen Glaubensbekenntnisses, existieren zu müssen, sei der Hintergrund des Banners nun schwarz wie bei ISIS und Al Qaida oder grün wie bei der Hamas und Saudi-Arabien, sieht sich von jeder Hoffnung auf westlichen Beistand komplett verlassen. Kein George W. Bush im Weißen Haus mehr, der so »dumm« und »arrogant« wäre, den Menschen im Orient democracy & freedom bringen zu wollen. Die vor aller Welt live sich vollziehenden, von den ISIS-Verbrechern selbst stolz ins Internet gestellten Massaker an Kurden, Assyrern, Yeziden, Christen, Schiiten und nicht wenigen Sunniten im nördlichen Irak und Syrien sind allzu lang von der untätig gebliebenen Administration des unsäglichen Friedensnobelpreisträgers Obama und von den ebenfalls friedensnobelpreistragenden Europäern ermöglicht, zugelassen, mitverursacht worden, von denen also, die das Scheitern von Iraqi Freedom immer schon vorausgesagt hatten und es nun geradezu triumphierend konstatieren dürfen.

»Kritisch ja, antisemitisch nein. Der Ton macht die Musik.« 
(Frank Elstner, BILD, 25.7.2014)

Auf die Hilfe der »mit Gaza« gegen Israel ach so solidarischen Mitmuslime kann ohnehin lange warten, wer als Muslim von rasenden Barbaren im Namen des keineswegs dabei missdeutetenden Koran entmündigt, unterdrückt, erniedrigt, geschlagen, misshandelt, gefoltert, vergewaltigt, verstümmelt, ermordet wird. Allerhöchstens senden die »Brüder« aus dem Westen weitere Fanatiker und Massenmörder, wie es derzeit in Syrien und im Irak geschieht. Die telegenen Muslimsprecher, die bärtigen Verbandsvorstände, die noch bärtigeren Imame sind viel mehr an der Hetzkampagne gegen »Kindermörder Israel« interessiert als an den Massakern, den gesprengten Heiligtümern und Moscheen im Irak, den ca. 250.000 muslimischen Toten in Syrien, den Gräueltaten von Boko Haram auch an muslimischen Schulbesucherinnen, den Untaten von al-Schabaab an Muslimen in Somalia.
Die Gier der exklusiv zum Thema Gaza auf einmal ganz muslimsolidarischen Pallywood-Lobbyisten nach Bildern von Kinderleichen, die man dem Judenstaat anlasten kann, führt nicht nur zu den absurdesten Fälschungen von Pressebildern und sogar Horrorfilmschnipseln, sondern ist auch der Grund, warum Hamas für viele solcher Leichen sorgt, indem man die Raketenstellungen bewusst dort aufstellt, wo bei israelischen Gegenschlägen hohe zivile Opferzahlen zu erwarten sind. Entgegen der unendlich oft wiederholten Behauptung, der Gazastreifen sei der am dichtesten bevölkerte Ort der Welt – dies gilt allenfalls für die Ortschaften Gaza City, Khan Yunis und Rafah – weist das Gebiet nicht wenige unbesiedelte Zonen und Halbwüsten auf, die Hamas ganz bewusst nicht als Abschussbasen für Raketen und Startpunkte ihrer Terrortunnel gewählt hat.
Der Hetzruf »Kindermörder Israel« ist die totale Dämonisierung nicht nur Israels, sondern der Juden überhaupt. Sein an mittelalterliche, antijüdische Legenden anknüpfendes Bild, das nur um weniges vorsichtiger in der europäischen und deutschen Qualitätspresse wiedergegeben wird, ist der Gipfel der Perfidie. Wer die zutiefst verlogene Parole vom »Kindermörder« aufgreift, beweist den Wahnsinnigen der Hamas, dass die Reklame mittels Kinderleichen wirkt und weiter betrieben werden soll. Jeder Journalist, Politiker, jede Einzelperson, die die Schuld an den toten Kindern mit Israel identifiziert, befeuert diese nekrophile Kinderpornographie. Die »Kindermörder«-Losung reizt die Massen, total enthemmt überzuschnappen, durch die Unschuld der Toten vollkommen moralisch legitimiert außer sich zu geraten und die Juden oder ihre Fürsprecher, echte und gewähnte Islamfeinde (wie etwa eine Burger-King- und eine McDonald‘s-Filiale in Nürnberg) mit ungehemmter Brutalität anzugreifen.
