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Aktuelles Heft

INHALT #200

Titelbild
Editorial
• das erste: Zur Frage der Verhältnismäßigkeit von Anlass, Auftreten und Absicht
Stomper 98
Sub.island pres. Sub Sickness
Film: This Ain't California
Murs & Fashawn, Diamond D, Ugly Duckling
Converge, Touché Amoré
Springtoifel
Erobique /live
Jingle Bells
Tischtenniscup
Bingo & Karaoke
Silvester-Disco
Edit
The Ghost Inside, Deez Nuts
We have Band
Studio Braun: Fraktus
Veranstaltungsanzeigen
Nicht quatschen – handeln!
Die goldene Brücke zum Romantizismus
Aufruf zur Gründung der Wochenzeitung Jungle World
Ficken!!!
Widerruf und Bekräftigung: Oekonux-Konferenz
No Volksmusik! No Antiamerikanismus!
Eintracht Zwietracht
Krise und Kritik – mitten im Eiskeller
Strafe statt Sühne...
Clement attackiert Verfassungsschützer
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200 Jahre CEE IEH: DER UMSTRITTENSTE ARTIKEL DER LETZTEN 200 JAHRE VON SCHLAUBI IN HEFT #88.

Ficken!!!

oder ein verzweifelter Schrei nach amüsanter LeserInnenpost


SEX sells, das wissen nicht nur die Fachleute der Werbebranche, sondern auch einige AutorInnen des Newsflyers. So ein Titel zieht – vom sexistischen Proll bis hin zur militanten Feministin wird wohl jedeR argwöhnen, was dahinterstecken mag.
Doch nun zu etwas ganz anderem. Niemand schreibt mehr Briefe. Alle sitzen im besten Fall an ihren mehr oder weniger von Zigarettenqualm vergilbten Tastaturen und lassen ihre Finger darüber hinweg wuseln. Der gute alte Zonenfüller vermodert hinterm Schreibtisch und Papier scheint nur noch zum Bedrucken da. Zum Arsch abwischen selbstverständlich auch. Doch rosige Zeiten tun sich auf für die Redaktion des Newsflyers, auch wenn diese vielleicht eine andere Einschätzung des Wortes „rosig“ ihr eigen nennen mag. Wie einst die Bomben auf Dresden, werden hoffentlich Zuschriften auf die Redaktion einprasseln und beides kann doch durchweg als positiv bewertet werden.
Doch genug der einleitenden Worte. Es geht um Punk Rock, es geht um Sex, es geht um hemmungsloses Besaufen und dessen ignorierte Konsequenzen. Um was kann es sich also handeln? Richtig, all dies vereint sich in einer Band: Den Kassierern. Ein Raunen geht durch jeden Raum bei der bloßen Erwähnung ihres Namens, Augen formen sich zu Schlitzen und mancheR beißt sich hasserfüllt auf die Unterlippe. Gegen diese Band wirken Slime wie ein Gerücht und die Sex Pistols wie ein schlechter Witz. Doch was will diese umstrittene Band? Frauen unterdrücken, sich gegenseitig einen blasen, saufen oder einfach nur geile Mucke machen? An dieser Stelle sollten die Ruhrnachrichten Bochum wohl für Klärung sorgen können:


