• Titelbild
• Editorial
• das erste: Das Deutschland der Sarraziner schafft sich ab so what?!
• Island Deluxe
• Option paralysis
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• »Messing with your emotion«
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• Mice Parade, Laetitia Sadier, Silje Nes
• electric island fall edition
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• DOOM-Europe Tour 2010
•
• Hellnights 2010
• Stomper 98, Volxsturm, HardxTimes
• Far From Finished
• Lesung: Was kostet die Welt
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• »Das Ende des Kommunismus«
• review-corner buch: Abwarten? Nein Danke!
• doku: Solidarität mit Israel!
• doku: Leipzig / 16. Oktober / Call For Action
• doku: Der destruktive Charakter
• doku: Kapitalismus als Religion
• leserInnenbrief: Brief an die Leser_innen
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• das letzte: Stuttgart 21 Widerstand wird zum demokratischen Fanal!
Am 4. September 2010 demonstrieren in Berlin Islamist_innen, Neonazis und
antizionistische Linke für die Befreiung Jerusalems, also für
die Zerschlagung des jüdischen Staates Israel. Die Berliner Demonstration
ist Teil des internationalen Al-Quds-Tages, an dem das iranische Mullahregime
seinen reaktionären Kulturkampf in die Welt trägt. In diesem Jahr
ruft ein Bündnis antifaschistischer Gruppen auf, der gruseligen
Propagandashow entgegenzutreten.
Al-Quds-Tag
Al Quds ist der arabische Name Jerusalems. Nach der iranischen
Revolution 1979 erklärte der Kleriker und Revolutionsführer
Ayatollah Khomeini den letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan zum
internationalen Al-Quds-Tag. Seither werden weltweit Kundgebungen und
Demonstrationen gegen Israel organisiert. Von Teheran bis London, von Jakarta
bis Toronto, von Manila bis Beirut und auch in Berlin tragen die Fans der
palästinensischen Intifada und eines islamischen Heiligen Krieges
ihre Vernichtungsdrohung gegen Israel auf die Straße. Sympathien gelten
den Terrorgruppen Hizbullah und Hamas, die mit iranischem Geld und iranischen
Waffen jeden politischen Friedensprozess im Nahen Osten sabotieren. Auf
iranischen Al-Quds-Demonstrationen ruft die Staatsführung offen zur
Vernichtung des zionistischen Gebildes auf und bezeichnet den Holocaust
als Lüge und Vorwand für die Gründung Israels. In
Deutschland, wo solche Propaganda verboten ist, demonstriert man augenzwinkernd
gegen Antisemitismus und Zionismus.
Iran Antisemitismus als staatstragende Ideologie
Als gesetzlicher Feiertag der Islamischen Republik Iran ist der Al-Quds-Tag
zentrale Manifestation eines staatstragenden Antisemitismus. Die fanatische
Massenmobilisierung gegen den vermeintlichen Fremdkörper Israel
offenbart ein totalitäres Gemeinschaftsideal, in dem Religion, Politik und
Kultur ununterscheidbar zusammenfallen. Der Zionismus wird als
übermächtiger und verschlagener Feind dämonisiert, von dessen
Vernichtung das Schicksal der Welt abhänge. Das Zerrbild einer solchen
endzeitlichen Schlacht von Gut gegen Böse ist eine wesentliche Stütze
des theokratischen Regimes. Es lässt jede politische Opposition als
Hochverrat erscheinen, und deckt so die Verbrechen der iranischen Staatsmacht:
Homosexuelle werden gehängt, zahllose Frauen als Ehebrecherinnen
gesteinigt, Liberale und Kommunist_innen zu Tode gefoltert. Doch das
islamistische Programm einer Wiederherstellung des goldenen Zeitalters
des Propheten ist kein Ausfluss einer vermeintlich vormodernen
islamischen Welt, sondern ein spezifisch modernes Phänomen. Zentrale
Taktik des politischen Islam ist es, sich als Opfer einer
zerstörerischen westlichen Kultur darzustellen und sich dabei als
Reaktion auf selbige zu inszenieren. Die strukturellen, in letzter Instanz
unpersönlichen Zwänge kapitalistischer Verwertung werden
verschwörungstheoretisch als absichtsvolle Zersetzungsstrategie der
Zionisten gedeutet, also in klassisch antisemitischer Manier den Juden
angekreidet. Im Staat Israel findet dieser reaktionäre Antikapitalismus
eine konkrete Projektionsfläche. Hinter diesem kleinen Satan aber
stünden als großer Satan die USA, die wen wundert`s
wiederum von den Zionisten ferngesteuert seien.
Die religiös verbrämte Rhetorik eines vom Westen, von Israel
und den Juden gedemütigten Islam, der sich nur in der Vernichtung
Israels befreien könne, befriedigt vielfältige ideologische
Bedürfnisse, und wird deshalb auch von gemäßigten Moslems und
weltlichen Nationalisten angenommen. Das greifbare Feindbild eines wehrhaften
jüdischen Staates bestätigt wieder und wieder die eigene
Opferstilisierung, und schreibt gesellschaftliche Konflikte einem
äußeren Feind zu. Mit seiner aggressiven antiisraelischen Propaganda
tritt der Iran als Verteidiger der Entrechteten auf, und untermauert gerade
damit seinen Führungsanspruch in der islamischen Welt. Sie lenkt von den
innenpolitischen Problemen des Mullahregimes ab, das längst nicht mehr so
stabil ist, wie es sich gerne gibt. Umso bedrohlicher ist das iranische
Atomwaffenprogramm, durch das die Vernichtung Israels zur realen Gefahr wird.
