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The Chap, eine pan-europäische moderne Popgruppe aus London und
Berlin, enstand zu Anfang des vergangenen Jahrzehnts. Unter dem Vorhaben, Musik
zu machen, die falsch klingt, nahmen sie den derzeitigen Trend für
Lo-Fi-Prog-Pop-Musik voraus und brachten zwei hysterische, im Schlafzimmer
produzierte Klassiker, The Horse und Ham heraus. Besonders
für letzteres Werk erhielten sie Lob in der Fachpresse. Daraufhin
produzierte die Gruppe ein weiteres, etwas polierteres Meisterwerk namens
Mega Breakfast, wofür sie sich stilistisch auf den Bereich
Firmenbelegschafts-Motivationshymnen mit Texten über richtige
Musik und Sich-selber-klonen-wollen konzentrierten. Seltsamerweise blieben
auch diesmal kommerzieller Erfolg und globale Chart-Dominanz aus, so dass The
Chap sich schließlich dafür entschieden, sell-out zu
betreiben und ihr aktuelles Album Well Done Europe aufzunehmen.
Natürlich ist es wiederum ein Meisterwerk. Es enthält Hit auf Hit,
und in nicht wenigen dieser Hits werden Liebe und Tod und ähnliches Zeug
erwähnt. Es klingt wie das coolste New-Wave-Pop-Album, das je von einer
Handvoll Lehrer aufgenommen wurde (fast niemand in The Chap betätigt sich
als Lehrer). Es ist das wärmste, eingängigste Album, das The Chap
bislang aufgenommen haben, aber es drückt ihre Hassliebe zur Popkultur
nach wie vor in gewohnter Schärfe aus.
Hier noch etwas von einem Haufen prätenziösen Zeugs, das The Chap mal
für einen Kulturförderungsantrag über sich selbst geschrieben
haben:
Die Mitglieder von The Chap tragen durch ihre verschiedenen kulturellen
backgrounds eine Vielzahl an musikalischen sowie nichtmusikalischen
Einflüssen zusammen. Gemeinsam ergründen sie Präsentation und
Rezipierung von Popmusik durch Ansätze und Codes aus anderen
Kunstbereichen etwa Narrative und Anti-Narrative im Film, freie
Improvisation, nicht-westliche Musiktraditionen und moderne klassische
Komposition. Das Ziel ist, Popkultur zu zelebrieren und gleichzeitig ihre
inhärente Tendenz zur Akzeptanz reiner Imitation als Innovation zu
hinterfragen. Dabei verwenden The Chap selbst zahlreiche erkennbare
Popreferenzen, mischen diese jedoch zu etwas vollkommen Eigenem, indem sie ihre
Liebe zu einer Art Dada-Humor einfließen lassen, der eine
Hinterlassenschaft ihre Jahre in Londons freier Improv- und
Perfomancekunstszene ist. Bei Livekonzerten platzieren The Chap das
vielschichtig Distanzierte ihrer Studioaufnahmen inmitten harter
Rock`n`Roll-Direktheit. So erlangten sie binnen kurzem den Ruf einer der
aufregendsten, anspruchsvollsten und mitreißendsten Live-Bands dieser
Zeit.
Wie es in einem Stück auf Well Done Europe heißt: They got
the funding.
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