In der Öffentlichkeit besteht kein Verbot, Israel zu kritisieren, sehr wohl aber ist mittlerweile jede Kritik der Israelkritik delegitimiert. Eine stetig größer werdende Welle antisemitischer Gewalttaten bricht sich in ganz Europa Bahn, im Namen der von der Hamas ganz bewusst gefährdeten, exponierten und geopferten Kinder. Die plötzliche Vervielfachung der Angriffe auf Juden wird durch die demonstrativ in die Kamera gehaltenen Leichen befeuert, wird von den israelkritischen Politikern und Journalisten angeheizt. Die Folgen dieser Propagandaschlacht für die Juden wurden möglichst kleingeredet und verharmlost, erste antisemitische Gewalttaten prompt zu gesellschaftlichen Randerscheinungen erklärt, wie es Wolfgang Benz, der ehemalige Leiter und oberste Persilscheinaussteller des Berliner Zentrums für Antisemitismus der deutschen Gesellschaft nur zu bereitwillig attestierte. Die schließlich unleugbar gewordenen antisemitischen Vorfälle hat natürlich »niemand« gewollt, und alle hatten Israel sogar noch gewarnt, schon um der Juden im Ausland willen, für deren Sicherheit gegebenenfalls auch »niemand« bürgen könne… Wer so argumentiert, nimmt gedanklich schon einmal Geiseln.
Hamas ist eine nekrophile politische Selbstmordsekte, die rituelle Menschenopfer zelebriert und offen die Vernichtung Israels und aller Juden als ihr Ziel erklärt hat. Ganz nebenbei ermordet sie weit mehr Muslime als Juden – die Hinrichtungen von »Spionen«, »Abtrünnigen«, »Verrätern« und all derer, die sich dem mafiösen Alltagsgeschäft und dem inneren Terror der Hamas in den Weg zu stellen wagten, sind Legion. Die Einwohner Israels verdanken ihre relative Sicherheit der unermüdlichen Arbeit der israelischen Armee, die die Mordlust der Hamas – unter möglichst wenigen Verlusten auf allen Seiten – einzudämmen versucht. Ziele israelischer Luftschläge werden zuvor gewarnt, es werden Flugblätter abgeworfen, sprengsatzlose Raketen vorausgeschickt, damit die betreffenden Gebäude von Zivilisten rechtzeitig geräumt werden können. Laut mehreren Berichten ist dies aber schon von Hamas-Funktionären mit der Waffe in der Hand verhindert worden, um die Opferzahlen in die Höhe zu treiben. Diese abscheulichen Vorgänge werden von jedem mitverschuldet, der die antisemitische Parole vom »Kindermörder Israel« mitblökt, ob wutbürgermäßig mit selbstgemachtem Plakat oder per konsterniertem Leitartikel über das Leiden der unschuldigen Kinder in Gaza. Die antisemitischen Massen brüllten in Deutschland zu Hunderten »Hamas, Hamas, Juden ins Gas!« oder »Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf‘ allein!«, griffen echte oder gewähnte »jüdische« Passanten brutal und rücksichtslos an. Dies geschah eine ganze Zeit lang, ohne dass die deutsche Polizei groß intervenierte, die sich bei staatlicherseits wirklich unerwünschten Aktionen hinsichtlich der Einsatzstärke oder Robustheit nicht lumpen lässt.
