• Titelbild
• Editorial
• das erste: Unsere Insel stinkt
•
a Mala Beat is a Mala Beat is a Mala Beat is a
• Springtoifel
• Karnivool, The Intersphere
• The Creator: Pete Rock & CL Smooth
• Napalm Death, Immolation, Macabre
• Hot Christmas Hip Hop Lounge
• Paperclip Release Night
• We can feel the mountains in our skin and bones
• Clash of the Monsters
• Weihnachts-Tischtennis-Turnier
• Man overboard
• Caliban
• Snowshower
• NYE @ Conne Island
• Kritik und Ressentiment
• Veranstaltungsanzeigen
• Großbaustelle Conne Island
• Konzertabsage Maroon
• Zur Absage der Veranstaltung mit Justus Wertmüller
• doku: Vielfalt tut gut
• doku: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
• Es gibt tausend gute Gründe
• Resultat einer infantilen Inquisition
• Zu den Texten in diesem Heft
• review-corner film: Keeping it unreal
• doku: Sizilianische Verhältnisse
• doku: Macker, verpiss Dich!
• Sind die Dichotomien unser Unglück?
• Anzeigen
• Punktsieg für den Antirassismus oder Reproduktion rassistischer Ausgrenzung?
• das letzte: Voll leer
In den letzten Ausgaben der Orange Times wurde viel geschrieben über
die Freiräume, die wir uns in den letzten Jahren erkämpft haben und
die dazu beitrugen, dass Ultras für uns das wurde, was es derzeit ist. Das
beinhaltet, dass wir die Möglichkeit haben uns frei zu bewegen, uns so gut
es geht zu verwirklichen und vor allem auch, dass wir innerhalb dieser
Freiräume eine Akzeptanz geschaffen haben, die es notwendig macht, das
Wort Ultras, vor allem in seinem subkulturellem Zusammenhang mit
Kreativität und mit Leben zu erfüllen. Dies beruht auch auf dem
Respekt der Leute, den wir mit viel Mühe und in einigen Kämpfen
aufgebuat haben. Sei es im Bezug auf unseren eigenen Verein BSG Chemie, das
Fanprojekt oder andere elementare Dingen. Der Erfolg unserer Bemühungen
ruht aber auch auf dem Respekt, den wir anderen Personen, Freundeskreisen und
Projekten gegenüber an den Tag gelegt haben. Denn nur mit einem
respektvollen Umgang ist es möglich, aufbauend auf Unterschieden und
Gemeinsamkeiten, Schnittmengen zu finden, die alle und damit auch uns
in der Zukunft und ihrer Ungewissheit voranbringen werden. Leider haben
diese doch recht einfachen Grundlagen des Zusammenlebens immer noch nicht alle
Personen aus unseren Kreisen verstanden und so kommt es immer wieder zu
Ausfällen verbaler und nonverbaler Natur, die so einfach nicht zu dulden
sind!
So auch am Freitag vor einer Woche, als einige Leute unserer Kurve in ihrer
Abendgestaltung einen Besuch im linken Projekt B12 ins Auge fassten, diesen
nach reichlich Alkoholkonsum auch in die Tat umsetzten und dabei jegliche
sinnvolle Formen des menschlichen Umgangs vergessen zu scheinen haben. Neben
sexistischen Prollerein, dummen Sprüchen und dem sogenannten
angrapschen wurde zum zweifelhaften Höhepunkt eine Soli-Kasse
geklaut. Aus einem linken Projekt wohlgemerkt. Offen traten die Personen als
Chemiker, zum Teil auch als Diablos auf und wurden entsprechend als solche
erkannt. Einige besaßen sogar noch die ungerechtfertigte Dreistigkeit und
haben ihr Fehlverhalten nicht im Ansatz eingesehen oder setzten sogar zu
Drohungen an. Zwar wurde mittlerweile zumindest das Geld zurückgezahlt,
aber der Vorfall schlug natürlich zurecht hohe Wellen, tut dies auch immer
noch und wird es in den nächsten Wochen weiterhin tun. Für uns
natürlich mit einem potentiell sehr schlechten Ausgang und das nur, weil
Einige unentschuldbarerweise ihren Hormonhaushalt (in diesem Fall Testosteron)
nicht im Griff haben oder nicht verstanden haben, dass solch ein Verhalten
nirgendwo akzeptabel ist.
Soviel zur Beschreibung der Tatsachen, die natürlich auch bei uns intern
einige Diskussionen und Bestürzung hervorgerufen haben. Dass wir uns von
solchem Verhalten in aller Form distanzieren und uns im Rahmen unsere
Möglichkeiten auch dafür entschuldigen, sollte klar sein. Auch wenn
es scheinbar noch nicht bei jedem angekommen zu sein scheint, für uns als
Verein, als Kurve, aber auch als Gruppe, das hat sich in den letzten Jahren
sehr klar herauskristallisiert, ist ein respektvoller und damit
freundschaftlicher Umgang fernab von dem fußballtypischen Verhalten
anderer Fanszenen sehr wichtig egal ob beim Fußball, beim
Ausgehen am Abend und vor allem beim Bewegen innerhalb der Strukturen,
die uns Leipzig mit seinen Projekten, Vereinen und Clubs bietet. Teilweise
arbeiten Leute von uns in den genannten Institutionen mit, um sie zum einen
mitzugestalten und zum anderen auch zu unterstützen. Als Chemiefans und
als Ultras als Menschen und Individuen.
Ebenso ist unser Anspruch, unseren Block und damit euch zu
sozialisieren, euch neue Wege aufzuzeigen, euch zu zeigen, wie ihr euch
selbst verwirklichen könnt, und euch darauf hinzuweisen, dass das Leben
mehr sein kann und muss als stures Arbeiten und am Wochenende Danebenbenehmen.
Es soll deutlich werden, dass ihr dieses Verwirklichen der eigenen Wünsche
und Bedürfnisse nicht über eine konstruierte Identität eines
Vereins oder einer Gruppe in das reale Leben übertragen sollt, sondern
über euch selbst als Individuum. Dies ist natürlich auch mit einer
gewissen Selbstregulierung verbunden, die bedeutet, aufeinander einzuwirken,
wenn jemandem die Regeln nicht in der Form klar sind, wie sie es sein
müssten, die aber auch heißt, selbst über das eigene Verhalten
nachzudenken und es entsprechend zu reflektieren. Sollte dieses System,
das auch Verantwortung für jeden und jede einzelne Person beinhaltet,
nicht mehr funktionieren, weil der Horizont einzelner Charaktere nicht
dafür auszureichen scheint, um zu erkennen, was adäquates Verhalten
ist, müssen diese aus unseren Kreisen eben ausgeschlossen werden und
gehen. Das klingt für manche vielleicht hart, ist aber nur konsequent,
wenn es darum geht, eigene Freiräume und die anderer zu schützen und
zu achten. Wer dies nicht versteht, hat in unseren Zusammenhängen keinen
Platz!
Kein Schritt zurück!
Diablos Ultras Chemie Leipzig am 28. Oktober 2010