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• DOOM-Europe Tour 2010
•
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• doku: Der destruktive Charakter
• doku: Kapitalismus als Religion
• leserInnenbrief: Brief an die Leser_innen
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• das letzte: Stuttgart 21 Widerstand wird zum demokratischen Fanal!
Scheinbar aus dem Nichts materialisiert sich im Januar des Jahres 2001 mit
Awkward das Debüt einer neuen Perle unter den geschätzen
Rappern der britischen Inseln. Der Nachschlag Upwards trägt ihm
drei Jahre darauf eine Nominierung für den Mercury Music Prize ein.
Die Auszeichnung kassieren zwar andere, Ty bleibt dennoch gelassen,
geerdet und bestens aufgelegt.
Ben Chijioke erblickt das Licht der Welt als Sohn einer Einwandererfamilie aus
Nigeria in London. Die Eltern schätzen gleichermaßen die Musik der
60er, 70er und 80er; der junge Ben saugt alles in sich auf. Ich war
süchtig nach Songs und Melodien, erinnert er sich später. Das
war schon fast ungesund. Das Genre war mir weitgehend egal. Wenn etwas gut war,
behielt ich es im Kopf.
Wenn der Kopf voll ist, läuft der Mund über. Aus dem
musikbegeisterten Knaben Ben wird MC Ty: Rappen bot mir eine
Möglichkeit, anerkannt zu werden. Seinen Einstand gibt er 1995 mit einem
Beitrag zu I.G. Cultures-Reihe One Drop Inter Outer. Er arbeitet
mit unterschiedlichen Produzenten zusammen, darunter Rae & Christian
und die Unsung Heroes, unterstützt Jeru The Damaja, Talib
Kweli, den Platinum Pied Pipers und De La Soul auf ihren
Europa-Tourneen und nimmt Tracks mit Damon Albarn und Fela
Kutis-Drummer Tony Allen auf.
1997 bietet Maceo Parker ihm und seinem Kumpan DJ Shortee Blitz
an, auf seinem Label Bear Mountains zu veröffentlichen. Die Spur
der gemeinsamen Veröffentlichung The Nonsense, die für 2001
angekündigt ist, verliert sich aber in den Nebeln der Zeit. Doch, halt! So
weit sind wir noch nicht. Die Liebe zu wohlgesetzten Worten treibt ihn in die
Spoken Word-Poetry-Szene. Workshops in Schulen und die Mitte der 90er
aufkommende Ghetto Grammar-Bewegung nehmen einen jungen Dichter völlig
in Beschlag. Wir haben den Versuch unternommen, unsere eigenen
Plattformen zu schaffen anstatt darauf zu warten, dass es jemand anders
für uns tut. Das war der Beginn eines Do-It-Yourself-Gedankens.
Tys wichtigste Erkenntnis aus diesen Tagen: Sei einfach du selbst.
Selbstvertrauen wird zur Haupt-Triebfeder, daneben hinterlassen Stevie
Wonder, die Kollegen von Hi-Jack, Blade, Outkasts Andre 3000, aber
auch diverse Dance-Crews ihre Eindrücke. Was macht einen guten Rapper aus?
Ty bringt es auf den Punkt: Individualität. Was nicht
eigenständig ist, ist uninteressant.
Monatlich veranstaltet Ty im Londoner Jazz Café die Lyrical
Lounge und bietet so jungen Talenten eine Wettstreitmöglichkeit. Er
selbst findet bei Big Dada, Ninja Tunes Ableger für Rhymes und
Beats, eine Heimat. Hier erscheint Ende 2000 mit der Single Break The
Lock sein Erstschlag.
Sein hochgelobtes Album-Debüt folgt im Januar 2001. Awkward
kombiniert sehr persönliche Erfahrungen (Hercules, The Tale)
mit Texten in klassischer Hip Hop-Manier und bezaubernd musikalischer
Produktion. Auch bei seinem zweiten Album Upwards, das er im September
2003 nachlegt, konzentriert sich Ty ganz auf sich selbst: Er nimmt die
Produktion weitgehend in die eigenen Hände, verzichtet auf Features,
Posse-Cuts und Battle-Tracks und verlegt das Gewicht statt dessen auf
Kompositionen und Melodien. In den entspannten Sound fließen Elemente aus
Funk, Soul und Jazz ein. Etwas Rock, Reggae und Spoken Word-Poesie verleiht dem
die nötige Würze. Ty beschreibt die Mixtur gegenüber UKHH
als ehrlichen, seelenvollen Hip Hop, offen für andere
Einflüsse. Die Kritik quittiert Upwards 2004 mit einer Nominierung
für den Mercury Music Prize.
Weltweite Tourneen verschaffen Ty eine breit gestreute Fangemeinde. Er spielt
mit Live-Musikern, denen er in seinem Verständnis von Hip Hop die gleiche
Bedeutung zugesteht wie der klassischen Ausrüstung, two turntables and a
microphone. Kollegen, mit denen Ty die Bühne teilt, werden zu Freunden. So
kommts, dass sich auf dem dritten Album dann schließlich doch
hochkarätige Gäste tummeln. Neben den britischen Gesangstalenten
Eska und Vula leisten unter anderem De La Soul und Arrested
Developments Speech ihren Beitrag.
Musik und Text sollen ein Ganzes bilden. Spoken Word hat mir extrem
geholfen, die Lyrics zu einem Teil der Musik werden zu lassen. Es geht nicht
mehr darum, dass Ty über einen Beat rappt, so der Mic-Controller
über sein Vorhaben. Closer präsentiert das Resultat: So
bewegend, humorvoll, nachdenklich und clever kann Hip Hop sein.
Laut.de