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Aftershow: M.T.S.B. aka Claire & Dee Cee (Conne Island) /dj-team
Diese Band ist Klischee, ohne etwas anderes vorzugaukeln: Friska Viljor
sind klassisch-fröhlicher Indierock mit Folkeinflüssen aus
Schweden, gespielt von zwei langhaarigen schlaksigen unrasierten Rockern, die
gern im Feinripp-Unterhemd posieren und über Frauen, Alkohol und alles
andere, was wohl sonst noch so wichtig im Leben sein soll, singen. Soweit, so
wenig überraschend.
Was das Duo trotzdem aus der Masse der Indierock-Bands heraushebt, ist ihr
selbstironischer Umgang mit diesen Bildern, ihr Humor und Unbekümmertheit
in einer Szene, die sich selbst sehr ernst nimmt und in der der
äußere Schein und das perfekte Image genauso wichtig genommen werden
wie die Musik.
Über Friska Viljor wird oft in Anekdoten berichtet diese sind so
vorhersehbar wie passend und veranschaulichen das Selbstbild der Band besser
als jeder Satz, den ich mir an einem Sonntagabend verkatert ausdenken
könnte ;)
Wir schreiben Januar 2005. Zwei unrasierte Freunde treffen sich an einem
Stockholmer Tresen und ertränken ihre gerade zerschellten Beziehungen in
Hektolitern viel zu teuren Alkohols. Gottseidank sind Daniel Johansson und
Joakim Sveningsson ziemlich musikalisch und kanalisieren ihre promillebefeuerte
Kreativität in einem erschreckend zugemüllten Proberaum. Weil ihr
entgleistes Dasein ja irgendwie weitergehen soll, fassen sie einen Entschluss
von großer Tragweite: Sie werden all die Energie, die sie an die Liebe zu
ihren undankbaren Verflossenen verschwendet hatten, ab sofort woanders
investieren. Nicht vordergründig in Musik, nein, eher in die neu gewonnene
Freiheit, zu tun, was immer sie wollen. Und genau diese Lebensfreude schallt
aus jeder Rille, jeder Note, jedem life gespielten Ton. Es geht
natürlich um Frauen, Alkohol und Rock'n'Roll.
Nach ersten Erfolgen ihres Debüts in Schweden und ausgiebigen Clubtouren
geht es über den schwedischen Tellerrand hinaus. Diese Anekdote lässt
mein Herz als enthusiastischen Hamburg-Fan besonders hoch schlagen:
Ihre erste Anlaufstelle ist Hamburg. Nachdem sie die ersten Nächte
der Vernichtung von Alkohol widmen, betreten sie am vierten Tag Back Records in
der Wohlwillstrasse. Steve, der Besitzer des Plattenladens, kauft den beiden
ein paar der mitgebrachten Platten ab und erkundigt sich nach Liveterminen. Da
die Musiker keine Auftritte vorweisen können, ermöglicht Steve
kurzerhand am gleichen Abend ein Konzert vor 15 bis 20 Leuten im eigenen
Geschäft. Die Rückmeldung der Anwesenden fällt dermaßen
begeistert aus, dass Friska Viljor den Plan, nach Berlin weiter zu ziehen,
verwerfen und in den folgenden Tagen noch weitere Auftritte (u.a. in der
Barbara Bar/Hamburger Berg) begehen.
By the way: Ein Track auf dem neuen, dritten Album heißt
Wohlwillstraße...
Die Band überzeugt live, auf Konzerten und einschlägigen Festivals
(Haldern, Obstwiesen- oder Immergut-Festival), mit Energie und
eingängigen Melodien, charmant und technisch versiert. Das zweite Album
mit der Single Old man sorgt für weitere Verbreitung des guten
Rufes, nun folgt das dritte Album der Kindermusik mit erwachsenen Texten
(Joakim) mit dem vielversprechenden Titel For new beginnings.
Und ein letztes Zitat zur Band:
Der Chor- oder schmachtende Falsettgesang wird im Bandgefüge mit
kaputten Gitarren, Bläsern, Glockenspiel und gehämmertem Klavier
komplettiert. Mal fröhliche, mal schwermütige Shanties, gesungen mit
rußgeschwärzten Kehlen, unschuldige Harmonikaweisen, Banjoklimpern,
Trommelgerassel und dann wieder uptempo gejagte schachtende Hymnen mit
schwergewichtigen twangy Guitars, pointierte Hooklines alles mit enormem
Mitsingpotenzial
Eine Band allein macht noch keinen Konzertabend:
Ergänzt wird das Line Up durch die Schwedin Lena Malmborg mit Musik
variierend von schmachtendem Soulchorgesang bis zu Rockabillysoli,
Saloonklavier und Glasorgel. Manche Lieder verfrachten einen zurück in die
Fünfziger, andere bieten dunklere, eher suggestive Töne. All dies
wird durch Lenas einzigartige Stimme zusammengebunden manchmal sanft wie
Samt, manchmal rau wie die Whiskeystimme eines alten Mannes, fast so wie eine
weibliche Ausgabe von Tom Waits. Komplettiert wird dieser Abend von
William The Contractor mit schwermütigen Indie-Pop.
Und damit es keinesfalls langweilig wird und um das Bier nach dem Konzert
musikalisch abzuschmecken, legen Claire und Dee Cee noch
Indie-(tronics) auf.
Claire