Mo Di Mi Do Fr Sa So 
00 00 00 00 00 00 01 
02 03 04 050607 08 
09 10111213 14 15 
16 17 1819202122 
23 24 25 26 27 28 29 
30 31 

Aktuelle Termine

CEE IEH-ARCHIV

#172, Januar 2010
#173, Februar 2010
#174, März 2010
#175, April 2010
#176, Mai 2010
#177, Juni 2010
#178, Juli 2010
#179, September 2010
#180, Oktober 2010
#181, November 2010
#182, Dezember 2010

Aktuelles Heft

INHALT #172

Titelbild
Editorial
• das erste: Eingefahrene Wege verlassen
Geht national auch normal?
The Casualties, Pestpocken, Starts
Untold Storys!
Feel Good Lost Festival
Saint Vitus
Deadline
Loud, fast'n'noisy! Vol. 5
electric island: all dial night long
Benefizdisco
Erich Mühsam - kein Lampenputzer
Veranstaltungsanzeigen
• review-corner buch: Überwältigende Geschichte(n)
• review-corner buch: Wenn es darauf ankommt
• kulturreport: Die Schönheit setzt sich der Revolution nicht entgegen
• ABC: D wie Die Dialektik der Aufklärung
Zwischen Skylla und Charybdis
• doku: Gespensterjagd
Anzeigen
• das letzte: „Konkret“ inkonkret

LINKS

Eigene Inhalte:
Facebook
Fotos (Flickr)
Tickets (TixforGigs)

Fremde Inhalte:
last.fm
Fotos (Flickr)
Videos (YouTube)
Videos (vimeo)



