• Titelbild
• Editorial
• das erste: Das erste Das Erste seit einem halben Jahr
• teaser: September und Oktober 2011 im Conne Island
• Pttrns, My Disco
• Art Brut
• Can't Sleep!
• 20 Jahre Conne Island - 16 Jahre Drum and Bass
• »The riddles keep slowin us down.«
• Conne Island fühlt sich Pudelwohl
• "Papst gefälscht"
• »nothing can com close ...«
• 20 Jahre Hip Hop, 40 Jahre Torch
• Dear Reader, Marching Band
• Heroes in the city of dope …
• CIV, Built on Trust
• K.I.Z.
• Toxpack
• ease up^
• Kode9 ♣ Mala
• I like trains, Nihiling
• The Riot Before, Smile and Burn, Diane Parkers Little Accidents
• inside out: Das doppelte Scheitern des Poll 2011
• doku: Noch lange nicht Geschichte
• Von den Niederungen des Allerhöchsten
• Der Raub- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion
• Veranstaltungsanzeigen
• Anzeigen
• neues vom: Sommer 2011
Über Relevanz lässt sich streiten. Gehört an diese Stelle
wirklich eine Erklärung der neuen CEE IEH-Redaktion, dass sie ihre Arbeit
aufgenommen hat, oder hätten einige Sätze im Editorial gereicht? Ist
es für ein Ladenheft irrelevant, wer Texte akquiriert, oder trägt die
Redaktion eine besondere Verantwortung gegenüber dem Gesamtprojekt Conne
Island? Wir möchten den Schritt der Neubesetzung hier ausführlicher
besprechen, weil er für uns kein leichter war.
Der geschlossene Rücktritt der alten Redaktion ist für die CEE
IEH-Geschichte einmalig; mit ihr verschwand eine politische Gruppe, die unter
dem Label Conne Island agierte. Ihre Arbeit war nicht nur für die Gruppe
selbst wichtig, um ein Heft nach ihren Vorstellungen und Interessen zu
produzieren. Die Inhalte wurden von vielen Leserinnen und Lesern auch als
politisches Verständnis des Conne Island wahrgenommen. Die Politik des
Gesamtprojekts war in den allermeisten Punkten mit denen der Redaktion
kongruent. In einigen Diskussionen traten in letzter Vergangenheit aber auch
immer wieder Diskrepanzen zu Tage, die, durch jeweiliges Einlenken oder
Nachgeben der einen oder anderen Seite, stets irgendwie umschifft wurden.
Kommunikation miteinander beschränkte sich zunehmend auf den Konfliktfall;
die meisten RedakteurInnen besuchten schon länger nicht mehr das
wöchentliche Montagsplenum und nur wenige Conne Island-MitarbeiterInnen
schrieben Texte für das Monatsheft oder besuchten Redaktionstreffen.
Letztendlich war die Ablehnung der Veranstaltung mit Justus Wertmüller
durch das Conne Island-Plenum aus unserer jetzigen Sicht nur ein Auslöser
für den Bruch. Dieser resultierte vielmehr aus einem längeren
Prozess, der durch mangelnde Kommunikation geprägt war, aus der keine
emphatische Beziehung mehr hervortrat, die noch eine Arbeit in diskursiver
Verschränkung miteinander erlaubt hätte.
