• Titelbild
• Editorial
• Errata
• das erste: Inside Syria: Letters from Aleppo – Teil 1
• Neaera, Bury Tomorrow, Counterparts, The Last Witness, The Defiled
• Messer, Dikloud (Cafékonzert)
• Long Distance Calling, Solstafir, Audrey Horne
• Filmriss Filmquiz
• Border Weeks - Electric Island: James Holden, Wesley Matsell, Steffen Bennemann
• Lesung: Antiziganistische Zustände 2
• Lesung: "Ein repressiver Kreuzzug im Namen bestehender Verhältnisse"
• Lesung: Was tun mit Kommunismus? Zur linken Kritik an Bolschewismus und Realsozialismus.
• King Rocko Schamoni
• The Riots (Cafékonzert)
• Textor (Kinderzimmer Productions)
• For the fallen Dreams, Dream On, Dreamer
• DOOM TIL DAWN Aftershowparty
• Kvelertak, Truckfighters, El Doom & The Born Electric
• Edit pres. Zambon, Pinz & Kunze
• ...And You Will Know Us by the Trail of Dead, The Coathangers
• review-corner film: Hannah Arendt und ihr Urteil
• review-corner film: Und es gibt Brandenburg!
• position: „Heute gibt es den Stempel, keinen Stern mehr“1
• doku: Rede von Fathiyeh Naghibzadeh
• das letzte: Wieso ich Schwaben lieber mag – Einige Überlegungen
• Anzeigen
Er wurde im Sommer 2009 in Olganitz offenbar vermisst und die Freude über seine Rückkehr war beim Nachtdigital 2010 nicht zu übersehen: „Welcome James. Nice to hear you again” stand auf einem weißen Transparent, das sich – über den Köpfen der tanzenden Feiermeute im Takt wippend – dem Chef des britischen Labels Border Community entgegenreckte. Keine Ahnung, ob das umfunktionierte Bettlaken jenen Festivalsommer überstanden hat, doch das aufrichtige Gefühl, das seine Fans mit ihm zum Ausdruck brachten, könnte schon bald sein Revival erleben: Zur zweiten Veranstaltung der Border Weeks am 8. März 2013 ist James Holden im Conne Island zu Gast. Das war jetzt ganz schön viel Pathos für so wenige Sätze, doch für eine Ankündigung einer Party mit Künstlern aus dem Hause Border Community ist das wohl unvermeidlich. Denn zum raketengleichen Aufstieg des Labels dürfte ganz entschieden beigetragen haben, dass viele Menschen in den dahinschwebenden trancigen Synthieflächen ein Ausdrucksmedium für ihre eigenen Gefühle und Sehnsüchte gefunden haben. Denn zur Hochzeit der mit dem Begriff „Minimal” etikettierten Variante elektronischer Musik gehörte James Holden zu jenen Produzenten und DJs, die eine hinreißende Weltschmerzromantik zurück auf die Tanzfläche holten und sich damit gegen den Trend stellten. Er selbst hatte ja in den späten 90er Jahren erlebt, wie schnell man der Szene, in der man sich musikalisch verortete, überdrüssig werden konnte. Angewidert von der Kommerzialisierung der Trance-Szene ging er eigene Wege, gründete das Label Border Community und förderte junge Produzenten wie Nathan Fake, Fairmont, Avus und Luke Abbott. Nicht zuletzt ist er ein überaus gefragter Remixer: In seiner gewaltigen Diskographie finden sich Remixe für Madonna, New Order, Britney Spears und Depeche Mode.
Die KünstlerInnen des Labels kreierten in den letzten Jahren so etwas wie den Sound der Border Community: Ein feines Geflecht aus pulsierenden Tönen, die von bassigen Flächen umrahmt werden. Vom Kitsch befreiter Trance, der Pop kommt auch ohne Appeal aus. Was die einen wunderschön finden, berührt die anderen vielleicht kein bisschen – ein Sound, der polarisiert und deshalb auf jeden Fall eines nicht ist: beliebig. Und auch wenn man mit dem Emo-Techno nicht allzu viel anfangen kann, ist ein Auftritt von James Holden ein Erlebnis. Gehört er doch zu jenen KünstlerInnen, die demonstrieren, dass ein Laptop auch eine echte Bereicherung für ein DJ-Set sein kann. Gekonnt setzt er sein Werkzeug ein, um unabhängig von einengenden Genregrenzen Tracks aus Vergangenheit und Gegenwart dreist miteinander zu verweben. Auch wenn man es bei diesen Temperaturen kaum wagt, an den Sommer zu denken: Ganz bestimmt wird am 8. März die Vorfreude auf das kommende Nachtdigital wieder ein ganzes Stück wachsen.
[tobe]