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Zwischen Widersprüchen und Widerstand, zwischen Traditionsbewusstsein und Modernisierung.
Podiumsdiskussion mit:
Alex Feuerherdt (Autor, u.a. für Konkret und Jungle World, Blogbetreiber von „Lizas Welt“) sowie VertreterInnen der Diablos Leutzsch, Ultras Gelsenkirchen u.a.
Die Zaunfahne „Gegen den modernen Fußball“ ist ein Klassiker, der zum Repertoire der meisten Ultra-Szenen gehört. Sie symbolisiert schon seit Jahren die Wut und Abneigung gegen die Kommerzialisierung in den Stadien. Der berechtigte Widerspruch und Widerstand der Ultras gegen die immer stärkere Reglementierung von Fans im Stadion durch klassische Repression (Stadionverbote, Überwachung, Polizei, Kontrollen) aber auch durch „softe“ Regulierung (Spielzeiten, Eintrittspreise, Förderung von Familienfans usw.) bringt dabei nicht selten einen „antimodernen“ Reflex mit sich. Gerne wird sich auf „früher“ berufen, gerne auf die Zeiten, in denen die Fußballwelt noch scheinbar in Ordnung war.
Aber sind es nicht die Ultras selbst, die den Fußball gerade fit für den Markt machen? Auf der einen Seite nein: die Verweigerungshaltung der Szene gegenüber Staat, Ordnungsmacht und obrigkeitsstaatlicher Instanzen funktioniert besser als bei jeder anderen Jugendkultur. Hier wird Widerstand noch groß geschrieben und echt praktiziert. Richtige Vereinnahmung von Protest und „Dagegen-sein“ scheint schwer möglich. Muss vielleicht gar die Kritik am jugendkulturellen Subversionsmodell – alles ist kulturindustriell nutzbar und vor allem vermarktbar – revidiert werden? Andererseits ja: Ultras machen den Fußball auch wahnsinnig attraktiv. Sie tragen zu einer Verjüngung des Publikums bei, machen das Stadion zum Erlebnis, kreieren zumeist Bilder des lebendigen Stadions. Sie haben definitiv die alte Hool- und Kutten-dominierte Fankultur der 80er und 90er Jahre begraben und schon durch ihre Existenz den Fußballs „modernisiert“. Allein optisch; coole Menschen mit schicken Sachen, vergleichsweise mehr Frauen, in der Regel mit liberalen und linken Einstellungen. Modern und auf der Höhe der Zeit eben.
Ziel der Veranstaltung soll nicht sein, die realen Probleme, die Eventisierung, die Verdrängungsprozesse und die Schwierigkeiten der vielen Traditionsvereine zu ignorieren oder kleinzureden. Es geht eher darum, eine (Selbst)Kritik an den aktuellen Missständen in der Ultra-Szene zu entwickeln, vielleicht sogar durchzusetzen. Eine Kritik, die ohne die ollen Ressentiments gegen Modernisierung und Verbesserung und ohne die Affekte der Verdrängung und der Verkürzung von gesellschaftlichen Problemlagen auskommt.