• Titelbild
• Editorial
• das erste: Ein bisschen Frieden
• electric island
• Pains of Being Pure at Heart
• Schlacht um Algier
• WORD! cypher #7
• Smoke Blow, Tyson
• "Herrbst von Grau" Tour 2012
• Flying Lotus
• Young Guns
• Führerbart und Volkskörper
• Filmriss Filmquiz
• KANN DANCE „Ulfo“
• Caspian, Thisquietarmy
• Two Gallants, To Kill A King
• Disco Ensemble, Death Letters
• We Once Loved, Smile And Burn
• ease up^
• The Bones
• Slapshot
• Stomper 98
• Veranstaltungsanzeigen
• Kein Frühling für Asylsuchende
• inside out: Konzertabsage Negative Approach
• leserInnenbrief: Eine begrüßenswerte Auseinandersetzung, die den Verdacht der Harmoniesucht nahe legt
• Anzeigen
• das letzte: Neues aus der Grauzone
Der Dalai Lama hat ihn, Rigoberta Menchú hat ihn, Kofi Annan hat ihn, Jassir Arafat auch, Günter Grass hat etwas ähnliches. Und jetzt auch die Europäische Union. Und zwar für ihren Beitrag zur „Entwicklung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa.“ Da sich das Friedensnobelpreiskomitee noch nie geirrt hat, sollte man sich die Freude auch nicht von Miesmachern wie Tony Blair kaputtmachen lassen, der neulich im großen ZEIT-Interview behauptete, dass der „Hauptzweck Europas heute nicht mehr Frieden ist, sondern Macht.“ Dass es vielmehr darum gehe, „dass relativ kleine Länder gemeinsam ihr weltpolitisches Gewicht erhöhen.“
Doch, die freudigen Stimmen überwiegen. José Manuel Barroso, der Präsident der EU-Kommission teilte mit, der Preis gelte „der ganzen EU, allen 500 Millionen Bürgern.“ Deswegen hier eine sehr unvollständige Liste mit weiteren Friedensnobelpreisträgern: Oberst Klein, Silvio Berlusconi, Angela Merkel, Viktor Orbán, die Nachbarn meiner Eltern, die es wohl niemals schaffen werden, ihren Hund zu erziehen. Außerdem der DJ und Musikproduzent Ronny Rockstroh. Den ereilte die Auszeichnung als seine Freude über den Gewinn des German DJ Awards (der insbesondere für Leipzig, seine Heimatstadt, toll sei, schließlich schaue die Szene dort sonst kaum hin) noch nicht einmal verklungen war. In Leipzig – wo man den Friedensprozess in Europa seit jeher intensiv vorantrieb – gibt es also doppelt Grund zur Freude.
Wie das bei Preisen so ist, freut man sich über das Preisgeld sowieso am meisten. Mit den 930.000 Euro mit denen der Nobelpreis dotiert ist, könnte allerdings eine Menge Gutes getan werden. Für Griechenlands Polizisten neue Riot Control Ausrüstung, für Frontex ein paar neue Boote, oder ein neuer Flachbildfernseher für das Freiberger Altenheim, in dem Alfred Mathias Concina lebt, der als SS-Unterscharführer am Massaker von St. Anna di Stazzema beteiligt war. Die SS-Division ermordete dort 560 Menschen, darunter 120 Kinder. Dafür wurden er und seine Mittäter im Jahre 2005 in Italien zu lebenslanger Haft verurteilt. In Deutschland ist die Staatsanwaltschaft Stuttgart vor kurzem aber zu dem Entschluss gekommen, dass den Verurteilten eine noch nicht verjährte strafbare Beteiligung an den Morden nicht nachgewiesen werden konnte und Concina und seine Mittäter somit nicht nach Italien ausgeliefert werden.
Marginalien, in einem Staatenbund, der gerade erst für seine besonderen Leistungen in Hinblick auf Frieden und Versöhnung ausgezeichnet wurde.
Spätzle