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Mala in Cuba Live (Brownswood Rec., DMZ)
Sencha & Peak Phine (Bass Plus)
DJ Dressla (Jahtari,Bssmssg)
Inseln scheinen in Bezug auf die Musik, die auf ihnen entsteht, einen für Festländer nur schwer verständlichen Einfluss zu haben. Die Geschichte zu diesem Album nimmt ihren Anfang in einer Kneipe in London, in der Gilles Peterson den Produzenten Mark Lawrence, besser bekannt als Mala, davon überzeugt, im Rahmen von Petersons „Havanna Cultura“-Projekt mit ihm nach Cuba zu fliegen. Peterson, der in dem Projekt seit 2009 involviert ist, will weg von den Compilations, die er dafür bis dahin erstellt hatte. Er weiß zwar nicht, was an deren Stelle stehen soll, aber er weiß, dass er Mala dabei haben will.
Zu Mala muss man eigentlich nicht mehr viel schreiben. Er wird wohl gemeinhin als so eine Art Dubstep-Gott anerkannt, der eine gewisse Art von Groove und Sounddesign für sich gepachtet hat. So zerbrochene Musik, die einen schüttelt und rührt und einem die untere Grenze der Heimanlage vor Ohren führt. Deren Eigenheit zum einen ganz stark von den einzelnen Sounds abhängt und zum anderen davon, zwischen welchen Elementen er wie viel Platz lässt. Davon abgesehen ist er, was seine Produktionen angeht, selbst der Meinung, dass er gar nicht beurteilen könnte, was in ihnen überhaupt passiert. Mala selbst interessiert einzig, wie die Musik auf die Person neben ihm wirkt, daher lässt er sein eigenes Schaffen am liebsten unkommentiert. Egal, ob auf Label/Partyreihe DMZ mit Coki, Loefah und Sgt. Pokes, als Digital Mystikz mit Coki oder auf Malas eigenem Label Deep Medi, das vordergründig jüngeren Produzenten eine Plattform bietet – Mala war und bleibt die Persönlichkeit, die Dubstep wie keine andere den eigenen Stempel aufgedrückt und die musikalische Entwicklung unermüdlich weitergetrieben hat. Dieses Kratzen an den Möglichkeiten, das Bewusstsein, eine Art Speerspitze der Musikentwicklung zu sein, neue Sounds für neue Ohren zu erschaffen, mit Erwartungshaltungen zu brechen und in dem Bestreben, etwas neues zu erschaffen, auch wirklich etwas zuwagen ist das, was seine Produktionen hörbar ausmacht. Mit dem neuen Album hat er wieder einenriesengroßen Schritt gewagt – erstaunlich, dass das noch geht, nachdem die Dubsteprhythmen in den letzten Jahren weitestgehend ausformuliert worden sind. Die Aufnahmen für das Album sind in zwei zehntägigen Trips entstanden. Mit den einzelnen Spuren der Musiker, die nur die Vorgabe hatten, 140 Bpm schnell zu spielen, ist Mala dann ins Studio, hat alles einmal durchs SSL-Pult geblasen, zerhackt und verbasst. Das tut er mit sehr viel Respekt, so dass Malas produktionstechnisches Ringen mit den Sounds wohl um einiges länger gedauert hat als die Aufnahmen. Nicht zu wissen, wo die Eins und die Vier sind, muss wohl – in Anbetracht der fantastischen Aufnahmen – das einzig wirklich Befreiende für Mala gewesen sein. Trotz all der Bewunderung, die Mala entgegengebracht wird, bleibt er auf seinem neuen Album sehr authentisch und ehrlich. Das wird besonders deutlich, wenn in dem auf mich etwas inkohärent wirkenden Album ein Track vorbeikommt, in dem alles funktioniert. „Curfew“, „Ghost“ und „Change“ zum Beispiel sind Stücke, die beweisen, dass die beabsichtigte Genreverschmelzung funktioniert. Hier stimmt einfach alles. Und nach dem dritten oder vierten Hören erschließen sich dann auch die anderen Tracks immer mehr. Irgendwann hat man doch das Gefühl, bei so etwas wie Musikgeschichte dabei zu sein. Insgesamt ein Album, was auf einer fetten Clubanlage bestimmt noch einmal mehr Lagen bekommt, die auf kleinen Boxen einfach fehlen. Klarer Pluspunkt für die Island-Anlage. Auf die Live-Umsetzung bin ich auf jeden Fall sehr gespannt – die Kombination aus Percussions und Computermusik auf einer Bühne funktioniert ja eigentlich immer und sieht noch dazu meist verdammt gut aus.
[rh]