Hätten etwa irgendwelche NPD- oder ProKöln-Figuren auf der Kölner Domplatte demonstriert, wäre nicht nur das Polizei-, sondern auch das klassische Antifa-Aufgebot überwältigend gewesen. Die ganze Stadt hätte sich ihnen entgegengestellt und sie niedergebrüllt. Aber gegen die Freunde des arabischen Judenmordes kommt kein »Arsch huh«, gehen keine »Zäng ussenander«. Das vermeintliche »Versagen« dem offenen, hauptsächlich islamisch motivierten Antisemitismus gegenüber, sowohl seitens der staatlichen als auch der möchtegern-staatlichen Organe (wie die sogenannte Antifa, die – mit wenigen Ausnahmen – dem antisemitischen Geschehen kaum kritische Aufmerksamkeit schenkte), ist weder ein Lapsus noch ein Zufall, sondern der sichtbare Ausdruck ihres fortschreitenden Verfalls: Es käme uns gewiss nicht in den Sinn, mit dummer Gläubigkeit an sie zu appellieren. Die ganz doll antifaschistische Linkspartei, speziell ihr nordrhein-westfälischer Landesverband, meldete Demonstrationen an, auf denen antisemitische Hetzparolen gebrüllt wurden, man suchte von linker Seite her den Schulterschluss mit muslimischen Multitüden, unter denen sich sogleich türkische Graue Wölfe und deutsche Neonazis tummelten. Die zu konstatierende Erfahrung mit dem bürgerlichen Staat im Allgemeinen und dem postnazistischen deutschen Staat samt all seinen Hilfspolizisten im Besonderen ist vielmehr: Mitten im Normalbetrieb kann jederzeit der Ausnahmezustand ausbrechen, in welchem die großherzigen Garantien und demokratischen Sonntagsreden ausgesetzt werden und auch die Staatsräson hinfällig wird, weil krisenbedingt wieder einmal gehobelt werden muss und dementsprechend blutige Späne fallen dürfen.
So geschehen bei den staatlicherseits zugelassenen, per taktischem Polizeimangel ermöglichten Pogromen in Rostock-Lichtenhagen, die schließlich zur de-facto-Abschaffung des grundgesetzlich verbürgten Asylrechts führten. Die deutsche Spezialität bei solchen Vorkommnissen ist die glänzend inszenierte Heuchelei, die mustergültige, nicht einmal bewusst abgesprochene Arbeitsteilung zwischen den Arbeitern der Stirn und den Arbeitern der Faust: Die einen schrieben damals »Das Boot ist voll« wie Der Spiegel, andere warfen dann die Brandsätze, die natürlich »niemand« gewollt hatte. Den Rest erledigte der Reichstag.
In der jetzigen Situation beginnt sich dieses widerliche deutsche Muster zu wiederholen: Der Spiegel, die Waffen-SZ, die liberalen und linken Zeitungen, das öffentlich-rechtliche Fernsehen… all diese Sturmgeschütze der Demokratie feuern unisono los, geben ihre freundschaftlichen Ratschläge an Israel, schreiben ihr infames »gerade wir als Deutsche« hin, mahnen stirnrunzelnd zur Zurückhaltung im Raketenhagel, schwafeln von Gewaltspiralen und Pulverfässern, breiten ihre hübschen Lösungen der nahöstlichen Judenfrage aus. Sie problematisieren und denunzieren gezielt die jüdische Selbstbewaffnung, die als Einziges die Fortexistenz des jüdischen Staats in einer antisemitischen Welt sichert. Sie schämen sich nicht, antifaschistisch besorgte Vergleiche ausgerechnet zu den Massenmördern zu ziehen, die die Gründung Israels als jüdische Lebensversicherung zu einer absoluten Notwendigkeit machten – also zu ihren Eltern und Großeltern. Sie reüssieren, protestieren, räuspern sich vernehmlich, bekommen ihre deutschen Bauchschmerzen, ihr altes jüdisches Geschwür, platzen schließlich mit dem heraus, was unter Freunden doch einmal gesagt werden muss, beten für den Frieden, finden jeden Krieg ganz, ganz furchtbar, in einem Wort: sie hetzen. Aus purem Ressentiment, aus einem sehr deutschen Abrechnungsbedürfnis, das den Juden Auschwitz nicht verzeihen kann, aus der schunkelnden, seelischen Korruption, der ekelhaften deutschen Verbrüderung, die immer auf Kosten des Volksfeindes geht.