Die Linke und Israel
Ihre Feindschaft zu Israel ist es, die Teile der globalen Linken mit den
Islamist_innen verbindet. So bewegt sich auch die iranische Propaganda in den
Bahnen eines vulgären Antiimperialismus, der die Welt in entrechtete
Völker und raffgierige Ausbeuter sortiert. Von Anfang an sollte der
Al-Quds-Tag die Basis zur Gründung einer Partei aller
Unterdrückten der Welt sein (Khomeini). Ziel ist freilich nicht die
Emanzipation des Individuums aus gesellschaftlicher Herrschaft, sondern eine
befriedete Gemeinschaft unter Allahs weisem Diktat. Es wirft ein Schlaglicht
auf die ideologische Verfassung weiter Teile der globalen Linken, nämlich
dass sie kaum jemals gegen die autoritäre Theokratie des Iran
protestieren, aber bei jeder Gelegenheit gemeinsam mit dieser auf Israel
eindreschen. Im Namen von Frieden und Humanismus wird die Existenz Israels in
Frage gestellt, und der palästinensische Terrorismus als
revolutionäre Avantgarde gefeiert.
Jüngstes Beispiel dieser antiisraelischen Querfront ist der medienwirksame
Versuch einer internationalen Propagandaflottille, Israels Seeblockade des
islamistischen Hamas-Regimes zu durchbrechen. Die Teilnahme prominenter
Vertreter_innen der deutschen Linkspartei wird nicht erst dadurch zum Skandal,
dass auch türkische Faschist_innen und arabische Jihadist_innen mit an
Bord waren. Skandal ist bereits ihr israelfeindliches Anliegen selbst, ihr
Angriff auf den Versuch des jüdischen Staates, iranischen Waffenschmuggel
in den Gaza-Streifen zu verhindern. Dass Israel dabei nur auf sich selbst
vertrauen kann, beweist die pompös inszenierte, aber völlig
wirkungslose UN-Aufsicht der Hisbollah im Südlibanon, wo längst
wieder tausende iranische oder vom Iran
finanzierte Raketen gegen Israel in Stellung gebracht wurden. Ohne solche
Fakten überhaupt zu erwägen, demonstrierten auch in Berlin
Linkspartei und Teile der Antifa gemeinsam mit Islamist_innen und
türkischen Faschist_innen gegen das Abfangmanöver des israelischen
Militärs. Wochenlang verbreiteten sie Lügenmärchen über die
Friedfertigkeit einer gewalttätigen Propagandatruppe, die den Kampf gegen
Israel als Heiligen Krieg begreift.
Rechte Israelsolidarität und antimuslimischer Rassismus
In Abgrenzung zum antisemitischen Weltbild traditioneller Neonazis haben sich
in den letzten Jahren in Europa und nicht zuletzt in Deutschland extrem rechte
Gruppen herausgebildet, die den Islam als Hauptfeind ausmachen. Die westlichen
Gesellschaften werden als gewachsene und fortschrittliche Kulturen eines
jüdisch-christlichen Abendlandes idealisiert. Israel erscheint in
diesem Weltbild als Vorposten im Kampf gegen den Islam.
Auch diese Freund-Feind-Sortierung ist durchschaubare Ideologie. Soziale
Konflikte werden zu Kulturkämpfen mystifiziert, in denen sich moderne
Chauvinist_innen und Rassist_innen unverfänglicher austoben können.
Der inszenierte Schulterschluss mit Israel soll an die offizielle
proisraelische Staatsräson der Berliner Republik anknüpfen, und die
Frontstellung gegen den Islam provokant untermauern. In Wahrheit liegt
diesen sich betont israelsolidarisch gebenden Rechten weder an Israel noch an
einer kritischen Reflexion antisemitischer Ideologien. Ihre Berufung auf eine
vermeintlich vorpolitische Kultur als Quelle kollektiver Identität
fordert Homogenisierung und Konformismus.
Deutschlands Rolle
Der nach dem 2.Weltkrieg in Deutschland entstandene Neue Antisemitismus,
der durch Relativierung bzw. Leugnung der Shoah deutsche Schuld abzuwehren
sucht, ist auch heute noch im Denken weiter Teile der Bevölkerung
vorhanden. Zugleich ist auf der anderen Seite die Anerkennung deutscher Schuld
ein zentraler Faktor der Staatsräson der Berliner Republik geworden. Dies
wurde spätestens 1999 deutlich, als deutsche Flugzeuge mit der moralischen
Legitimation eines nicht trotz, sondern wegen Ausschwitz Belgrad
bombardierten. Aus eben selbiger leitet sich eine besondere Verantwortung
für Israel ab.
Obwohl Deutschland erst kürzlich seine Wirtschaftsbeziehungen
eingeschränkt hat, ist es noch immer zweitgrößte Exporteur in
den Iran unter anderem für dessen kriegswichtige Industrien
und hat jahrzehntelang offen antisemitischen Staaten politische Treue
gehalten.
Warum Israel
In einer kapitalistisch verfassten Welt, die ihren Antisemitismus stetig
reproduziert, ist die staatliche Souveränität der Jüdinnen und
Juden die einzig angemessene Möglichkeit, dem mörderischen
Antisemitismus dauerhaft Schranken zu setzen. Die Notwendigkeit eines
jüdischen Staates wird täglich aufs Neue bestätigt durch einen
grassierenden Antisemitismus, der sich nicht zuletzt auch beim so genannten
Al-Quds-Tag manifestiert.
Für den 4. September rufen wir zu einer Demonstration in Berlin auf.
Anlässlich der Al-Quds-Demonstration wollen wir unsere Solidarität
mit Israel ausdrücken, und ein Zeichen gegen jeden Antisemitismus
setzen.
Aufrufende Gruppen: Antifa Hohenschönhausen (AH), Autonome Neuköllner
Antifa (ANA), Emanzipative Antifaschistische Gruppe (EAG)