• Titelbild
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• das erste: Unsere Insel stinkt
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a Mala Beat is a Mala Beat is a Mala Beat is a
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• We can feel the mountains in our skin and bones
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• Man overboard
• Caliban
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• NYE @ Conne Island
• Kritik und Ressentiment
• Veranstaltungsanzeigen
• Großbaustelle Conne Island
• Konzertabsage Maroon
• Zur Absage der Veranstaltung mit Justus Wertmüller
• doku: Vielfalt tut gut
• doku: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
• Es gibt tausend gute Gründe
• Resultat einer infantilen Inquisition
• Zu den Texten in diesem Heft
• review-corner film: Keeping it unreal
• doku: Sizilianische Verhältnisse
• doku: Macker, verpiss Dich!
• Sind die Dichotomien unser Unglück?
• Anzeigen
• Punktsieg für den Antirassismus oder Reproduktion rassistischer Ausgrenzung?
• das letzte: Voll leer
Eine Diskussion kann in der Sache hart sein, wenn es denn sein muss. Es gibt
allerdings keinen Grund, Menschen, die eine andere Position haben oder Kritik
üben, zu beschimpfen. Zumindest nicht, wenn man sie ernst nimmt und von
ihnen ernst genommen werden möchte.
Justus Wertmüller begreift KritikerInnen seiner Position scheinbar per se
als FeindInnen. Da kennt er keine Grenzen der Beschimpfungen und
Verunglimpfungen. Das allein erzeugt bereits einen Ausschluss: wer Kritik
übt, befürchtet zurecht, persönlich angegriffen zu werden. Die
Bestätigung der eigenen Position scheint alleiniger Sinn und Zweck der
Veranstaltung. Ein Klima, in dem andere herunter gemacht werden, in dem Fragen
und Kritik belächelt werden, ist vollkommen unnötig und verhindert
eben genau Diskussionen, statt sie anzustoßen.
Ich sehe keinen Grund darin, jemandem ein Forum für seine wüsten
Beschimpfungen, z.B. gegen Linke und Feministinnen, zu geben. Diese haben
überhaupt nichts mit Kritik zu tun, sondern sind nur tumber Hass. Wer kein
Interesse an einer Auseinandersetzung, sondern nur an Konfrontation hat, kann
seine vermeintlichen Wahrheiten in der eigenen Zeitung publizieren, braucht
aber nicht die Island-Bühne. Wer Kritikerinnen vorwirft, hässlich und
dumm zu sein, hat offenbar keine Argumente und hat es auch nicht so mit
Meinungsfreiheit und Pluralismus oder besser gesagt nur dann, wenn es um die
eigene Meinung geht.
Man muss ein Argument nicht teilen, um es zu hören!
Es scheint im Nachhinein egal zu sein egal was, wie, von wem im Plenum
gesagt wurde, es kam nicht an und wurde und wird wissentlich falsch
weitergetragen.
Unwahr ist, dass keine Argumente gegen eine Veranstaltung mit Justus
Wertmüller im Plenum vorgebracht wurden. Mit Zitaten aus Texten und
Äußerungen von Justus Wertmüller wurde begründet, warum
man ihn gerade zum Thema Integration problematisch findet. Nur weil
diese Interpretation nicht geteilt wird, ist das Argument nicht aufgehoben. Wer
behauptet, eine Phalanx von Frauen hätte Rassist und Sexist
gerufen und damit alles andere übertönen wollen, weiß, dass
er/sie lügt. Anders als einige VertreterInnen des BgA wurde sich im Plenum
um eine Diskussionsatmosphäre bemüht, die sich mit Argumenten
auseinandersetzt und zur Kenntnis nimmt, dass es Gründe für und gegen
die Veranstaltung im Plenum gibt.
Die, die im Plenum immer wieder formal geworden sind, waren BgA-VertreterInnen,
die nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollten, wie eine Entscheidung
im Plenum zustande kommt und die sich und das Plenum gefragt haben, ob wir
überhaupt so eine Veranstaltung absagen können. Ehrlich gesagt, das
Conne Island Plenum kann mit dem und im Conne Island machen, was es will.. Wir
sind zu überhaupt nichts verpflichtet, weder dazu, eine Band spielen zu
lassen, noch dazu, eine Band abzusagen. Wir müssen keine Stellungnahmen
schreiben und weder die Saal- noch die Cafétür aufschließen,
wenn wir keine Lust dazu haben. Aber natürlich muss man mit Konsequenzen
von Entscheidungen rechnen. Vielleicht geht man pleite oder verliert ein paar
Gäste. So ist das halt.
