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Die Platte „Das Chaos und die Ordnung“ löste im vergangenen Jahr mittelschwere Begeisterungsstürme aus. Kritiker lobten es sinngemäß als eines der musikalisch herausragenden Rap-Alben des Jahres und in den abschließenden Charts fast jedes mehr oder weniger relevanten Blogs tauchte es in den Top5 auf. Die Orsons spielten große Touren als Support für Kool Savas und Herbert Grönemeyer (das ist der, der die wirklich großen Hallen füllt), von den Festivals ganz zu schweigen. Aber bis auf die Juice-EP, die der Märzausgabe des größten noch existierenden HipHop-
Magazins in Deutschland beilag, ging diese Welle an vielen völlig vorbei. Der gemeine Traditionalist mag die Orsons nicht. Andererseits mag er auch keine Schwesta Ewa, deren Hypemaschine derart heiß lief, dass man nicht vorbeischauen konnte. Das kann ein Grund für den heimlichen (aus Sicht des Traditionalisten) Aufstieg der Orsons sein. Andererseits verhält es sich bei den letzten Releases aber wie mit KIZ, Marteria oder Casper. In Deutschland wird zu gern über die Realness eines Künstlers debattiert, anstatt über den eigenen musikalischen Horizont zu schauen.
Ich muss ehrlich behaupten, dass ich die Orsons auch nicht in meiner Top5 führen würde. Trotzdem nötigt es mir großen Respekt ab, was die vier geleistet haben. Musikalisch liegen Kaas, Tua, Plan B und Maeckes sehr weit weg vom klassischen BoomBap. Mit Powerrap á la Kool Savas (das unsägliche „XAVAS“ mal außen vor) hat ihr Stil ebenso wenig zu tun. Es ist schlicht und ergreifend white trash-beeinflusste Popularmusik. Und dabei möchte ich den Jungs gar nichts Böses – sie haben einfach unverschämte Hits. In diesem Kontext müsste man das auch über Cro sagen. Allerdings hat der wirklich nur Popsongs und bei weitem nicht die musikalische Kreativität eines Kaas oder Tua. Es fällt schwer, eine gute Beschreibung für ihren Stil zu formulieren. Fans wissen es – irgendwo unterbewusst – und diese Zurückhaltung kommt nicht von ungefähr.
Die Orsons haben einen ganz klar verdienten Hype, einige übertriebene Hits und sind dazu sowohl gute Rapper als auch Musiker. Dass allein Tua schon so manchen Beat gestreut hat, übersieht man in der immer noch aktuellen Producer-Welle um Dexter, Suff Daddy, Figub Braslevic & Co ganz gern mal. Dem traditionellen Raphörer wird es nicht gefallen, aber das war ganz sicher auch nie das Ziel der Orsons.
[sci.]