©pusteblume.fotodesign


Anzumerken sei hier, dass auch die vorangegangenen beiden Alben „Sanfte Strukturen“ und „Der Heilige Geist greift an“ indiziert werden sollten. In beiden Fällen ließ sich die Combo vom Anwalt der Kelly Family verteidigen, eine Selbstverständlichkeit unter Popstars.
Die CD’s schrammten also nur knapp an ihrer Indizierung vorbei, wären da nicht noch die anderen fleißigen IndiziererInnen, welche nun mit der Bundesprüfstelle so gar nichts zu tun haben. Oder etwa doch? Sexistisch sei diese Band, frauenfeindlich und prollig sowieso. Wer sind denn nun diese Leute, die sich trauen, in solch einer Band zu spielen? Ein Haufen von altgewordenen Philosophiestudenten mit satirischem Liedgut im Gepäck oder doch nur eine Herde blöder, dauerbesoffener Assis, die anstatt des Wortwitzes ständig Bier im Rucksack mit sich führen? Die zensurfreudige Fraktion, welche auch vor terroristischen Akten, etwa einer Bombendrohung, nicht zurückschreckt, um diese Band in ihre Schranken zu weisen, tendiert wohl eher zu letzterem. Nein, es sind weder Geheimdienst, RAF noch Taliban, welche selbstgerecht für die wahre antisexistische Moral kämpfen, wobei sie in ihrer Kreativität (oder eben auch nicht) diesen in nichts nachstehen. Lustig war es, als im Vorfeld des Kassierer-Konzerts in Leipzig Flyer mit Auszügen von besonders sexistischen Texten der Band über Konzertplakate geklebt wurden. Wolfgang, seines Zeichens Sänger der umstrittenen Band, würdigte diesen Akt, indem er sich dafür bedankte, konnte ja das Publikum im Vorfeld des Konzerts die Texte auswendig lernen. „Der Pöbel“ (O-Ton Sänger) könnte dann die Lieder singen, während er sich voll und ganz auf das durch die VeranstalterInnen gesponsorte Bier konzentrieren könne. Political Correct sind die Kassierer wohl auf keinen Fall, was für einige verwirrte selbsternannte Genießer­Innen auch nicht unbedingt ein Manko darstellt. Auf www.nadir.org las ich solche Dinge wie „zwangsheterosexuell“, „schwulenfeindlich“, „rassistisch“, etc. Allgemein verrufen sind ja die Bühnenshows der Kasssierer. Da soll es doch tatsächlich zu teilweise sexuellen Handlungen zwischen Bandmitgliedern und Publikum kommen, übrigens ausnahmslos zwischen Männern. Wahrscheinlich ist jedoch gerade das Indiz für ihre Zwangsheterosexualität, können sie doch in der Öffentlichkeit die Sau rauslassen, um dann am Stammtisch in schwulenfeindlichen Haßtiraden sich gegenseitig hochzuschaukeln. Auf den Vorwurf des Rassismus soll hier nicht eingegangen werden, weil der Autor die Taliban sowie den Großteil der PalästinenserInnen nicht unbedingt mag und gewissen Kulturkreisen gegenüber Vorbehalte hegt. Es wäre doch fürchterlich, wenn in diesem Blatt rassistische Tendenzen durchblicken würden. Witzig ist auch, daß eine seitens der Leipziger Szene sehr geschätzte Band kein Auftrittsverbot im Conne Island hat. Es handelt sich um keine geringeren als die großartigen Warp Noin. Auch hier scheint es sich um bekennende Sexisten zu handeln, trauen sie sich doch tatsächlich Lieder der Kassierer zu covern. Kein Witz. Spielt ihr diese Cover eigentlich auch im Conne Island, ihr Schlingel?

©pusteblume.fotodesign


An dieser Stelle sollen kurze Interviewauszüge mit dem Sänger der Kassierer für (hoffentlich) Diskussionsstoff sorgen, das Interview war sehr prollig gehalten, klar bei der Band. Übrigens gefunden auf www.gaypunk.de, oder so ähnlich. Ein Link zu dieser Seite findet sich auf der Homepage der Band, www.kassierer.com unter Links. Ein weiteres offensichtliches Indiz für die verdrängte Homophobie der Band.

In diesem Zusammenhang erscheint z.B. merkwürdig, dass verschiedenste Hardcore- und Hip Hop-Acts, welche nach Definitionen der „P.C.-Polizisten“ (4 Promille) eindeutig sexistisch sind, unter keinen Sanktionen zu leiden haben. Wahrscheinlich liegt’s an den schlechten Englischkenntnissen. Auf wessen Seite diese liegen, sei mal dahingestellt.
In diesem Artikel soll nicht der ordinäre Sprachgebrauch der Kassierer unter den Tisch fallen. Worte wie „Schwanz“, „Möse“, „Pillemann“, „Titten“ etc. gehören zum Standardrepertoire der Texte. Ganz klares Indiz für sexistische Tendenzen. Schockierend ist der Alltag, wenn eine Genossin am Kneipentisch unverblümt ihre Brüste herabwürdigend als „Titten“ bezeichnet. Schuld sind Bands wie diese, wollen sie doch solche Wörter dem allgemeinen Sprachgebrauch zuführen und scheuen sich dabei nicht vor den niedersten Formulierungen.
Gerüchteweise hat mensch gehört, dass Konzerten dieser Band ein Großteil studentischen Publikums beiwohnen würde. Dabei soll es sich um jene handeln, die vom Outfit her auch auf Konzerten der Weltschmerzcombo Tocotronic zu finden seien. Selbstverständlich trifft mensch auf diesen Gigs auch das übliche Prollpublikum, welches so eine Band anzieht. Ein gewisser Kurt Cobain hat sich einst erschossen, geschuldet wohl auch der Mehrheit seiner KonzertbesucherInnen. Mensch mag nun von den Kassierern aufgrund des unverständigen Publikums Selbstmord einfordern, aber das wär doch irgendwie gemein. Ein Zack de la Rocha (Sänger der Band Rage Against The Machine) hat sich auch nie erschossen, trotz Millionen von verkauften CD’s.
Der Autor verbleibt in der Hoffnung, sich aufgrund dieses Artikels mit LeserInnenbriefen auseinandersetzen zu können und möchte anmerken, dass er kein Auto besitzt, an dem wahlweise die Türen verklebt, oder die Reifen abgestochen werden könnten (Grüße nach Dresden).
Für ein Konzert dieser Proleten im Conne Island!

Schlaubi

29.11.2012
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
Tel.: 0341-3013028, Fax: 0341-3026503
info@conne-island.de, tickets@conne-island.de