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Aktuelles Heft

INHALT #194

Titelbild
Editorial
• das erste: Keine Solidarität mit Syrien?!
Film: mossos d'esquadra
„Weltmusik“ im Conne Island?
Goth Trad
Marbert Rocel
Auf, auf zum Kampf?
Busdriver
Los Eastos Weekend
• teaser: April 2012 im Conne Island
• review-corner buch: Kritische Theorie nach Adorno
• review-corner event: Talib Kweli, Nice & Smooth, That Fucking Sara
Die gerechte Stadt braucht nicht nur Teer und Steine
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• neues vom: Neues… vom Grill

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Talib Kweli,
Nice & Smooth, That Fucking Sara

Es gab wohl kaum jemanden, der am Dienstag, dem 6. März 2012, ins Conne Island kam und keine Vorstellung davon hatte, was ihn erwarten würde. Der Name Talib Kweli steht in der HipHop-Welt für bestens produzierte Musik, die nicht nur aus Soloarbeiten hervorging, sondern auch in Zusammenhang mit den bekannten Kooperationen Black Star (mit Mos Def) und Reflection Eternal (mit Hi-Tek) gesetzt werden muss. Die Ansprüche sind also hoch, wenn der Name Talib Kweli fällt und sie werden noch ein Stück höher, wenn der Besucher für das Konzert tief in die Tasche greifen muss. Aber was man an diesem kühlen Dienstagabend bekam, war nicht nur Talib Kweli, sondern auch Nice & Smooth (NY) und That Fucking Sara (Berlin). Eingeleitet wurde der Abend durch Dj That Fucking Sara, die den gelungenen Kick-Off für die New York-HipHop-Veranstaltung im Eiskeller lieferte. Die Wartezeit auf Nice & Smooth war also nicht lang und das Publikum gut eingestimmt, als sie ihren Weg auf die Bühne fanden. Wer sich im Vorfeld der Veranstaltung mit den beiden Hut, Jacket und Weste tragenden New Yorkern beschäftigt hat und dabei zufällig auf das 1992 aufgenommene Live-Video von „Sometimes I Rhyme Slow“ (aufgenommen beim MTV Raps Springbreak) gestoßen ist, wird sich ein kleines Schmunzeln nicht verkniffen haben können: Da standen nicht mehr die agilen Mittzwanziger mit athletischer Figur und neonfarbener Sportjacke, sondern gestandene Männer, die jedoch nichts an Action und Bühnenenthusiasmus vermissen ließen. Es wäre fast beleidigend das Duo lediglich als Vorband oder Supporting Act zu bezeichnen. Was eröffnet wurde, war vielmehr der Blick in die Seelen zweier HipHop-Künstler, die seit mehr als zwei Jahrzehnten im Geschäft sind und lieben was sie machen. Wer noch nie gesehen und gehört hatte, wie HipHop in den Neunzigern funktionierte, der bekam durch Nice & Smooth die Gelegenheit dazu. Vor allem die Interaktion mit dem Publikum verlieh der Show einen mitreißenden Charakter und gab wohl allen Gästen das Gefühl nicht nur Zuschauer zu sein, sondern gemeinsam auf einer Party. So wäre es allzu traurig gewesen, Nice & Smooth nach guten fünfundvierzig Minuten die Bühne verlassen zu sehen, wenn die Freude auf Talib Kweli nicht schon gegärt hätte.
Der eigentliche Protagonist des Abends ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Nachdem durch Nice & Smooth auch der Letzte in Feierlaune gekommen war, wäre es für Kweli einfach gewesen, den Abend mit einer vierzigminütigen Show abzureißen und trotzdem keine traurigen Gesichter zu hinterlassen. Stattdessen überzog er mit zwei Zugaben auf runde hundert Minuten und lieferte mehr als ein Standardrepertoire.
Zwar verzichtete Kweli auf alles Spektakuläre und große Effekthascherei, präsentierte sein musikalisches Handwerkszeug aber frei von Macken und jedem Fehler. Es ist schwierig eindeutig zu bestimmen, was der Begriff „Flow“ meint. Wollte man ihn als die Kombination und Übertragung aller positiver Faktoren einer Perfomance auf ein Publikum definieren, so war der „Flow“ am 6. März 2012 definitiv im Conne Island zu Hause und das auch deshalb, weil Kweli für die Erzeugung seiner Bühnenpräsenz nicht auf große Aktionen zurückgreifen musste. Die Stimmung im Saal ließ den Eindruck zu, dass nicht nur die Fans seiner älteren Alben und seiner verschiedenen Kollaborationen, sondern auch die Freunde der Tracks des Ende 2011 erschienen Albums „Gutter Rainbows“, vom Auftritt überzeugt wurden. So breit die Palette der von Talib Kweli gespielten Songs an diesem Abend war, so wenig kann sein Publikum als einheitlich bezeichnet werden. Kwelis Texte sind nie frei von einer Absicht, haben also meist eine politische bzw. gesellschaftskritische Färbung, die allerdings nicht oberlehrerhaft-langweilig über der Musik trumpft.
Die Mischung aus sehr gut gemachter Musik und das Zurückgreifen auf die vom Party-HipHop vergessenen gesellschaftskritischen Implikationen, lassen es zu, dass sogar eigentlich genrefremdes Publikum zu den Hörern und Besuchern von Talib Kweli werden kann. Diese Beobachtung würde man gern ebenso bei anderen HipHop-Acts machen.
Wer also zukünftig fragt, was er von einer HipHop-Veranstaltung im Conne Island erwarten kann, deren Eintrittspreis jenseits der 20 Euro liegt, dem kann hoffentlich geantwortet werden, was für die Veranstaltung mit Talib Kweli wahr geworden ist: Du bekommst eine tolle Atmosphäre, deinen favorisierten HipHop-Act in Hochform und absoluter Überlänge und einige andere Überraschungen.

Ben Romeo Rolf

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Die Fotos vom Konzert wurden uns von Jessy Nowarre zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

 

31.03.2012
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
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