• Titelbild
• Editorial
• das erste: Selbstüberschätzung at its best
• das erste: Idealisten am Zügel der Kulturindustrie
• Dritte Wahl
• Infoveranstaltung zum Antifacamp in Dortmund
• Sleep, A Storm of Light
• Many Faces
• Leipzig lebt HipHop
• Was kostet die Welt
• Rosen für den Staatsanwalt
• Blood Red Shoes
• Mythos der Stadt
• Summerclosing Party
• teaser: Mai 2012 im Conne Island
• Editors welcome!
• sport: Flucht vor dem Boykott
• Ausstellung: Was damals Recht war
• doku: In Halle werden die Dummen nicht alle!
• review-corner buch: Wenn der Preis der Revolution die Revolution ist(1)
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von der Straße
Eher zufällig trifft der reisende Kleinhändler Rudi (Walter Giller)
auf den Oberstaatsanwalt Dr. Schramm (Martin Held), in dem er jenen Richter
wieder erkennt, der ihn kurz vor Kriegsende wegen einem Schokoladen-Diebstahl
zum Tode verurteilt hatte. Schramm und die deutsche Nachkriegsgesellschaft aber
haben ein eher schlechtes Gedächtnis. Zwar erinnert man sich gerne an die
'gute, alte Zeit' aber nicht an die eigene Schuld. Die braune Vergangenheit
bleibt unter den Richterroben und weißen Westen des
Wirtschaftswunderlandes verborgen.
Im Frühjahr 1959 kam Regisseur Wolfgang Staudte die Filmidee, nachdem er
in einer Zeitungsnotiz von einem Wehrmachtsrichter gelesen hatte, der in den
letzten Kriegstagen noch Todesurteile wegen Bagatelldelikten gefällt und
nach dem Krieg in der Bundesrepublik Karriere gemacht hatte. Angesiedelt
zwischen den vergangenheitspolitischen Auseinandersetzungen der 1950er Jahre
nimmt Staudte in Rosen für den Staatsanwalt das Verschweigen,
Verleugnen und Verdrängen personeller und politischer Kontinuitäten
in der Bundesrepublik in den Blick und steht gleichzeitig selbst am
Übergang zu einer intensiveren und breitenwirksameren Beschäftigung
mit der Nazizeit und den begangenen Verbrechen.
Rosen für den Staatsanwalt wurde mehrfach ausgezeichnet; Staudte selbst
nahm den deutschen Filmpreis für die Beste Regie aber nicht an, weil er
vom damaligen Innenminister Schröder, der einst bei der SA war, die
Auszeichnung nicht entgegennehmen wollte.
Einführung von Dr. Tobias Ebbrecht, Filmhistoriker und wissenschaftlicher
Mitarbeiter für Medienwissenschaft an der Bauhaus-Universität Weimar.
Autor von Geschichtsbilder im medialen Gedächtnis. Filmische Narrationen
des Holocaust (Bielefeld 2011).
Eine Veranstaltung der Initiative Geschichte vermitteln
in Kooperation mit dem Conne Island.