Eingefahrene Wege verlassen

Über das Projekt „outside the box“

Jahrmarkt

Nach den großen Aufbruchszeiten der 1970/80er ist es düster geworden bezüglich des Angebots an feministischen Zeitschriften. Zwar hat die Emma überlebt sowie einzelne wissenschaftliche Veröffentlichungen wie feministische Studien oder femina politica. Aber viele Projekte sind mit der Zeit eingegangen, wie die im letzten Jahr eingestellte Zeitschrift beiträge zur feministischen theorie und praxis, die sich als Leitmedium für die autonome Frauenbewegung 1978 gegründet hatte.
Diese Flaute wurde nur kurz von der Wende und den neuen Möglichkeiten in den ostdeutschen Ländern unterbrochen, wo endlich feministischen Zeitschriften einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnten. Hier seien Die Zaunreiterin, In Femme und Weibblick genannt.
In den letzten Jahren sind nun gleich mehrere neue Zeitschriften- und Blogprojekte gegründet worden, die sich an die neue Generation von Feministinnen wenden möchten. 2002 erschien zum ersten Mal die Ohne viel Erfahrung aus anderen journalistischen Zusammenhängen mitzubringen, hat sich die outside the box crew selbstbewusst der Aufgabe gestellt, diese Leerstelle zu füllen. Die bis zu neun Frauen haben sich in den Ladyfest- /Postcafé-Zusammenhängen kennengelernt und ein gemeinsames Interesse für feministische Themen entwickelt. Aus dem Austausch heraus ist die Idee entstanden, eine eigene Gruppe zu gründen, die als Ziel eine regelmäßig erscheinende feministische Zeitschrift hat. Dass die Redaktion nur aus Frauen besteht, hat keinen programmatischen Grund, wird aber von den Mitgliedern als angenehm empfunden.
Als in diesem Frühjahr der Call of Paper versendet worden war, folgte eine Flut von Artikelangeboten, wovon viele nicht in dieser Ausgabe erscheinen konnten. Nicht nur der Call of Paper scheint auf ein großes Echo zu stoßen. Auch das Erscheinen löste erneut eine E-Mail Flut aus. Schon vor ihrem offiziellen Erscheinen wurden 100 Zeitschriften der 800 starken Auflage verkauft.
Die outside the box macht es sich weniger zur Aufgabe, eine Einführung in den Feminismus darzustellen, abgesehen von Kristina Biene Holmes Text zur feministischen Philosophie „B2 – Von Beauvoir zu Butler“, sondern will feministische Analysen weiter treiben.
Mutig nimmt sich die erste Ausgabe dem weiten Thema „Emanzipation“ an. Während die Emanzipation der Frau noch ein Schlagwort der zweiten Frauenbewegung war, reden heute nur noch wenige davon. Vielmehr scheint es so, als seien Frauen in Deutschland heute bereits emanzipiert, da sie sich aus der Abhängigkeit zu Männern befreit hätten, können sie doch über ihr eigenes Geld, Berufstätigkeit, mit wem sie Sex haben oder ob sie abtreiben, selber entscheiden. Welche Missstände und Mankos es jedoch noch gibt und welche es zu beheben gilt, zeigen die ersten drei Artikel. In „Emanzipation. Überlegungen zu Notwendigkeit und Wesen menschlicher Emanzipation“ von Marianne Pabst und Virgina Spuhr, die im letzten CEE IEH einen Artikel zur menschlichen Emanzipation verfasst haben, führen die Autorinnen aus, dass alle Versuche, Emanzipation in dieser Gesellschaft zu erreichen scheitern müssen, weil die gewonnene scheinbare Freiheit der Frau nur diejenige ist, ihre eigene Arbeitskraft verkaufen zu können.
Andrea Trumann beschreibt in „Das Bedürfnis nach Gleichheit. Eine Kritik der bürgerlichen Frauenbewegung“, welchem Missverständnis die Vorstellung von der möglichen Gleichheit der Geschlechter im Kapitalismus unterliegt. So ist das, was als Erfolgsgeschichte der Frauenemanzipation gefeiert wird, die Wahl zwischen Familie und Beruf, doch nur die „zwischen Pest und Cholera“. Sie beschreibt weiterhin eine Verschiebung von Öffentlichkeit und Privatem auf mehrfachen Ebenen. Obwohl die Frauenbewegung sich die Auflösung dieser Dichotomie zum Ziel gesetzt hatte, konnte sie dieses nicht erreichen. Frauen sind heute zwar meist nicht mehr von ihren Ehemännern abhängig, stattdessen werden sie gezwungen, selbstständig zu sein und geraten vermehrt in die Abhängigkeit vom Staat.
Dass ein Zugewinn an Rechten mit neuen Zwängen einhergeht, denen sich Frauen unterwerfen müssen, zeigt auch der Artikel des Antifaschistischen Frauenblocks Leipzig (AFBL) zur Rolle der Frauen in der DDR. Hier wird deutlich, dass die Ausübung eines Berufs entgegen den sonstigen Parolen der Politik, nur wenig mit Emanzipation zu tun hat – ganz besonders in dieser unfreien Gesellschaft, wo alle gezwungen waren zu arbeiten.
Die Möglichkeiten sexueller Emanzipation sieht Anna Kow in ihrem spannenden Text „Gefährliches Vergnügen: Sex und Feminismus. Ein Abriss“ in der queeren Strategie, Macht und heteronormative Sexpraktiken zu dekonstruieren, indem sie ihrer natürlichen Basis entzogen und die Positionen immer wieder neu verhandelt und spielerisch ausgelebt werden.
Neben den theoretischen Texten finden sich in dem Heft Buchbesprechungen, ein queerer Comic von Lena Demke sowie ein Gedicht. Besonders gelungen ist das elegante Layout, das mit Fotos von Fritz Loipos aufgelockert wird.
Der Name der Zeitschrift referiert auf das Logikspiel „outside the box“, bei dem über die Grenzen gedacht werden muss, um die Lösung zu finden. Ob die Zeitschrift diesem Anspruch gerecht wird, bleibt noch abzuwarten. Mit der Themenauswahl, dem Layout und den Autor_innen hat die Zeitschrift noch nicht die ausgetretenen Pfade verlassen, sondern greift auf Altbekanntes zurück. Etwas mehr Experimentierfreude und Kampfgeist hätte ihr sicherlich gut getan. Insgesamt ist outside eine sehr gelungene Zeitschrift, die nicht nur die Leipziger Szene bereichern wird. Und wie andere Zeitschriften gezeigt haben, werden die nächsten Ausgaben sicherlich neue Themen und Aspekte bieten.
Ich hoffe, dass der Erfolg genug motiviert, damit die Redaktion ihr Versprechen, halbjährlich zu veröffentlichen, auch einhalten kann.

Stine

outside the box ist in Leipzig in der Buchhandlung el libro (Bornaische Straße 3d), B12 (Braustr. 20) und im Conne Island Café sowie dem Infoladen im Conne Island zu erhalten.

 

21.12.2009
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
Tel.: 0341-3013028, Fax: 0341-3026503
info@conne-island.de, tickets@conne-island.de