Aus dem Umfeld des Conne Island, so heterogen es auch ist, konnte sich nach dem
großen Ende aus verschiedenen Gründen niemand vorstellen, direkt
eine neue Redaktion zu gründen. Für ältere MitarbeiterInnen, die
früher schon einmal in der Redaktion waren oder für andere
Publikationen tätig sind, ist das Ladenmagazin, ihrer
Selbsteinschätzung nach, nicht mehr der richtige Platz für kulturelle
oder politische Selbstverwirklichung. Von jüngeren Leuten wurde auf
Nachfragen hin prinzipielles Interesse bekundet, jedoch erschwerende Faktoren
wie Uni oder Beruf geltend gemacht. Für beide Gruppen gilt, dass das Conne
Island selbst zu einer großen zeitlichen Belastung geworden ist. Der
professionelle Konzertbetrieb in Verbindung mit ehrenamtlichem Engagement, das
in letzter Zeit auf immer weniger Schultern verteilt ist, lässt die
verfügbare Zeit schrumpfen. Es war seitens des Conne Island auch nicht
gewollt, dass ein offener Aufruf à la Es wird eine neue Redaktion
gesucht veröffentlicht wird. Mit einer externen Redaktion
würde spätestens bei der ersten Manifestation unterschiedlicher
Standpunkte zu politischen Entscheidungen ein ähnlicher Konflikt entstehen
wie im Falle der letzten Redaktion. Übrigens ist später dann doch
noch ein solcher Aufruf über diverse Mailinglisten verbreitet worden, auf
den sich bisher aber niemand gemeldet hat.
Einige wenige möchten bewusst nicht in einer neuen Redaktion mitarbeiten,
weil sie sich der alten verbunden fühlen. Das gilt es zu akzeptieren,
für das Gesamtprojekt Conne Island ist es jedoch nicht förderlich.
Ein Ausstieg und Abschuss des CEE IEH würde auf Dauer das Conne Island zu
dem machen, was viele befürchten; nämlich einem ganz normalen
Konzertschuppen. Gerade das letzte halbe Jahr, als dem CEE IEH die Seiten des
Politikteils fehlten, hat gezeigt, wie wichtig das Heft für den Laden ist.
Die Rahmenbedingungen, in denen sich Politik im Conne Island bewegt,
können so verschieden sein wie sein personelles Umfeld. Einerseits wurde
der alten Redaktion zumindest indirekt Gewalt angedroht, andererseits wurde vom
Conne Island-Plenum beim diesjährigen Arbeitswochenende festgestellt, dass
die Veranstaltung mit Justus Wertmüller auch hätte stattfinden
können, die verfahrene Situation zu Zeiten der Anfrage es nur nicht
zuließ zu sehr verhärtet war die Diskussionsebene. Es lohnt
sich also am Ball zu bleiben, Türen fallen im Conne Island in den
seltensten Fällen zu.
Aus unserer Sicht gibt es noch weitere Gründe dafür, dass eine
Neugründung der Redaktion Zeit brauchte. Die Zeit nach dem Rücktritt
der Redaktion war von individueller Zurückhaltung geprägt, um die
teils richtige Kritik der Redaktion nicht auszublenden. Ein Streikheft im
Januar 2011 wurde beispielsweise als angebrachtes Maß empfunden. Warum es
aber auch danach noch so lange gedauert hat, war dem Ton, der Härte, der
Schärfe, aber auch dem Niveau geschuldet, mit dem der gegenseitige Umgang
gepflegt wurde. Niemand konnte sich vorstellen, in der Mitte dieser Diskussion
zu stehen, die alte Redaktion abdingbar zu machen und sich neue Anschuldigungen
gefallen lassen zu müssen.
Ein weiterer Grund, warum sich über Monate keine Redaktion gefunden hat:
die Texte im Politteil setzen meist sehr viel Expertise voraus, was einige
jüngere Leute abgeschreckt haben könnte, weil sie dachten, dass sie
sich dem Standard unbedingt anpassen und in Form eigener Texte selbst
reproduzieren müssten. Es war vor allem auch nicht bekannt, dass es der
Redaktion überlassen ist, was sie für relevant für den
hauseigenen Newsflyer hält.
Dem scheinbaren Scheitern gegenüber dem alten Anspruch werden wir uns also
gerne aussetzen, solange es niemand anderes macht.
