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Aktuelles Heft

INHALT #185

Titelbild
Editorial
• das erste: Immer wieder Selbstbetrug
Vergesst den sich bahnenden Frühling
Boston represent...
AYS, Hang The Bastard, Wayfarer, Slave Driver
Scuba
"Aber wenn ich werd' schreien, wird besser sein?"
Willkommen im „Irrenreservat“a
The Beat Scene's Next Generation
After St.Patricks Day Is Before St.Patricks Day
...And You Will Know Us by the Trail of Dead
Disco Ensemble
Freiheit auf Arabisch
Hercules and Love Affair
Das Filmriss Filmquiz
Veranstaltungsanzeigen
• review-corner buch: (K)eine Rezension
• review-corner film: Verarbeitung über Pornografie
• kulturreport: Die Wahl der Socken
• cyber-report: See No Evil
• doku: Über die Voraussetzungen der Israelsolidarität
• leserInnenbrief: LeserInnenbrief
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• das letzte: Dünnes Eis

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Dünnes Eis

Stadt Leipzig

Und beinahe wäre es dazu gekommen: ein Letztes, dessen Inhalt sich mit den Schreibhemmungen des Autors auseinandersetzt. Ein oder zwei Seiten voller Geschwurbel über die Schwierigkeit, ein oder zwei Seiten mit Wörtern zu füllen. DER Taschenspielertrick selbstverliebter Kolumnisten schlechthin, der trotzdem jedes mal mit revolutionär-kreativem Pathos daherkommt, als wäre diese Idee in etwa so wegweisend, wie Entdeckung des Gravitons. Pfui!

Deswegen blieb das letzte Letzte leer. Mit gutem Beispiel voran gehend demonstriere ich hiermit der Leipziger Linken im Allgemeinen, dem Conne Island im Besonderen, die politische Taktik der Aufrichtigen: Auf die Reputation scheißen! Die (metaphorischen) Eier rein ins warme Wasser! Und wenn man echt keine Ahnung hat, vor allem mal die Schnauze halten! Die Welt würde ein wenig stiller, ein wenig ehrlicher, schließlich ein wenig besser werden.

Was wäre das für eine Sensation! „Herr Scholl-Latour, ich bitte sie als Nahost-Experten um eine fundierte und treffende Einschätzung der momentanen Entwicklung in den arabischen Ländern. Beschreiben sie doch bitte den Zuhörenden die Auswirkungen der Regierungsänderung in Tunesien und Ägypten.“
Peter: „Du zuerst!“

Für die nun eintretende beklemmende Stille und die hastig eingeblendete Werbepause würde sogar ich anfangen, GEZ zu zahlen. Auch würde ich Eintritt für`s Museum zahlen, wenn ich dort die Kunst jener politischen AktivistInnen verachten könnte, die sich, weil die männliche Form des Kritisierens, Argumentierens und Text Sezierens ablehnend, endlich den non-verbalen Wegen der Expression zugewandt haben. Denn auch wenn der Ton die Musik macht, so haben doch jene, die sich ihm so viel mehr widmen als dem Material, vom tatsächlichen Tuten und Blasen keine Ahnung. Was sie haben, ist einzig und allein Geschmack, wenn auch leider einen schlechten.

Und so hat es sich zugetragen, dass die Feststellung geschlechtlicher Konnotationen bei Phänomenen gesellschaftlicher Natur zwar ok, der ironische Umgang mit ihnen aber kontrovers ist. So scheint es den meisten völlig plausibel, die moderne Unterdrückung von Emotionalität und Empathie als Unterdrückung der Weiblichkeit zu interpretieren. Anders herum wird aber die Nase gerümpft, wenn das selbstbewusste Auftreten einer Frau mit den Worten honoriert wird: „Meine Fresse, hast du aber Eier!“

Ganz zu schweigen von Homophobie! Ich fuhr jüngst einen Freund ob seiner überschweifenden Gestik und melodisch übertriebenen Sprache an. Genervt von dem Superlativ, den jede seiner Regungen peinlichst zum Ausdruck bringen sollte, bat ich ihn, sich doch bitte nicht so wie eine Schwuchtel zu benehmen! Und liebe Leser sie ahnen es, meine Umgebung unterstellte mir eine Feindschaft gegenüber Schwulen! Was für eine bodenlose Frechheit! Kann man denn überhaupt noch diskriminierender und kollektivistischer denken als es jene, die mich da belehren wollten? Als ob die Praktizierenden gleichgeschlechtlicher Liebe in irgendeiner Weise homogener wären als die Mehrheit der Heten! Eine derartige Identifizierung finde ich über alle Maßen frech und homophob. Bloß weil jemand schwule Liebe bevorzugt, heißt das noch lange nicht, dass er eine Schwuchtel ist!

H. Lunke

24.02.2011
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
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