Die öffentlichen Schwätzer und Schreiber gegen Israel sind als Mittäter anzusehen, die für die Gräueltaten ihrer antisemitischen Lieblinge mitverantwortlich sind. Denunzianten Israels wie Franziska und Jakob Augstein, Günter Grass, Daniel Bax, Heribert Prantl, Dieter Hallervorden, Nina Hagen, Sabine Rau würden in einer wirklichen Zivilisation für ihre Schreibtischtaten zur Rechenschaft gezogen werden. Sie gehören mindestens mit Verachtung gestraft. Ebenso die politischen Karrieristen wie Bernd Riexinger und abgehalfterte Trommler wie Jürgen Todenhöfer, die quer durch die Parteienlandschaft mittels des Themas Israel den Schulterschluss mit den dumpfen Ressentiments der Volksgemeinschaft suchen und zuverlässig auch finden. Jeder dieser obsessiven Hetzer kann sich einer ganzen Flut an Dankesbriefen für jede seiner bebenden Kühnheiten sicher sein, wird für sein larmoyantes, selbstgefälliges Maulheldentum von den anderen deutschen Zensuropfern zum Helden der Meinungsfreiheit gekürt. Jeder niederträchtige Anschlag auf den jüdischen Staat, jede bestenfalls verantwortungslose Gefährdung jüdischer Leben in Deutschland kann damit rechnen, noch zur tapferen Intervention gegen eine gewähnte, allgegenwärtige Mediendiktatur verklärt zu werden.
Der von der BILD publizierte Aufschrei »Nie wieder Judenhass!« erging nach einer geraumen Zeit alles andere als stillschweigender Unterstützung des antisemitischen Mobs seitens der deutschen, sogenannten Qualitätspresse. Von Kai Diekmann lanciert, von der Kanzlerin und dem Bundespräsidenten, Veronika Ferres und Johannes B. Kerner unterstützt, war der anti-antisemitische BILD-Titel im ersten Augenblick gewiss ein Anlass zum Aufatmen, speziell für die Juden in Deutschland, die sich angesichts der faktischen Koalition von Mob und Elite und einer schlagartigen Vervielfachung antisemitischer Gewalttaten unmittelbar bedroht sahen und über zu packende Koffer laut nachzudenken begonnen hatten. Doch liest man die verschiedenen, politisch korrekten Bekenntnisse des staatstragenden und kulturindustriellen Personals um den BILD-Titel herum, wird klar, dass hier der kurz von der Leine gelassene Antisemitismus der eifernden, migrantisch-hintergründigen Wutbürger vom ideellen Gesamtdeutschen in Regie genommen und politisch verwertbar gemacht werden soll. Es geht nunmehr um die genau richtige Dosierung der Israelkritik in absolut gewissensreiner Abgrenzung vom Antisemitismus, der von der Intelligenz weniger im Schach als vielmehr drohend bereit gehalten wird. Nichts anderes bedeutet etwa das Grass-Gedicht, die Zuckerberg-Krake und andere Anlehnungen an den »Stürmer« seitens der SZ. Es geht um den amtlich zugelassenen Härtegrad der Hetze gegen den Judenstaat, die unverdrossen weiter gehen soll, ohne aber die staatlich geschützten Juden sichtbar zu beschädigen, welche wiederum der Ausweis des wieder gut gewordenen Deutschlands sind. Die stets nachjustierte, nervös und plump dirigierte Unterscheidung zwischen verbaler Verfolgung der Juden in Deutschland und der verfolgend-unschuldigen »Frage« nach dem Existenzrecht – nein, eleganter noch: der abgrundtiefen »Sorge« um die Zukunftsfähigkeit Israels ist der Kern des aktuellen, postnazistischen Bewusstseins. Wie es Heiko Maas von der SPD auf dem BILD-Titelblatt zum Erschaudern deutlich auf den Punkt bringt: »Juden dürfen sich bei uns nie wieder bedroht fühlen.