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Aktuelle Termine

CEE IEH-ARCHIV

#161, Januar 2009
#162, Februar 2009
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#164, April 2009
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#166, Juni 2009
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#169, Oktober 2009
#170, November 2009
#171, Dezember 2009

Aktuelles Heft

INHALT #170

Titelbild
Editorial
• das erste: Vereint im deutschen Geist der dialogbereiten Toleranz
Oaklands Seele
Codes in the Clouds, Pg.lost
Shuffle Me!
Prolls mit Verstand
Apoptygma Berzerk
Paradise Lost, Samael, Ghost Brigade
Dritte Wahl
Sechs Jahre ITS YOURS! Party
Vadim Imaginashun-Tour
The Living End
Miss Platnum
Friska Viljor
US Bombs
The Adicts
Jochen Distelmeyer
Fucked Up
Hot Water Music
Imperial Never Say Die! Club Tour 2009
electric island: KANN & friends
Masta Ace
Muff Potter
A Storm of Light, Minsk
Full Speed Ahead, Backfire
• ABC: E wie Emanzipation
• review-corner platte: Ja! Ich rede gern mit mir selbst!
• kulturreport: Like a virgin?
• doku: Post aus Honolulu
• doku: Über Fundamentalkritik und die feinen Unterschiede
• doku: Watch out for a new generation to push things forward!
• doku: Radio Blau von Abschaltung bedroht
• leserInnenbrief: Mit Schaum vor dem Mund
Anzeigen
• das letzte: 100 Zahnstocher inkl. Gebrauchsanweisung

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100 Zahnstocher inkl. Gebrauchsanweisung

Mmmmhhhh, lecker Kaffee. Eine ganze Kanne abgefüllt in eine Thermosflasche (besser für das Aroma). Ein leicht geöffnetes Fenster, das ein wenig Sonne durch lässt. Auf dem Tisch eine Tageszeitung und „Gift Gottes“ von Eugen Egner. Endlich mal wieder Zeit, dem eigenen Kopf (oder Geist?) anspruchsvolle Informationen zuzuführen. Das verknüpfen von Buchstaben zu Wörtern, von Wörtern zu Sätzen und schließlich das immer im Scheitern begriffene Kunststück, daraus logische Aussagen zu extrahieren – es macht Spaß. Der Salto Mortale der Printmedien.
Ein Schluck Kaffee und schon nehme ich die Zeitung – WATSCH! – erste Fliege tot. Ich kann bei dem Gesumse nicht lesen, geschweige denn mich konzentrieren. Zeitung wieder zurück auf den Schoß, Serviette ins T-Shirt gestopft und einen Stoß Kaffee noch schnell auf die kleine freie Stelle zwischen Zeitung und Serviette. Los geht's.
Die dick gedruckten Meldungen bei Web.de klicke ich immer zuerst an. Weil der Tastaturkurzbefehl, der es mir erlaubt das Ziel in einem neuen Tab zu öffnen nie funktioniert, greife ich auf die rechte Maustaste zurück und öffne alles auf einmal. Es ist die Angst, nicht mehr hip, nicht mehr fresh, trendy und up-to-date, nicht mehr – auf dem neuesten Stand – zu sein, wie es die Jugendsprache wohl ausdrücken würde. Und die Gier! Ich will nicht nur Nachrichten! Ich will auch Sport, Beauty und Lifestyle! Ich will Anlageberatung, kostenlose Visitenkarten und Drei Monate Probemitgliedschaft! Ich will Satzzeichen so verwenden als schriebe ich ein linkes Flugblatt!!! Und ich will, dass fünf Fenster neu laden, während ich eines lesend auswerte – Zeit ist Zeit! Und diese wiederum Geld, dass man gegen Dinge und Dienstleistungen eintauschen kann. Aber warum erfinde ich diese Lügen? Grundsätzlich öffne ich nie fünf Fenster auf einmal, sondern stets nur Tabs innerhalb eines Fensters.
Panisch schaue ich auf die Straße ob es etwa schon soweit sei, aber es sieht alles ganz normal aus. Web.de verbreitet mal wieder die apokalyptisch-reißerische Rede vom nahenden Ende des Abendlandes. „Laut einer Studie hat sich die Lebenserwartung während des 20. Jahrhunderts um 30 Jahre erhöht. Für die Gesellschaft kann das zu einem ernsten Problem werden“. Das schreckliche Zerrbild einer verwahrlosten Zukunft wird beschrieben. Einer Zukunft, in der Babys 100 Jahre alt werden, der Lebensstandard unaufhaltsam steigt und hygienische Umstände kaum noch Epidemien zulassen. Es ist eine bittere Welt: die Menschen werden arbeiten gehen müssen und das beinahe jede Woche. An jeder Ecke lauert die medizinische Betreuung. Und wenn man mal nicht artig ist, wird sofort die Feuerwehr gerufen. Für die Ewigkeit gezeichnet sind dann tausende kleine Kinder; sie wachsen mit der Angst auf, irgendwann einmal in einer dunklen Gasse dem Osterhasen zu begegnen.
Der Kaffee auf dem unteren Zipfel meines T-Shirts wird kalt, ich gieße neuen nach. Er riecht besonders gut, wenn man noch im Kaffefilter selbst eine Prise Zimt hinzufügt. Nachdem ich die Blasen werfende Haut halbwegs gut behandelt habe und eine lokalanästhetische Salbe vorerst den gröbsten Schmerz bekämpft, schreibe ich einen Brief an den Hersteller der Thermoskanne, weil kein Warnschild angebracht ist. „Vorsicht heiß!“ Oder wenigstens: „Erst Pusten! (hinterher ist auch gut, aber manchmal zu spät)“ hätte auf dem Deckel stehen müssen. Stattdessen war ein Comic drauf weil es eine „Werner: Beinhart!“-Werbethermoskanne ist. Unverantwortlich! 50.000 kbit/s sowas kann doch niemand ausnutzen.
Eugen Egner schreibt so absurd wie er malt aber als Ablage für die Maushand ist sein Buch scheiße und als Waffe zu klein. Weg damit. Kein normaler Mensch will eine Sehnenscheidenentzündung bekommen. Schnell bemerke ich meine Arroganz, hole das Buch wieder aus dem Müll – war ja nur der Papier-, nicht der Biomüll – und bringe es ins Rathaus. Viel zu oft ist Überheblichkeit die Mutter scheinbar selbstloser Handlungen, die offenbar das Wohl der „Normalen“ mehren wollen. Aber ein erheblicher Teil der Menschheit will mit dieser Gruppe nichts zu tun haben. Empathie, Rücksicht, Besonnenheit und gesunder Menschenverstand sind harter Tobak für jene Millionen Unbeugsame, die oft von scheinbar gut gemeinten Äußerungen ausgegrenzt werden. Ist der Aufruf zur Wahl nicht eine infame Zumutung für Verschwörungstheoretiker? Klingt die rechtliche Gleichstellung der Frau nicht wie eine zynische Anmaßung, wenn man sich vielleicht zu nichts anderem fähig wähnt als zum Werfen nach neunmonatiger Trächtigkeit? Und wie würden sie, die sie mir beim Schreiben über die Schulter schauen, sich bitte fühlen, wenn ihnen jemand beim Schreiben über die Schulter schauen würde?
Nicht? Ich fürchte schon!

Arno Nühm

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26.10.2009
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