Wichtig erscheint uns für die Art von Ladenheft, wie wir es uns
vorstellen, das Conne Island für sein Umfeld transparenter und greifbarer
zu machen. Dabei können wir als Schnittstelle zwischen innen und
außen agieren, da wir uns zwar im engeren Ladenumfeld bewegen,
selbstverständlich aber Meinungen und Kritik äußern
möchten und müssen. Die Einschätzung, dass die Politik aus dem
Gesamtprojekt verschwindet, teilen wir beispielsweise nur bedingt. Das Plenum
wird nicht mehr nur von Einzelnen dominiert und zu den Diskussionen wird
vermehrt von vielen verschiedenen und vor allem auch jüngeren Personen
beigetragen.
Entscheidungsfindungen im Jahr 2010 zu Veranstaltungen mit Bands wie Stomper
98, Suffer Survive, Maroon und K.I.Z. waren langwierig, aber auch
relevant für die kulturpolitische Zukunft des Ladens. Die Erkenntnisse
daraus müssen öffentlich werden und dafür ist das CEE IEH
prädestiniert. Die Dokumentation solcher Prozesse ist sowohl für das
Conne Island selbst von Nöten, könnte aber auch Vorbild oder
Reflexion für andere Veranstaltungsorte sein. Ob diese sich überhaupt
noch am Conne Island orientieren, können wir nicht genau sagen, aber wenn
es so ist: Umso besser.
Um deutlich zu machen, was wir uns für die Zukunft des Kultur-Teils im
Newsflyer vorgenommen haben, soll einmal die bisherige Konzeption dargestellt
werden. Das CEE IEH bestand de facto aus zwei Redaktionen: eine für den
Politik-, die andere für den Kultur-Teil. Letzterer wurde
lediglich von einer Person betreut; von dieser wurden AutorInnen für
Kulturtexte gesucht und wenn sich niemand fand, wurde nur der Flyer abgedruckt
oder ein Pressetext veröffentlicht. Wir betrachten diese klassische
Herangehensweise an Bandankündigungen nicht mehr als notwendig in diesen
Maßen. Spätestens seit der Etablierung von myspace und
youtube können die InterpretInnen fast überall bequem
angehört werden. Viel wichtiger als das bloße Ankündigen von
Bands ist uns eine Auseinandersetzung mit ihnen, die Aktualität spielt
für uns dabei nicht die vordergründigste Rolle. So könnte sich
etwa im Vorfeld mit dem Bandwerdegang beschäftigt werden, im Nachhinein
ein am Konzertabend mit KünstlerInnen geführtes Interview abgedruckt
oder ein Veranstaltungsreview veröffentlicht werden. Wichtig erscheinen
uns Wertungen, Meinungen und Dokumentationen mit Bezug zum Conne Island, soweit
dieser vorhanden ist.
Abgesehen vom Kulturressort entspricht unser Anspruch an das CEE IEH dem
vorheriger Redaktionen. Es soll Raum für Positionen und Diskussionen
bieten, die Rubrik Das Erste soll beibehalten werden, um weiterhin
Anstöße zu liefern. Daran, der letzten Redaktion im großen
Stil die Errungenschaften streitig zu machen, haben wir kein Interesse. Mit der
Forderung an uns, ladennahe Themen stark zu machen, können auch wir
schneller als vermutet ins Abseits geraten und unseren derzeitigen Welpenschutz
verlieren, denn selbst uns ist nicht ganz klar, wie viel Kritik und Transparenz
das Conne Island tatsächlich vertragen kann. Wenn unsere Redaktionsarbeit
die Mitarbeit im Conne Island nicht weiter wie bisher zulässt, sind wir
außerdem vielleicht selbst schon bald das Gegenteil nämlich
ladenfern. Das können diejenigen, die ein ladennahes Heft fordern,
aber ganz gut abfangen, indem sie hier selbst Texte schreiben, auch wenn diese
Forderung wahrscheinlich so alt ist wie das CEE IEH selbst.
CEE IEH-Redaktion