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Tot oder im Knast. Eigentlich stellt man einem Künstler keine Frage, die
diese Antwort provoziert. Macht man nicht. Weder einem Newcomer noch einem, der
seit über 15 Jahren seinen Lebensunterhalt als Sänger in einer
Rockband verdient. Was oder wo wärest du ohne die Musik? kann aber
auch Wasser auf die Mühlen eines Besessenen sein. Nathan Gray gibt das
offen zu. Sollte dieser Neustart nicht glücken, bin ich nicht
traurig. Dann ziehe ich eben mit meiner Akustikgitarre durch die Kneipen dieser
Welt. Mit Lagerfeuerromantik ist Nathan Gray bisher weniger in Verbindung
gebracht worden, sein Baby Boysetsfire war das glatte Gegenteil:
laut, schnell und vor allem politisch. Eine Punkrocklegende mit
Hardcore-Background, vier Alben voller Wut, aber auch Lebensfreude. 2007 nicht
zerbrochen an ihrer Mission, die Welt zu verändern, sondern an
unterschiedlichen Lebensentwürfen. Manche Menschen gründen mit Mitte
30 Familien und bauen sich ein Nest, andere nennen ihre nächsten Projekte
Go Crazy! Throw Fireworks!...
Das Debüt von The Casting Out macht seinem Namen alle Ehre und vor
allem Spaß. Nathan Gray ist stolz auf die Evolution. Nicht auf Darwin,
sondern auf die seine, die eigene, die persönliche. Denn auch
Protestsänger kommen an ihr Limit. Obwohl der 68-Jährige Bob
Dylan immer noch tourt und die Welt mit Nuschel-Country & Blues
verbessern möchte, sieht Nathan seine Rentnerzeit etwas anders: Ich
bin immer noch ein politischer Mensch und werde es auch immer sein, aber
irgendwann war ich an den Punkt gekommen, an dem ich auch einfach mal nur
Spaß haben wollte. Auch wenn man sich über die Welt und die ganzen
Probleme ständig Gedanken macht, muss man keine schlechte Laune haben. Im
Gegenteil, ich finde es wunderbar, wenn man durchaus schwierige Problematiken
in zuckersüßen Melodien verpackt. Das vereinfacht den Transport.
Und auch wenn er es abstreitet, es gibt den roten Faden dieser Platte: Er
heißt Reife. Ohne Naivität, aber mit Begeisterung betritt er den
nächsten Abschnitt seines Lebens, mit einer Band, in der er nur zu Beginn
der Boss war, aber in dessen Gefüge er nun nur noch Sänger und
Texter sei. Eine Rolle, die ihm liegt. Und die er kann. Auswendig. Der Titel
der Platte, aber auch der letzte Song sind Programm: Dial 9-1... And
Wait. Schon mal die ersten beiden Ziffern der Notrufnummer wählen und
dann schauen, was passiert. Das Leben ist spannend. Und wird besser durch
Platten wie Go Crazy! Throw Fireworks!. Das kann auch der ewige Bob
Dylan nicht verhindern. Gray will übrigens touren, bis er 80 ist...
Jörg Staude/VISIONS (Auszüge)