• Titelbild
• Editorial
• das erste: Black Metal ist Mist!
• AFBL-/Brunch-Saisoneröffnung
• A night of music feat. Joey Cape
• Filmriss Filmquiz
• Amenra, Syndrome, Downfall Of Gaia, Fargo
• Shai Hulud, Dead End Path, Departures, Whirr
• Cloud Boat (R&S), Präzisa Rapid 3000 (Doumen), Simon12345 & The Lazer Twins (Doumen)
• Peter Pan Speedrock
• Sub.Island pres. Dub Echos
• Zur Kritik nationaler und transnationaler Migrationspolitik
• electric island „final edition“
• All 4 Hip-Hop Jam 2013
• Shellac (Touch & Go/us). Support: Auf
• Karocel /live (Freude am Tanzen)
• Suffocation, Cephalic Carnage, Havok, Fallujah
• Cafékonzert-Matinée – The Powertrip: Gone To Waste, Scarred Mind, Dull Eyes
• Broilers
• Summerclosing Sause
• review-corner film: Hannah Arendt – eine deutsche Denkerin?
• doku: Inside Syria: Letters from Aleppo – Teil 4
• interview: „Reise ins Ungewisse“
• position: »Ich bin der deutsche Geist!«
• position: Von der Kritik der Praxis zur Praxis der Kritik
• position: Erwiderung auf den Redebeitrag der Gruppe „the Future is unwritten“ auf der Demonstration von „Rassismus tötet!“ am 27.10.2012 in Leipzig
• position: Nicht mit und nicht ohne – Teil 2: Konkret
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„We'll just write a song against itself
Why do you act like you don't know?”
Seit Anfang der Achtziger Jahre ist Steve Albini in diversen Bands aktiv. Seine erste Liebe: Big Black. Das Album „Songs about Fucking” von 1987 ist ein Teil Industrial, ein Teil früher Hardcore, mit einer Brise Post-Punk. Im selben Jahr löst sich die Band auf. Ein paar kleinere Affären (Rapeman, Flour) folgen. 1992, auf der Höhe der Grunge-Hysterie, wird Shellac geboren. Albini, Bob Weston und Todd Trainer bilden von nun an das coolste Trio des US-Rock (Sorry, Melvins!). Seitdem ist die Band mehr oder minder aktiv, tourt eher sporadisch und hat bis dato vier Studioalben aufgenommen (das letzte 2007).
Groß geworden in der produktiven Chicagoer Indie-Szene, wird Shellac neben Jesus Lizard schnell zum Aushängeschild von Touch & Go Records. Das Trio spielt eine minimalistische und sperrige Art des Rock. Die Produktion der Alben nahezu perfekt. Kein Wunder: Albini und Bassist Bob Weston verdienen ihre Brötchen als Produzenten mit eigenen Ton-Studios. In den letzten zwei Jahrzehnten produziert Albini u.a. Alben von Nirvana, PJ Harvey, 18th Dye und den Manic Street Preachers und erwirbt sich als Producer einen Kultstatus, der bis heute anhält.
Shellacs erstes Album „At Action Park” ist richtungsweisend für die kommende Generation des sogenannten Mathrock (Rodan, Storm & Stress etc.). Trainers cyborghaftes Schlagzeug und der brutale Bass von Bob Weston bilden das Soundgerüst. Das Drumming ist hart, präzise und effizient, treibt die Songs hektisch und nervös voran. Und dann, ganz unverhofft, weicht der wuchtige Sound einer zarten, blumigen Zurückhaltung. Sprühende Funkiness wechselt mit knochentrockener Kargheit. Über all dem schwebt Albinis sehnige, kantige Gitarre. Seine aggressive und ätzende Stimme gnarrt die mitunter merkwürdige Lyrik ins Mikro. Auf dem 2007er Album „Excellent Italian Greyhound” gleiten die Texte ins Bizarre ab.
Entgegen anders lautender Gerüchte sei hier angemerkt, dass Shellac keine politische Band ist. Zwar ist Steve Albini ein politischer Mensch; sein Habitus ist jedoch eher der des politischen Grantlers. Er gilt als erbitterter Gegner des Music Business, ein letzter Querkopf, ein Quasi-Gewerkschafter des Rock. Sein lesenswertes Pamphlet „The Problem with Music” wirft einen kritischen Blick auf Major Labels und ihren Umgang mit jungen Nachwuchsbands. Neben Fugazis Ian Mackaye ist Steve Albini der vielleicht letzte ‚integere` Musiker dieser Zeit.
Im Gegensatz zu Gestalten wie Henry Rollins besitzt Albini eine seltene Eigenschaft im egoverseuchten Musikzirkus: Selbstironie. So sind der Hörerschaft musikalische Evangelien bislang erspart geblieben. Shellac-Gigs sind laut, intensiv und vor allem selten. Daher ist ein Besuch im Conne Island dringend angeraten. Man munkelt, dass auf der Bühne schlechte Witze zum besten gegeben werden... Aber auch Hits haben Shellac zur Genüge ungehobelte Hits vom Leben.
[jan poppke]