• Titelbild
• Editorial
• das erste: Ein bisschen Frieden
• electric island
• Pains of Being Pure at Heart
• Schlacht um Algier
• WORD! cypher #7
• Smoke Blow, Tyson
• "Herrbst von Grau" Tour 2012
• Flying Lotus
• Young Guns
• Führerbart und Volkskörper
• Filmriss Filmquiz
• KANN DANCE „Ulfo“
• Caspian, Thisquietarmy
• Two Gallants, To Kill A King
• Disco Ensemble, Death Letters
• We Once Loved, Smile And Burn
• ease up^
• The Bones
• Slapshot
• Stomper 98
• Veranstaltungsanzeigen
• Kein Frühling für Asylsuchende
• inside out: Konzertabsage Negative Approach
• leserInnenbrief: Eine begrüßenswerte Auseinandersetzung, die den Verdacht der Harmoniesucht nahe legt
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• das letzte: Neues aus der Grauzone
Dass ich das noch erleben darf: The Pains of Being Pure at Heart im Conne Island! Zum Kontext: The Pains of Being Pure at Heart sind das momentane Zugpferd des traditionsreichen New Yorker Labels Slumberland Records (Rocketship, The Aislers Set, Pants Yell!). Das ist I.N.D.I.E. im Sinne von Indie-Pop, also nicht Arctic Monkeys, The Strokes und The Killers, sondern im Sinne von The Pastels, Heavenly und den fantastischen The Field Mice. Liebster Leser, wenn du die Namen der genannten Bands nicht kennst, ist das nicht schlimm – auch wenn sie allesamt ganz großartig und hörenswert sind, hatte es keine von ihnen auf kommerziellen Erfolg angelegt. Es ging ihnen eher darum, mit Musik, der Art und Weise wie Musik gemacht wird, kulturelle Codes zur Überwindung der großen alltäglichen Scheiße zu entwickeln. Naiv gesagt also, die Welt zu verbessern, statt ihre Rente zu finanzieren. Die beteiligten Leute waren allerdings nicht dumm wie Toastbrot, sie wussten, dass das ein aussichtsloses Unterfangen war. Zum Teil konnten sie sich darauf berufen, dass ihre Begabungen woanders lagen und sie es einfach nicht nötig hatten, im schäbigen Rockbusiness ihr Geld zu verdienen. Auf diese Weise haben sie sich mit den Protagonisten des Hip Hops einen letzten Fight gegeben, wer nun denn die emanzipatorischere musikalische Mode repräsentiert. (Dabei waren sie nicht unerfolgreich: Keine andere musikalische Stilrichtung bis zur Rrrrrrrriot-Grrrrl-Bewegung hat derart viel dazu beigetragen, dass Frauen in der Unterhaltungsmusik nicht mehr darauf beschränkt sind, wenn, dann als Blickfang zu arbeiten.) Zum anderen waren es aber auch Idealisten, die die Chance nicht ungenützt vorbeiziehen lassen wollten, die althergebrachte Cock- und Hair-Rock-Arschlöcher-Rockismen zu überwinden und das Pech hatten, eben in britischen (Klein)Städten, anstatt im Schmelztiegel einer Weltstadt aufzuwachsen. Und wiederum andere waren tatsächlich dumm wie Toastbrot oder zumindest wahnhaft und kannten Bands wie ESG und haben ihre Scholle trotzdem nicht verlassen. Aus dieser Perspektive vielleicht also ein gewöhnliches Genre wie jedes andere auch – vielleicht ein wenig politisch ambitionierter als andere, letztendlich geht es aber um Musik und Geschmack. Der Witz an der Geschichte ist: The Pains of Being Pure at Heart sind mit ihrem modernisierten Sound, etwa 25 Jahre später, im Gegensatz zu den meisten ihrer Vorgänger, sehr wohl kommerziell erfolgreich. Eines der wichtigsten Labels der Stilrichtung, Sarah Records, hat sich nach 100 Veröffentlichungen mit der Begründung aufgelöst, sie hätten versagt, weil der Kommunismus immer noch nicht Realität sei. Ob das jetzt ein Grund zu feiern ist, als ob das nie geschehen wäre, ist freilich eure Entscheidung. Klasse Pop spielen The Pains of Being Pure at Heart (dieser wunderschön sperrige Bandname!) trotzdem.
Blanche Hudson Weekend (Caroline and Darren von den Manhattan Love Suicides) spielen aufbrausenden, nicht minder euphorisierenden Jangle-Pop davor. Ich würde ja schreiben, dass ihr mich ganz vorne findet, in der ersten Reihe, gröhlend, kreischend – aber dem wird nicht so sein. Ihr findet mich hinten auf der Tribüne, still und so zurückhaltend, wie es mein Körper erlaubt, aber mit strahlenden, vor Freude tränenden Augen. Are You Scared To Get Happy?
[timmy]