« Es ist hinter allem Pseudokalkül vor allem ein ungeheurer Selbstbetrug, vergleichbar dem Versuch, ein offenes Feuer in der Hosentasche zu tragen. Die Exponentialität seiner Energie, die stete Steigerung seiner Aggression ist wesentliches Element des Antisemitismus‘, der als Israelkritik keineswegs aufgehoben, sondern schlichtweg raffiniert und salonfähig wird. Dass all die feuilletonistisch-politischen Finessen dem Pöbel nicht ganz so schnell einleuchten, zeigt sich in den Anschlägen, brutalen Übergriffen, enthemmten Drohungen, mit denen sich Juden und jüdische Einrichtungen derzeit auf breiter Linie konfrontiert sehen. Die hetzende Journaille weiß genau um diese »unerwünschte Nebenwirkung« ihrer israelkritischen Obsession und fährt dennoch ungebremst, mit unheilbar reinem Gewissen mit ihren Angriffen fort. Es ist ein Skandal, dass die israelkritischen Lautsprecher anerkannt und erfolgreich sind, ins Fernsehen und Radio eingeladen und dort auch noch hofiert werden, als wären sie respektable Menschen, während sich durch die Mitschuld dieser Giftspritzen Juden in der Öffentlichkeit fürchten müssen, als solche erkannt zu werden. Würden die antifaschistischen Bekenntnisse dieses erbärmlichen Landes wirklich etwas bedeuten, hätten die Hetzer und Trittbrettfahrer, die Opportunisten und Türöffner des Antisemitismus nicht so ein leichtes Spiel. Wie es mit der NPD und anderen rechten Widerlichkeiten geschieht, würde jeder ihrer öffentlichen Auftritte skandalisiert, gestört, blockiert, möglichst verhindert werden. Aber Antifaschismus heutzutage ist kaum mehr als lokalpatriotischer Standortschutz und Fankurvengesang gegen Rechts.
Die politische Spitze hält sich vom allzu vulgären Judenhass und auch von allzu rabiater Israelkritik fern, weil es sich sonst mit den staatslegitimierenden Andachten am von vielen Völkern so beneideten Holocaust-Denkmal bisse, zu welchem man ja als Deutscher »gerne hingehen« können soll, wie Gerhard Schröder es treffend ausdrückte. Man darf sich hier keinen Augenblick täuschen, was die bürgerliche Republik im Postnazismus angeht: Als es darum ging, den Einsatz der israelischen Marine gegen die Mavi Marmara zu verurteilen, haben sie ausnahmslos und erstmalig in der Geschichte der BRD alle – von Angela »Staatsräson« Merkel bis Inge »Frauendeck« Höger – einstimmig mit »Ja« zur Resolution gegen Israel gestimmt, man kannte keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche.
Deutscherseits erfüllten »die empörten Muslime« eine sehr wichtige, wenngleich für Deutsche kaum bewusste und noch weniger eingestehbare psychosoziale Funktion. Die Toleranz und das Verständnis seitens der Leitkultur, die den Wutmuslimen eine zeitweilige, antisemitische und darum falsche Katharsis gewährten, sollten aber nicht nur den Irren unter Allahs Fahne als vermeintliches Ventil dienen, sondern eben auch all den Deutschen, die es kaum erwarten konnten, sich in ihren Hass, ihre »Kindermörder«-Rufe einzufühlen. Doch Deutsche – und ihre Dichter und Denker allemal – wissen um Stalingrad und Dresden, fürchten sich vor dem Preis totalen antisemitischen Kontrollverlustes bei für sie ungünstigen Kräfteverhältnissen. Sobald sich also das kleine, wärmende Flämmchen der Israelkritik als hell auflodernde Synagoge herauszustellen droht, fürchtet man doch sehr um das mustergültige Ansehen des Landes, sieht schon die bösen Artikel in der ausländischen Presse, sorgt sich um den Ehrenplatz als Vergangenheitsbewältigungsweltmeister, von welchem aus man doch so freimütig allen anderen Völkern im Allgemeinen und den Juden im Besonderen ethisch-moralische Lehren erteilen kann. Die lange polizeiliche Leine, an der man die Pogromwilligen kurz spazieren ließ, wird also wieder eingezogen, zumindest sollte das durch den BILD-Titel in die Welt hinaus und vor sich selbst suggeriert werden. Exakt so wollen die Deutschen mit ihren Juden kommunizieren und exakt so ihre Muslime handhaben. Die Juden sollen ja nie vergessen, ihre Dankbarkeit zu bekunden, wenn etwa so ein muslimisch-migrantischer underdog nach ein paar unverkrampften Bissen wieder zurückgezogen wird. Die Muslime wiederum, denen man jetzt liebe- und verständnisvoll den feinen Unterschied zwischen Israelkritik und Antisemitismus erklärt, sollen sich dankbar in die (auch ideologische) Drecksarbeit für die Deutschen schicken, wie es für sie immer schon verfügt war. Im Ankläffen der Juden und im gehorsamen Befolgen von »Fass!