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Nur, um das hier mal klar zu stellen:
so weit ich mich erinnere, ist ein Wort wie Definitionsrecht überhaupt
nicht gefallen. Darum ging es gar nicht. Sehr wohl aber darum, dass
Wertmüller sexistisch und anti-feministisch und feindlich gegenüber
Linken argumentiert. Das ist zum Beispiel meine Position, die ich auch
vertreten habe und die mich dazu bringt, keine Veranstaltung mit Justus
Wertmüller im Conne Island zu wollen.
Hier ein paar Gründe für meine Meinung:
Eine Aussage wie ein Nein zum Ja machen, ist Verführung im Kontext
von sexualisierter Gewalt und Vergewaltigungen ist ein Schlag ins Gesicht
für Frauen mit Gewalterfahrung. Wertmüller verbreitet zudem das ewige
sexistische Klischee von vermeintlich sexuell frustrierten Feministinnen, die
Sex nur im Zusammenhang mit Sexismus sehen könnten. Statt Inhalte zu
kritisieren, wird Frauen vorgeworfen, hässlich zu sein. Sich negativ auf
Körper von Frauen zu beziehen und das Argument verstanden wissen zu
wollen, ist nicht nur blöd, sondern in einer Gesellschaft mit hohem
Normierungs- und Schönheitsdruck auch sexistisch.
Muslimische Frauen oder gar Türkinnen und Araberinnen homogen als Opfer zu
sehen, ist sexistisch, weil es, genau wie falscher Feminismus, Frauen eigenen
Willen, eigene falsche Entscheidungen und politische Subjektivität
versagt. Männer sind die handelnden und Frauen werden behandelt. Das ist
zudem noch die falsche Islamkritik, denn die patriarchale und bisweilen
tödliche Ideologie des Islamismus wird eben sowohl von Männern wie
auch von Frauen produziert und reproduziert.
Wenn man von einem rechten Konsens der Gesellschaft ausgeht, weiß man
auch, welche Begriffe auf fruchtbaren Boden fallen
Kopftuchmädchen ist so einer, ebenso die Rede von weniger
intelligenten Muslimen. Solche Worte von Sarrazin gehören nicht
verteidigt, sondern als Klischees, die eine richtige Kritik an
Regressivität und patriarchalen Strukturen in islamischen Communities
verhindern, entlarvt. Dieser Punkt wäre für mich einzeln in der Sache
diskutierbar. Nur bin ich der Meinung, dass das bei einer Veranstaltung mit
Justus Wertmüller nicht möglich ist. Und die Verlautbarungen der
letzten Wochen aus der bahamas-Redaktion bestätigen dies nur.
Ich will keine Bühne bieten für jemanden, der immer wieder betont,
wie schlimm er linke Läden, linke Gruppen und Linke überhaupt findet
und dem es nicht darum geht, Positionen zu kritisieren, sondern Menschen zu
diffamieren. Beispiele für diese Position existieren zuhauf: verwiesen sei
hier auf Äußerungen wie ich finde das [gemeint ist die
radikale Linke] ein verachtenswertes Volk. Jemand, der Begriffe wie
linksextrem und militanter Arm der Zivilgesellschaft angebracht
findet, um antifaschistische Politik zu verunglimpfen, der Linke als
verwahrloste Elendsgestalten und abstoßend bezeichnet, kann
seine Polemik doch auch außerhalb linker Orte verbreiten. Kritik an der
Linken ist bei mir durchaus willkommen, sie muss auch nicht solidarisch oder
konstruktiv sein, nur inhaltlich. Regressive Inhalte, die sich in linken
Aktionen und Artikeln vielfach finden lassen, gehören entlarvt, kritisiert
und verraten. Aber mithilfe regressiver Inhalte und Aussagen lässt sich
dies nicht tun.
Justus Wertmüller straft Positionen, die nicht seiner Meinung sind, ab, in
dem er Vergleiche zu Nazipositionen zieht und sie als staatstragend bezeichnet.
So war die jungle world in seinen Texten schon ein regierungsnahes
Wochenblatt und einem ihrer Redakteure wurden NKWD-Methoden unterstellt.
Sowieso scheint er sich als alleiniger Hüter der Wahrheit zu empfinden.
Gottgleich soll es keine Zeitschrift neben seiner geben. Hermann Gremliza, der
Herausgeber der konkret, wurde in Veranstaltungen mit einem
Nachruf bedacht, als dieser Wertmüller kritisierte. Und die
Phase 2 besteht für ihn aus illiteraten Opportunisten. Und
so weiter und so fort.
Wer so mit Menschen umgeht, die selbstverständlich kritisierbar sind, aber
eben weit davon entfernt, als Feinde betrachtet werden zu müssen, muss
nicht in meinem Laden spielen.
