• Titelbild
• Editorial
• das erste: Unsere Insel stinkt
•
a Mala Beat is a Mala Beat is a Mala Beat is a
• Springtoifel
• Karnivool, The Intersphere
• The Creator: Pete Rock & CL Smooth
• Napalm Death, Immolation, Macabre
• Hot Christmas Hip Hop Lounge
• Paperclip Release Night
• We can feel the mountains in our skin and bones
• Clash of the Monsters
• Weihnachts-Tischtennis-Turnier
• Man overboard
• Caliban
• Snowshower
• NYE @ Conne Island
• Kritik und Ressentiment
• Veranstaltungsanzeigen
• Großbaustelle Conne Island
• Konzertabsage Maroon
• Zur Absage der Veranstaltung mit Justus Wertmüller
• doku: Vielfalt tut gut
• doku: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
• Es gibt tausend gute Gründe
• Resultat einer infantilen Inquisition
• Zu den Texten in diesem Heft
• review-corner film: Keeping it unreal
• doku: Sizilianische Verhältnisse
• doku: Macker, verpiss Dich!
• Sind die Dichotomien unser Unglück?
• Anzeigen
• Punktsieg für den Antirassismus oder Reproduktion rassistischer Ausgrenzung?
• das letzte: Voll leer
Dienstag, den 21. Dezember 2010 um 19 Uhr
Geisteswissenschaftliches Zentrum Leipzig, Hörsaal 2010, Beethovenstr. 15
Eintritt: 2 EUR
Die Debatten über Einwanderung in Deutschland der letzten Jahre sind von
einer kaum mehr zu überbietenden Verlogenheit. Während der keineswegs
nur ostzonale Ausländer-Raus-Block in jüngster Zeit sich
islamkritisch aufplustert, um über political incorrect oder als
Sarrazin-Fan-Gemeinde seine Hassbotschaften ins Land zu schicken, spielt das
political korrekte Deutschland jeden Einwand gegen weniger schöne
Entwicklungen in den Parallelgesellschaften routiniert herunter und denunziert
die Kritiker als Rassisten. Die einen unterstellen der größten
Zuwanderergruppe im Land, den Türken, sie produzierten massenhaft
Kopftuchmädchen und lehnten die Mehrheitsgesellschaft pauschal ab, die
anderen lassen es zu, dass die Gesandten Ankaras im türkischen
Verbandswesen als berufene Sprecher der türkischen Minderheit ihren
nationalchauvinistischen und/oder islamistischen Denkmüll als ernst zu
nehmende Debattenbeiträge beisteuern. Das ganze vollzieht sich als
Integrationsdebatte, die ihre eigenen Voraussetzungen nicht zu benennen
weiß.
Wo hinein sollen sich die Zuwanderer eigentlich integrieren? Ist die
Zugehörigkeit zur sogenannten Mehrheitsgesellschaft eigentlich auch anders
als durch eine Art Arierausweis auszumachen? Gibt es die neuerdings beschworene
christlich-jüdische Tradition wirklich und was soll das eigentlich
bedeuten? Oder soll die Mehrheitsgesellschaft der Zukunft ein Patchwork der
Minderheiten sein, die jeweils ihre völkische, kulturelle und
religiöse Identität als absolut schützenswertes Gut hochhalten?
Dass man in Deutschland traditionelle ein Problem mit der individuellen
Freiheit hat, dürfte bekannt sein. Man lebt zwar so frei wie nie zuvor in
diesem Land, auch als Frau, Schwuler oder Linksradikaler, zugleich gehört
es zum guten Ton, alle Voraussetzungen dieser persönlichen Freiheiten
pauschal zu verunglimpfen und öffentlich gegen ihre Verteidigung zu
agitieren. Das, was man an der islamischen Formierung zu kritisieren
hätte, die autoritäre kollektive Zurichtung ihrer Angehörigen in
einem Zwangsverband, der keinen Notausgang mehr haben soll, will man in
Wirklichkeit selber. So beginnen die Ideologen der offenen
Zuwanderergesellschaft an den Migranten zu schätzen, was die
schwächsten unter ihnen am meisten fürchten: Die Ethnisierung, die
Verbannung in die Parallelgesellschaft, der große Terror der
autochthonern Kultur und Religion. So werden aus Leuten mit türkischem
Familienhintergrund Muslim und Muslima, eine Konstruktion, die mit der
Lebensrealität und den privaten Wünsche und Sehnsüchten der
meisten in Deutschland lebenden Türken nichts zu tun hat, sondern
nur die Begehrlichkeiten ihrer selbsternannten Verwalter widerspiegelt. Das
alles geschieht, weil man sich mit Tayiip Erdogan darin einig ist, dass
Assimilation ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit sei, also ein Ethnozid,
wie man das auf multikulturell auszudrücken pflegt.