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Aktuelles Heft

INHALT #171

Titelbild
Editorial
• das erste: K.I.Z. zum Ersten
• das erste: K.I.Z. zum Zweiten
Masta Ace & Edo G: Der Tag-Team Abend!
A MOUNTAIN OF ONE
THE GIFT
Oi! The Meeting 2010 – warm up show
Oh my „SIR“ Rodigan – can't wait to see you rock again ...
Ohrbooten
When the bass gets connected...
Hot Christmas Hip Hop Lounge
Edge - the movie
Mr. Symarip (aka Roy Ellis)
New Moon over Europe Tour 2009
Muff Potter
The Adicts
Trip Fontaine, Patsy o' Hara
MITTE02: Dixon, Sevensol
Snowshower
Conne Island NYE clash
Veranstaltungsanzeigen
• review-corner buch: Den Deutschen ins Stammbuch geschrieben...
• review-corner buch: „Nur nicht heute Abend lass uns die Worte finden“
• review-corner film: Über den Pfad der Tugend und sein Ergebnis
• cyber-report: Offene Springquellen des Reichtums
• interview: „Revolutionen haben den Vorteil, daß man sie nicht prognostizieren kann“
• ABC: K wie Klassenkampf
Anzeigen
• das letzte: Wer hat uns verraten?

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Wer hat uns verraten?

Ein trüber Blick auf spd.de

Hund

Genauso beharrlich, wie sächsische Kassiererinnen es verweigern, den Cent als einen Hundertstel Euro anzuerkennen und mich stattdessen immer fragen, ob ich „vällei ma noch drei Zent“ habe – genauso beharrlich weigert sich die SPD, aufzugeben. Denn es heißt, wenn man ganz am Boden ist, dann kann es nur noch bergauf gehen – und das klingt ja erstmal nach pragmatischem Optimismus. Doch mit so einem Geist haben wir es nicht zu tun. Der Verlust der Regierungsbeteiligung, zweistellige Stimmenverluste und das schlechteste Wahlergebnis seit '45 klingen zwar ehrlich gesagt schon ganz schön nach „Boden“. Doch die SPD hat noch nicht genug: „Der Wille, tiefer zu schürfen, […] ist verständlich und nötig.“

Das Schmuddelkind unter den Volksparteien veranstaltete seit über einem Jahrhundert mal wieder einen Parteitag in Dresden – der Stadt in der nachts die Tankstellen schließen. Hatte man im Wahlkampf noch Vollbeschäftigung im Rahmen eines Plans mit dem selten blöden Namen „Deutschland“ versprochen, so weiß man es nun besser. Keine verschwurbelten Beschäftigungskonzepte in der Nutzung erneuerbarer Energien werden Arbeitsplätze schaffen – i wo! – die SPD selbst will eine „Politikwerkstatt für gesellschaftlichen Fortschritt“ werden. Meint zumindest der neue Parteivorsitzende. Immergleiche Floskeln für die immergleichen und inhaltsfreien Auseinandersetzungen einer Volkspartei meinen wir hier zu erkennen, doch Sigmar Gabriel meint es ernst. Ganz der Visionär schlägt er„jährlich tagende Arbeitsparteitage vor, auf denen ausschließlich über Politik diskutiert wird“. Die neuen Gardinen fürs Wohnzimmer – ersatzlos vom Protokoll gestrichen. Das neue Volksmusik-Album von Vincent & Fernando – soll schön die CSU bewerten. Die Einrichtung einer menschlichen Gesellschaft – na ja, werden wir mal nicht albern, dafür hat sich die SPD nun wirklich nie interessiert. Aber der Trend ist klar: die Sozialdemokraten wollen über Politik diskutieren. Und weil deren Partei „nicht den Anspruch erhebt, schon alle Antworten zu haben“, sollen dieses mal alle mitmachen.

Doch nicht die ganze Partei bedient diese Rhetorik, welche Diskussionen um die Zukunft sozialdemokratischer Politik irgendwo zwischen ABM und einem Bastelnachmittag im Altersheim ansiedeln will. Olaf Scholz fletscht die Zähne „Wir haben miteinander diskutiert und gezeigt, wo wir weiterarbeiten wollen und dabei etwas sehr Gutes und sehr Wichtiges zustande gekriegt. Andere müssen sich jetzt vor uns fürchten“
Klar – Olaf Scholz meint nicht die „Anderen“, sondern natürlich die „Sonstigen“, welche in der SPD schon bei der nächsten Wahl einen ebenbürtigen Gegner haben werden. Doch nicht nur die sollten sich vor der SPD fürchten. Wenn der selbe Franz Müntefering, der gerne mal gegen Heuschrecken wettert und damit nebenbei durchscheinen lässt, wie er mit Menschen umspringen würde, die er als solche beschreibt, mit militärischem Vokabular verlautbart: „Wir sind kampffähig und wir sind kampfbereit. Wir kommen wieder.“, ist das nicht mehr lustig.

„Lasst uns dabei helfen in Deutschland, in Europa und weltweit, diesen Kapitalismus zu stoppen.“ Wir alle wissen, dass die SPD im Burgfrieden des ersten Weltkrieges den nationalen Sozialismus erfand. Hoffen wir also, dass sie „diesen Kapitalismus“ nicht schon heute in Deutschland stoppen. Denn morgen...

Kurt C. Hose

23.11.2009
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