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Aktuelles Heft

INHALT #176

Titelbild
Editorial
• das erste: Am Anfang war die Tat
Rockwell
The Chariot, I Wrestled A Bear Once, The Eyes of a Traitor
Im zweiten Anlauf…
TRASH – A never ending Story
Motorcitydubs
These Boots Are Made For Stomping...
Turbostaat
Die Welt ist sehr chaotisch geworden
Johnossi
la familia y amigos festival
Nichts Neues im Westen? Doch!
The Casting Out
Alkaline Trio
The Sonic Boom Foundation
The Bronx & Mariachi El Bronx
Veranstaltungsanzeigen
• doku: Mit der Rolle in der Wolle
• doku: In Bewegung – know your feminist history
• doku: And we're running down the backstreets – Oi! Oi! Oi!
• ABC: S wie Surrealismus
• review-corner film: Dreamworks statt teamWorx!!!
• kulturreport: Deutlich auf der Seite des Guten
Die verkürzte Deutschlandkritik
• doku: Eskalation in Sachsen
Anzeigen
• das letzte: Antirassismus

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Turbostaat

+ Alias Caylon

Erfolg – was ist das? Einen Majordeal zu bekommen? Wenn die Eltern dir plötzlich auf die Schultern klopfen, weil ja nun doch irgendwas aus dir geworden ist? Oder vielmehr, einen geraden Rücken zu behalten, weil du bei all dem du selbst geblieben bist? Nachdem Turbostaat mit ihrem dritten Album „Vormann Leiss“ bei Same Same But Different/Warner Music gelandet waren, blieben die Wasser erstaunlich ruhig. Das übliche „Ausverkauf“-Geschrei hielt sich in Grenzen, die Leute „draußen“ merkten schnell, dass sich eigentlich nichts verändert hatte. Die Clubs waren besser gefüllt, plötzlich standen Festivals auf dem Plan, und die Musik hatte nichts von ihrem Biss verloren. Die Tourpläne liegen immer noch in der Hand von Turbostaat, ebenso die Produktion der Vinyl-Editionen und alles, was die Band selbst angeht. Erfolg heißt auch, dass man es schafft, nach wie vor vollkommen freie Hand zu haben.
Und doch ist was passiert. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte haben Turbostaat ein Album aufgenommen. „Wir haben sonst immer mal ein paar Lieder geschrieben und sie aufgenommen, wenn wir genug zusammen hatten. Diesmal haben wir uns planmäßig hingesetzt und sind das ganze Album bewusst angegangen“, erklärt Tobert. Seit Vormann Leiss waren Turbostaat quasi dauerunterwegs, von Tour zu Tour, von Bühne zu Bühne. Anfang 2009 rauften sie sich zusammen, „ohne Song und ohne Idee“, und baldowerten die Richtung für „Das Island Manøver“ aus. Nach zwei Monaten war man dann soweit, probte, diskutierte wieder und zog sich schließlich zweimal in ein Haus auf dem nordfriesischen Flachland zurück: Tabula rasa, reiner Tisch. Ein paar Wochen später kamen sie mit zwölf Liedern an die Oberfläche zurück, die so Turbostaat sind wie nur sonstwas und doch den einen oder anderen Haken haben, der zunächst aus dem Rahmen zu fallen scheint.
Auflösung, abhauen, Flucht, das Ich zermalmt vom Außen. Die Themen auf „Das Island Manøver“ führen alle in die gleiche Richtung: „Aufgelöst in der ganzen Welt und Angst vor allem Fremden, wie soll denn sowas gehen?“ Die Charaktere in den Texten Turbostaats finden mal einen Ausweg, mal auch nicht. Aber immer stehen sie zwischen den Fronten und meistens sich selbst im Weg. Das sind kraftvolle und eindrucksvolle Bilder, die unter die Haut gehen und ihre Fäden in tausend Richtungen spinnen. Ist das noch Erlebtes, schon Ausgedachtes oder gar Literatur? Es ist der Mensch im Allgemeinen, der irgendwie versuchen muss, sich und die Welt miteinander zu koordinieren und einen individuellen Weg durch das Gestrüpp der Machtverhältnisse zu finden.
Seit 1999 spielen Turbostaat unverändert in derselben Besetzung. Mit einer Brücke vom USHardcore zur deutschen Punktradition bringen sie 2001 ihr erstes Album „Flamingo“ und 2003 den Zweitling „Schwan“ beim renommierten Hamburger Underground-Punklabel Schiffen (in Kooperation mit Rookie Records) heraus und arbeiten sich durch den gesamten Parcours alternativer Jugendzentren, besetzter Häuser und kleiner Clubs zwischen Österreich und Helsinki. Eines dieser Konzerte besucht Beatsteaks-Schlagzeuger Thomas Götz und ist hingerissen. Turbostaat werden auf die Beatsteaks-Tour eingeladen. Jetzt also das zweite „Major“-Album und es fühlt sich an, als wäre es ein erster Test, was im Kontext „deutscher Punkrock“ so möglich ist. Aber das ist schon wieder ein Irrweg, einen solchen Kontext zu konstruieren. Es ist und bleibt: Turbostaat.

Presseinfos

Turbostaat

 

22.04.2010
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
Tel.: 0341-3013028, Fax: 0341-3026503
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