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Die Schablone für das Kommende ist das Gewesene. Was ist schon wirklich neu – vor allem in der Popkultur? Trends entstehen, vergehen und werden wiederentdeckt – Reanimation statt Innovation. Die Kölner Band PTTRNS hat sich dieses Prinzip in den Namen geschrieben: „Patterns” – Muster, Vorlage, Raster. Die füllenden Vokale braucht es nicht. Die harten Ränder sind das, was das Schablonenhafte ausmacht.
Doch PTTRNS halten sich nicht an die vorgegebenen Linien. Das deutet auch das Cover ihres neuen Albums Body Pressure an, das bei Altin Village & Mine erschienen ist: Schwarz-weißer Scherenschnitt-Stil – die Ränder verschwimmen im Farbspektrum des Regenbogens. Mit Body Pressure springen PTTRNS zwar auf die Retro-Welle der 80er Jahre auf, schaffen es aber dennoch, die Ränder der Schablone zu überzeichnen. Ihr neuestes Werk ist mehr als nur der recycelte Auswurf anderer Musiker-Generationen. Es ist ein aufrichtiges Bekenntnis zu den Anfängen des Synthie-Pop, und gleichzeitig eine kluge Kreuzung mit Elementen aus Afro-Beat, Soul, Funk und Postpunk.
„PTTRNS have the desire to make music a communal and fun experience”. Ihre Live-Konzerte erfüllen diesen Anspruch: Sie tauschen die Instrumente und Positionen, lösen die Grenzen zwischen Publikum und Band auf. „Everybody plays everything”, sagen sie. So haben Benjamin Riedl, Daniel Mertens und Patrick Hohlweck auch ihr viertes Bandmitglied gefunden: Hendrik Frese, der vom Zuschauer zum Percussionist, Trommler und Tänzer von PTTRNS wurde.
Nach ihrer ersten Veröffentlichung legt Body Pressure nun den Schwerpunkt auf die Verschmelzung von analogem und digitalem Sound. Ihre Stücke orientieren sich an den Disco-Klängen der 80er Jahre, verlieren über dem Elektronischen aber nicht den typisch handgemachten Eindruck, der auch das erste Album prägte. Klanghölzer, Kuhglocken und Tamburin verleihen den schweren synthetischen Melodien leichte und flapsige Züge. Off-Beats und komplexe Percussion-Arrangements treiben die acht Lieder der Platte nervös voran. Der Gesang wirkt ungewöhnlich betont und rhythmisiert.
Mit Body Pressure stellen PTTRNS eine Referenz auf Bruce Naumans gleichnamige Performance-Anleitung von 1974 her. Der amerikanische Künstler forderte darin dazu auf, den eigenen Körper in verschiedenen Positionen gegen eine Glaswand zu drücken und möglichst breitflächige Berührungen zu erzeugen. Nauman versprach dadurch „a very erotic experience”. Hört man Patrick Hohlwecks hohe Kopfstimme im Song Strong Talk, nimmt man der Band diesen Verweis gern ab. Sie verklingt in einem luftigen Hauch, braust auf und ist doch immer intensiv. Eine akustische Annäherung an Intimität und sexuelle Befreiung soll das neue Album sein – das ist PTTRNS gelungen.
Die Release-Show im Conne Island begleiten die Kölner von Urban Homes, die ebenfalls über Altin Village veröffentlichen, Fenster aus Berlin und der Island-Resident-DJ Map.ache.
[forsythia nairobi]