• Titelbild
• Editorial
• das erste: Still No Peace with Schrebergarten!
• La Dispute
• Dominic, Oaken Heart
• Das Filmriss Filmquiz
• 4 Promille, Bonecrusher, Lousy, Strongbow
• Negative Approach, Punch
• electric island: Roaming & Moomin
• Living with Lions, Marathonmann
• Roter Salon: Der Firmenhymnenhandel
• Blu & Exile
• Toxpack, Eschenbach, Boykott
• Sub.island: Ill K
• The Hundred in The Hands
• Schlapphut-Knarre-Hakenkreuz
• Inbetween: Shackleton
• Workshop: We'll never walk alone?
• Hellnights-Tour
• The Excitements
• Blitzkreuz-Tour
• Veranstaltungsanzeigen
• inside out: Das kann man doch nicht für bare Münze nehmen
• inside out: Unterstützung bei sexistischen Erfahrungen im Conne Island
• review-corner buch: About the Hitch
• review-corner buch: Out of Post
• position: Grauzone Ein Gespräch
• doku: Landfrieden der Bäume
• doku: Never mind the Adorno, here's the Judith Butler
• Anzeigen
• das letzte: Das Letzte
Leipzig startet Fotoaktion gegen Graffiti und Hundekot Bildband
zur Buchmesse geplant titelte die LVZ einladend. Die Idee: Kinder und
junge Erwachsene sollten Bilder der grauenhaftesten Dreckecken
Leipzigs machen und mit einem Besserungsvorschlag versehen der beste
Vorschlag gewinnt. Nun musste die Initiative kurzfristig abgeblasen werden. Der
Grund: Die Mehrheit der Teilnehmer sendete Bilder von Ausländerwohnheimen,
asiatischen Imbissbuden, Obdachlosenunterkünften und Fixerstuben ein.
Dieser allseitigen Alltagsdiskriminierung muss standhaft entgegengetreten
werden! Und deshalb kommt hier die wahre Top Fünf der schrecklichsten
Zipfel Leipzigs.
Platz 5: Leipzig-Volkmarsdorf
2010 wollte die Regisseurin Agnieszka Holland ihr Kriegsdrama Hidden in
Leipzig-Volkmarsdorf drehen. Hintergrund: Straßen und Plätze, die
die Atmosphäre eines Kriegsschauplatzes anno 1943 versprechen. Der
Bürgerverein Volkmarsdorf sah seinen Stadtteil natürlich falsch
vermarktet und befürchtete Imageschaden. Bleibt nur die Frage: Welches
Image?
Platz 4: Leipzig-Grünau
Kennen Sie Prof. Dr. Ing. Horst Siegel? Dem hatte man es zu verdanken, dass der
zwangsproletarisierte Ostler ab 1979 endlich in sozialistische
Hamsterkäfige ziehen durfte. Jungendliche Grünauer mit abweichender
Haltung und alternativen Aufmuckungen waren nach der Wende die geheime Hoffnung
der bundesdeutschen Leichtathletikverbände, konnten sie doch die 100 Meter
Distanz mit Leichtigkeit unter elf Sekunden laufen. Denk ich an Grünau,
kommt mir manchmal Braunau in den Sinn.
Platz 3: Leipzig-Anger-Crottendorf
Bis ich Anger-Crottendorf gegoogelt hatte, hieß es in meinem Kopf noch
Anger-Grottendorf. Wenn es ein Stadtteil tatsächlich schafft, eine falsche
neuronale Verknüpfung zum Sprachzentrum herzustellen und dieses mit der
Vorstellung einer dunklen Felshöhle füttert, dann ist wohl alles
gesagt. Googelt man Anger-Crottendorf-hässlich findet man 323.000
Einträge.
Platz 2: Leipzig-Heiterblick
Dreckiger Euphemismus ist eine Untertreibung für den Namen dieses
Stadtteils. Außer über das vorsintflutartige Autowerk und die
Erla-Maschinenfabrik, in der bis 1945 Buchenwaldhäftlinge als
Menschenmaterial verschlissen wurden, um das Kampflugzeug Messerschmitt Bf 109.
herzustellen, gibt es über diesen Stadtteil nichts zu berichten.
Platz 1: Fischer-Art-Haus/Karl-Liebknecht-Straße
Ja, das ist schon oft durch den Dreck gezogen worden. Aber der kranke Geist,
der eine solche künstlerische Eingabe hat, diese zu Papier bringt, einen
Finanzier findet und gar noch die Dreistigkeit besitzt, sie im
öffentlichen Raum zu realisieren, der muss zur psychoanalytischen
Behandlung bei Dr. Frankenstein gewesen sein. Wegen diesem Haus wurde einem
künstlerischen Urteil erstmals jede Subjektivität verboten
so objektiv hässlich ist es. Kein kreuzbeknackter Acidfreak
hätte diese Schmiererei schlechter machen können. Obwohl ich mit
dieser Immobilie nichts zu tun habe, sage ich mir im Vorbeifahren manchmal: Ich
will mein Geld zurück.
Ben Romeo Rolf