Die Einschätzung, dass Justus Wertmüller ein Rüpel sei,
bisweilen Kritik vehement abschmettert und DiskussionsteilnehmerInnen
herunter macht kam vom BgA selbst. Warum gerade so eine Person notwendig
oder auch nur geeignet sein soll, um eine Diskussion zu führen, bleibt
für mich eine offene Frage.
Warum soll jemand, der keine Gelegenheit unterlässt, um zu betonen, wie
wenig er an einem Austausch, an Kritik und Debatte interessiert ist, Referent
für eine Diskussionsveranstaltung sein?
Warum soll jemand ein Podium bekommen, der wahnhafte Hasstiraden von sich gibt
und dabei KritikerInnen Wahnhaftigkeit vorwirft?
Warum sollen sich Leute, die das Conne Island als ihren Laden empfinden,
hier unsachlich und persönlich beschimpfen lassen?
Ich finde, sie sollen es nicht, denn Pluralismus hat Grenzen. Deshalb war und
bin ich gegen eine Veranstaltung mit Justus Wertmüller.
Diese Positionen muss man nicht notwendig teilen, aber so zu tun, als
wären sie argumentfrei, ist unredlich und unverschämt.
Quod erat demonstandum
Die persönliche Betroffenheit, auch in einem Laden wie dem Conne Island
nicht herzlich willkommen zu sein, mag noch verständlich sein.
Schließlich ist das Conne Island zumeist ein bemerkenswert schöner
Ort zum Trinken, Tanzen und Diskutieren beispielsweise. Es ist ein Ort,
an dem das Palituch nicht getragen werden darf, gerade weil er sich als links
versteht und damit emanzipatorische Werte verbindet, die nicht mit
Antisemitismus zusammengehen. Verständlich, davon ein Teil sein zu
wollen.
Doch als Reaktion auf die Absage in wilde Beschimpfungen zu verfallen,
bestätigt für mich nur die Richtigkeit der Absage. Der Hass auf das
Conne Island sowie Leute und Gruppen in unserem Umfeld wird nur noch einmal
verdeutlicht und zwar in einem Ton und mit einer Wortwahl, die weitere
Diskussionen für mich unnötig und unmöglich werden lassen.
Nazivergleiche sind nicht nur vollkommen jenseits legitimer Kritik, sondern
relativieren zusätzlich den Nationalsozialismus und seine SchergInnen.
Hier geht es ja nicht ernsthaft darum, dass jemandem ein nazistisches Handeln
vorgeworfen wird, sondern, dass gewagt wurde, Justus Wertmüllers Verhalten
und einzelne seiner Positionen nicht zu hofieren. Frauen, von denen man
gehört hat, sie hätten sich geäußert, als stotternde
Kühe zu bezeichnen, ist purer Sexismus, ebenso wie der uralte
antifeministische Reflex, eine geheime Macht von Frauen zu halluzinieren.
Mal ganz abgesehen davon, dass sich Antisemitismus unter anderem in Form von
Verschwörungstheorien äußert: ein paar wenigen, ominösen
im Dunkelnbleibenden wird die Macht zugesprochen, die Fäden im Hintergrund
zu ziehen, und andere als ihre Marionetten auftreten zu lassen, die nur den
Willen der Menschen im Hintergrund ausführen. Genauso wird jetzt von
Seiten der bahamas argumentiert. Neben dem Fakt, dass diese Interpretation
nichts mit der Realität des Conne Island-Plenums zu tun hat, scheint die
Auseinandersetzung mit Antisemitismus innerhalb der bahamas-Redaktion wohl doch
nicht weit her.
Warum ich gegen eine Veranstaltung mit Justus Wertmüller im Conne Island
war und bin? Eigentlich kann der Verweis auf seine Reaktion ausreichen. Genau
deshalb! Weil jemand, der so abhatet, keine Bühne von mir bekommen soll.
Susanne
Endnote:
Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich mit diesem Text in die Schusslinie
bringe. Die Erklärung in Halle zeigt nur zu deutlich, dass der Hass
von Wertmüller keine Schranken kennt und seine AnhängerInnen ihm
fleißig nacheifern, ihm in persönlichen Beschimpfungen (Nazi,
Stalinist, Karrierist, Opportunist), aberwitzigen Verschwörungstheorien
(das Island steht still, wenn der AFBL es will), antifeministischen Klischees
(Lustfeindlichkeit, Sexismusdiskussionen als Waffe zu benutzen), irrsinnigen
Vorwürfen und überhaupt in der Härte des Umgangs nicht
nachstehen zu wollen. Und dann wird sich gewundert, warum so wenige für
eine Absage der Veranstaltung das Wort ergreifen.