• Titelbild
• Editorial
• das erste: Immer wieder Selbstbetrug
• Vergesst den sich bahnenden Frühling
• Boston represent...
• AYS, Hang The Bastard, Wayfarer, Slave Driver
• Scuba
• "Aber wenn ich werd' schreien, wird besser sein?"
• Willkommen im Irrenreservata
• The Beat Scene's Next Generation
• After St.Patricks Day Is Before St.Patricks Day
• ...And You Will Know Us by the Trail of Dead
• Disco Ensemble
• Freiheit auf Arabisch
• Hercules and Love Affair
• Das Filmriss Filmquiz
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• review-corner film: Verarbeitung über Pornografie
• kulturreport: Die Wahl der Socken
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• leserInnenbrief: LeserInnenbrief
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• das letzte: Dünnes Eis
Und beinahe wäre es dazu gekommen: ein Letztes, dessen Inhalt sich mit den
Schreibhemmungen des Autors auseinandersetzt. Ein oder zwei Seiten voller
Geschwurbel über die Schwierigkeit, ein oder zwei Seiten mit Wörtern
zu füllen. DER Taschenspielertrick selbstverliebter Kolumnisten
schlechthin, der trotzdem jedes mal mit revolutionär-kreativem Pathos
daherkommt, als wäre diese Idee in etwa so wegweisend, wie Entdeckung des
Gravitons. Pfui!
Deswegen blieb das letzte Letzte leer. Mit gutem Beispiel voran gehend
demonstriere ich hiermit der Leipziger Linken im Allgemeinen, dem Conne Island
im Besonderen, die politische Taktik der Aufrichtigen: Auf die Reputation
scheißen! Die (metaphorischen) Eier rein ins warme Wasser! Und wenn man
echt keine Ahnung hat, vor allem mal die Schnauze halten! Die Welt würde
ein wenig stiller, ein wenig ehrlicher, schließlich ein wenig besser
werden.
Was wäre das für eine Sensation! Herr Scholl-Latour, ich
bitte sie als Nahost-Experten um eine fundierte und treffende Einschätzung
der momentanen Entwicklung in den arabischen Ländern. Beschreiben sie doch
bitte den Zuhörenden die Auswirkungen der Regierungsänderung in
Tunesien und Ägypten.
Peter: Du zuerst!
Für die nun eintretende beklemmende Stille und die hastig eingeblendete
Werbepause würde sogar ich anfangen, GEZ zu zahlen. Auch würde ich
Eintritt für`s Museum zahlen, wenn ich dort die Kunst jener politischen
AktivistInnen verachten könnte, die sich, weil die männliche Form des
Kritisierens, Argumentierens und Text Sezierens ablehnend, endlich den
non-verbalen Wegen der Expression zugewandt haben. Denn auch wenn der Ton die
Musik macht, so haben doch jene, die sich ihm so viel mehr widmen als dem
Material, vom tatsächlichen Tuten und Blasen keine Ahnung. Was sie haben,
ist einzig und allein Geschmack, wenn auch leider einen schlechten.
Und so hat es sich zugetragen, dass die Feststellung geschlechtlicher
Konnotationen bei Phänomenen gesellschaftlicher Natur zwar ok, der
ironische Umgang mit ihnen aber kontrovers ist. So scheint es den meisten
völlig plausibel, die moderne Unterdrückung von Emotionalität
und Empathie als Unterdrückung der Weiblichkeit zu interpretieren. Anders
herum wird aber die Nase gerümpft, wenn das selbstbewusste Auftreten einer
Frau mit den Worten honoriert wird: Meine Fresse, hast du aber Eier!
Ganz zu schweigen von Homophobie! Ich fuhr jüngst einen Freund ob seiner
überschweifenden Gestik und melodisch übertriebenen Sprache an.
Genervt von dem Superlativ, den jede seiner Regungen peinlichst zum Ausdruck
bringen sollte, bat ich ihn, sich doch bitte nicht so wie eine Schwuchtel zu
benehmen! Und liebe Leser sie ahnen es, meine Umgebung unterstellte mir eine
Feindschaft gegenüber Schwulen! Was für eine bodenlose Frechheit!
Kann man denn überhaupt noch diskriminierender und kollektivistischer
denken als es jene, die mich da belehren wollten? Als ob die Praktizierenden
gleichgeschlechtlicher Liebe in irgendeiner Weise homogener wären als die
Mehrheit der Heten! Eine derartige Identifizierung finde ich über alle
Maßen frech und homophob. Bloß weil jemand schwule Liebe bevorzugt,
heißt das noch lange nicht, dass er eine Schwuchtel ist!
H. Lunke