« und »Sitz! Aus!« liegt – wohlgemerkt nur laut dem schier unvergänglichen Herrenwahn der Deutschen – die Zukunft der deutschen Integration nützlicher Muslime, an denen man sich zudem so wunderbar erzieherisch betätigen kann. Das beispielhafte Endprodukt postnazistischer Integration wäre idealiter der politisch oberkorrekte Cem Özdemir, doch hier wird dann realiter der unheilbare Widerspruch zwischen deutschem pädagogischen Anspruch und deutschem psychologischen Bedürfnis deutlich: Dem Musterdeutschen Özdemir fehlt vor lauter Verinnerlichung deutscher Magengeschwüre bereits wieder das migrantisch-ungebärdige Element, also das nunmal sehr gefragte »extra scharf«: Jener von hochdeutschen Sensibilisierungen ungehemmte Judenhass, der in Deutschland ohnehin am Liebsten auf bildungsferne Unterschichten (z.B. Lichtenhagen) oder eben »barbarische Ausländer« hinwegprojiziert wird. Noch in der genüsslichen Skandalisierung des jeweiligen Tabubruchs lebt man ein wenig aus, was man umso eifriger abstraft. Diesen Judenhass sollen die gegebenenfalls kurzfristig wieder von der Leine gelassenen, per Muslimsein »Betroffenen« weiterhin liefern können. Gleichzeitig darf dieser keinesfalls ganz offen zutage treten,  ist er doch sogleich ein ungeheurer Skandal. Exakt hierin ist der postnazistische Wahn in seiner unheilbaren Inkohärenz sichtbar, exakt hierin besteht die ehrlich geglaubte, weil deutsche Lüge von »Israelkritik ja, Judenhass nein!«
Näheres zum genau richtigen, orientalisch-deutschen Zungenschlag lässt sich vielleicht auf dem westlich-östlichen Diwan bei der nächsten Islamkonferenz bei Dr. de Maizière nachjustieren, wo es etwa dieses Jahr um »Wohlfahrt« und »Seelsorge« gehen soll, also um sehr viel Geld, um zu verteilende Pfründe im Gesundheits- und Sozialsystem. Man glaubt seine Kettenhunde und Kiezaufpasser so gleichermaßen im Zaum und bei der Stange zu halten, es ist eine moderne, postnazistische Variante der Integration, die sich hier zeigt. Die Möglichkeit antisemitischer Übergriffe, die durch die interessierte Passivität von Politik und Polizei bei den ersten antisemitischen Demonstrationen entstand und sogleich einen Brandanschlag gegen die Synagoge in Wuppertal zeitigte, war das mehr oder weniger unfreiwillige (und nunmehr die ja immer total anständigen Deutschen doch ein wenig erschreckende) Ergebnis der alten Arbeitsteilung zwischen Richtern und Henkern. In ihr waren Letztere immer auf den gesellschaftlichen Seiteneingang verwiesen, so dass sie mit reinem Gewissen verleugbar, notfalls immer noch abschiebbar blieben. Diese Art, A zu sagen, um sich prompt von B zu distanzieren, ist hierzulande also keineswegs neu. So etablierten ja auch die Eltern und Großeltern der heutigen Israelkritiker die Anfänge ihrer Volksgemeinschaft mittels der Zusammenarbeit von Elite und SA-Schlägern, verschworen sich klassen- und andere Gegensätze übergreifend zum völkischen Mordkollektiv, bis schließlich zu den unerfreulichen, weil unfreiwilligen Reuebekenntnissen, die ihnen 1945 kurz zusetzten, als sie etwa in den von den Alliierten gerade befreiten KZs Zwangsbesichtigungen und erste Aufräumarbeiten über sich ergehen lassen mussten. Ihre Entwicklung zu Nazis ließ die Ankunft des Henkers in der gesellschaftlichen Mitte zutage treten, und die Vernichtung als arbeitsteiliges Werk der gesamten deutschen Gesellschaft. Ihre Nachfahren empfinden es bis heute als tiefe Kränkung, wenn man ihnen die Folgen ihrer Dummheit, Bösartigkeit und ihres Ressentiments vor Augen stellt. Im Beleidigtsein machen die Muslime den Deutschen so schnell nichts vor. Eine fein austarierte Herrschaft!
