• Titelbild
• Editorial
• das erste: Antidemokratisch und borniert
• Austin Lucas
• We have Band
• WhoMadeWho
• This Will Destroy You
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• Bane
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• Fiva II
• Die Leipziger Meuten
• Divided We Stand?!
• teaser: März 2012 im Conne Island
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• review-corner film: Wuchtig, emotional, authentisch???(1)
• doku: Im Osten nichts Neues
• doku: Europäischer Aktionstag gegen den Kapitalismus
• ABC: G wie Muammar al-Gaddafi
• interview: Interview mit einem Mitglied der Meute Reeperbahn
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Mittlerweile ist es 3 Uhr und bald muss ich wieder aufstehen. Es ist sehr
stickig in meinem Zimmer und so öffne ich für kurze Zeit mein
Fenster. Eisige Luft schlägt mir entgegen.
Es schneit und unter dem Licht der Straßenlaterne wirken die
Schneeflocken wie ein riesiger Schwarm von Glühwürmchen. Alle fliegen
wild durcheinander. Ich kann sie nicht zählen. Es scheinen Tausende zu
sein. Eines kann ich aber mit Gewissheit sagen, sie ähneln sich alle sehr
und ihre Richtung ist dieselbe. Sie tänzeln, bleiben in der Luft stehen,
fliegen nach links, kurz nach oben, drehen sich im Kreis, fallen aber doch zu
Boden. Dort wird, auf dem Grundstück gegenüber, ihre Unberührt-
und Geschlossenheit von einem Wesen zerstört, was zusammen mit zwei
anderen Gefährten nach Essbarem sucht. Die Fläche auf der sie suchen
können, ist nicht sehr groß. Jeden Tag ziehen Straßenbahnen,
Lastwagen, Pkw und Menschen an ihnen vorbei. Sie sind immer dort, können
nicht weiterziehen und die wenigsten nehmen Kenntnis von ihnen...
Manchmal stelle ich mich an die Begrenzung und reiche ihnen Nahrung. Ich habe
viel Respekt vor ihnen, vielleicht auch etwas Angst. Jedes Mal wenn ich gehe,
überkommt mich eine gewisse Schuld, ein Gefühl der Trauer, ihnen
nicht mehr geben zu können, obwohl sie mehr verdient hätten...
Der Schneefall wird stärker, die Flocken werden dicker, aber ihre
Bewegungen ruhiger.
Im dunklen Gestrüpp werden nun auch die Wesen ihren Unterschlupf gesucht
haben. Ich kann sie zumindest nicht mehr erblicken. Es ist allgemein sehr still
geworden und der Schneefall wird immer stärker. Sie ist erstaunlich, diese
Stille. Diese kalte Stille, wie sie ihr hoffnungsvolles Leid klagt, wie viele
andere auch
Bald geht die Sonne auf und hoffentlich können die Wesen
wenigstens aus der Dunkelheit kriechen. Ich wünsche es ihnen...
Emma