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Aktuelles Heft

INHALT #176

Titelbild
Editorial
• das erste: Am Anfang war die Tat
Rockwell
The Chariot, I Wrestled A Bear Once, The Eyes of a Traitor
Im zweiten Anlauf…
TRASH – A never ending Story
Motorcitydubs
These Boots Are Made For Stomping...
Turbostaat
Die Welt ist sehr chaotisch geworden
Johnossi
la familia y amigos festival
Nichts Neues im Westen? Doch!
The Casting Out
Alkaline Trio
The Sonic Boom Foundation
The Bronx & Mariachi El Bronx
Veranstaltungsanzeigen
• doku: Mit der Rolle in der Wolle
• doku: In Bewegung – know your feminist history
• doku: And we're running down the backstreets – Oi! Oi! Oi!
• ABC: S wie Surrealismus
• review-corner film: Dreamworks statt teamWorx!!!
• kulturreport: Deutlich auf der Seite des Guten
Die verkürzte Deutschlandkritik
• doku: Eskalation in Sachsen
Anzeigen
• das letzte: Antirassismus

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The Casting Out

+ Cancer

„Tot oder im Knast.“ Eigentlich stellt man einem Künstler keine Frage, die diese Antwort provoziert. Macht man nicht. Weder einem Newcomer noch einem, der seit über 15 Jahren seinen Lebensunterhalt als Sänger in einer Rockband verdient. „Was oder wo wärest du ohne die Musik?“ kann aber auch Wasser auf die Mühlen eines Besessenen sein. Nathan Gray gibt das offen zu. „Sollte dieser Neustart nicht glücken, bin ich nicht traurig. Dann ziehe ich eben mit meiner Akustikgitarre durch die Kneipen dieser Welt.“ Mit Lagerfeuerromantik ist Nathan Gray bisher weniger in Verbindung gebracht worden, sein „Baby“ Boysetsfire war das glatte Gegenteil: laut, schnell und vor allem – politisch. Eine Punkrocklegende mit Hardcore-Background, vier Alben voller Wut, aber auch Lebensfreude. 2007 nicht zerbrochen an ihrer Mission, die Welt zu verändern, sondern an unterschiedlichen Lebensentwürfen. Manche Menschen gründen mit Mitte 30 Familien und bauen sich ein Nest, andere nennen ihre nächsten Projekte „Go Crazy! Throw Fireworks!“...
Das Debüt von The Casting Out macht seinem Namen alle Ehre und vor allem Spaß. Nathan Gray ist stolz auf die Evolution. Nicht auf Darwin, sondern auf die seine, die eigene, die persönliche. Denn auch Protestsänger kommen an ihr Limit. Obwohl der 68-Jährige Bob Dylan immer noch tourt und die Welt mit Nuschel-Country & Blues verbessern möchte, sieht Nathan seine Rentnerzeit etwas anders: „Ich bin immer noch ein politischer Mensch und werde es auch immer sein, aber irgendwann war ich an den Punkt gekommen, an dem ich auch einfach mal nur Spaß haben wollte. Auch wenn man sich über die Welt und die ganzen Probleme ständig Gedanken macht, muss man keine schlechte Laune haben. Im Gegenteil, ich finde es wunderbar, wenn man durchaus schwierige Problematiken in zuckersüßen Melodien verpackt. Das vereinfacht den Transport.“
Und auch wenn er es abstreitet, es gibt den roten Faden dieser Platte: Er heißt Reife. Ohne Naivität, aber mit Begeisterung betritt er den nächsten Abschnitt seines Lebens, mit einer Band, in der er nur zu Beginn der Boss war, aber in dessen Gefüge er nun „nur noch Sänger und Texter“ sei. Eine Rolle, die ihm liegt. Und die er kann. Auswendig. Der Titel der Platte, aber auch der letzte Song sind Programm: „Dial 9-1... And Wait“. Schon mal die ersten beiden Ziffern der Notrufnummer wählen und dann schauen, was passiert. Das Leben ist spannend. Und wird besser durch Platten wie „Go Crazy! Throw Fireworks!“. Das kann auch der ewige Bob Dylan nicht verhindern. Gray will übrigens touren, bis er 80 ist...

Jörg Staude/VISIONS (Auszüge)

The.Casting.Out

 

22.04.2010
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