Jede Stimme, die es wagt, Partei für den jüdischen Staat zu ergreifen, soll als fanatisch, autoritär, menschenverachtend delegitimiert werden. Jeder Jude ist und bleibt dieser Parteilichkeit verdächtig und wird sich gegebenenfalls erklären müssen: Israel zu verleugnen ist die neue Zwangstaufe, und die Vorgänge auf den Straßen beweisen geradezu, dass selbst das den Juden nicht helfen würde, auch wenn manche – wie der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats Josef Schuster – schon soweit sind. Israel wird systematisch und immer wieder dem Dritten Reich gleichgesetzt. Die übelsten Frauenunterdrücker, fanatischsten Schwulenhasser, grässlichsten Judenmörder des Nahen Ostens stellen sich als Opfer dar, und ihre westlichen Fürsprecher plappern ihre Parolen nach, weil deren Barbarei das eigene Ressentiment gegen die misslungene Zivilisation transportiert.
Wer in diesen gesamteuropäischen, antisemitischen Tagen wider besseren Wissens Abstand zu Israel hält, ist feige, ein falscher Freund, ein hohler Zahn, der zerbricht, wenn es auf ihn ankommt. Wer ausgerechnet jetzt und ausgerechnet beim Thema Hamas gegen Israel einen äquidistanten Pazifismus pflegt, gehorcht de facto dem Israelboykott, lässt den Volkssturm gewähren, hilft mit, Israel zu isolieren und seinen erklärten Todfeinden preiszugeben. Wer sich der »ollen Diskussionen« um des Hausfriedens wegen heraushält, hilft den Antisemiten, deren Wut und Energie keineswegs nachgelassen hat. Es ist ein Skandal, dass Leute, die sich als fortschrittliche Menschenfreunde ansehen, in der Stunde der Not auf Abstand zum Judenstaat gehen und keinen Einwand erheben, um bei Freunden, Kollegen, Verwandten keinesfalls anzuecken. Wer hier auf seinen Status unter Freunden achtet, macht mit. Es ist unerträglich, dass die Demonstrationen für Israel so einsam und verlassen dastehen, während sich der antisemitische Mob auf den Straßen austobt. Warum marschieren ein paar einsame Juden und die paar üblichen Verdächtigen durch die Innenstädte, warum stellt sich kaum jemand dem islamfaschistischen Mob entgegen? Ist Euch nicht klar, dass das Nazis sind, versteht Ihr nicht, was sie mit Euch tun würden, wenn sie könnten? Der Grad der nachbürgerlichen Verkommenheit – ob links, grün, konservativ, liberal, christlich, säkular – ist beschämend, man kann förmlich sehen, wie all die vermeintlichen Individuen auf das Stichwort ihrer Meinungsgeber warten und den strunzdeutschen Dreck nachplappern, der von der Jungen Welt bis zum WDR, von der Süddeutschen bis zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung verbreitet wird. Es ist tatsächlich bei vielen Menschen bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen.

Lang lebe Israel!

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02.10.2014
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