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• leserInnenbrief: Das Ende des Nationalsozialismus feiern!
• 20 Jahre antideutsch-antifaschistischer Widerstandskampf
• doku: Jahresbericht 2008
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• das letzte: In eigener Sache
vielen Dank für ihre Mail. Ich weiß es zu schätzen, dass sie
mich persönlich anschreiben, ist doch gerade in Zeiten digitalen
Informationsaustauschs die Versuchung groß, bequeme, aber für die
Empfängerschaft höchst lästige Massenmails sog. SPAMs
zu verschicken. Auch finde ich es lobenswert, dass sie mir ihr
medizinisches Fachwissen so offen zur Verfügung stellen; wissen wir doch
alle um die vollen Wartezimmer und die allgemeinen Probleme beim Privatkauf
rezeptpflichtiger oder verbotener Substanzen. Bitte gestatten sie mir trotzdem
einige Nachfragen und Korrekturen.
In ihrem Betreff schreiben sie Weihnachten ist Potenz-Zeit. Das ist so
nicht ganz korrekt. Es ist die Zeit der Liebe. Und dass man diese nicht so
einfach für Geld kaufen kann wie bspw. Viagra für 0,89 pro
Pille, muss ich Ihnen ja nicht erzählen. Liebe kostet schließlich
gut und gerne mal 50 für 30 Minuten.
Zudem passen die Hauptprotagonisten der Feiertage nur sehr schwer zu ihrer
Potenz-Zeit-Deutung. Jesus und Santa in diese Ecke zu drängen
entspricht weder den historischen, noch den von der Süssigkeitenindustrie
erfundenen Tatsachen. Jesus von Nazareth war sicherlich ein unehelich gezeugter
Bastard, schätzte die Gesellschaft von Huren und seiner Jünger
und war für seine Taschenspielertricks berühmt, nur unterschlagen
sie, dass es damals noch gar kein Viagra gegeben hat. Die Menschen mussten das
damals ganz ursprünglich, ungezwungen und naturnah mit Alkohol machen.
Und auch der allseits beliebte Santa will, trotz auf den ersten Blick
offenkundiger Bezüge, nicht so recht ins Bild eines potenzschwachen
Lüstlings passen, bei dem es im Bett nicht mehr wie früher
läuft. Zugegebenermaßen weiß man von Santa, dass er viel
fliegt (und die Strahlenbelastung in höherer Atmosphäre ist sehr
groß), doch macht ihn das höchstens unfruchtbar und erhöht sein
Krebsrisiko. Auf die Durchblutung sollte es keinen Einfluss haben. Man kann
annehmen, dass er als Erfindung einer Kokain-Limonade vertreibenden Firma nicht
auf ihre Produkte angewiesen ist und auch ohne Pillen einfach gerne
laengeren und intensiveren Sex praktiziert. Denken sie an den großen
Sack! Die Rute! Die Liste mit unartigen Kindern!
Zu guter Letzt haben mich noch andere Widersprüchlichkeiten ihrer Mail
stutzen lassen. Sie schreiben Das Leben ist zu kurz - geniessen Sie das
in vollen Zuegen. Dieser Fehler ist ihnen sicherlich gar nicht aufgefallen.
Ich mag Kurt Cobain nämlich gar nicht. Nein ehrlich. Sein zu kurzes
Leben, sein Tod also, hatte nicht nur das glückliche Ende von Nirvana zur
Folge, sondern auch die Geburt der Foo Fighters und so gebührt ihm posthum
vielleicht für diese einzige Sache doch noch Dank! Sollten sie ihr
Geschäftskonzept weiter verfeinern, schreiben sie bitte in Zukunft
korrekterweise Das Leben anderer Menschen.
So möchte ich ihnen trotzdem noch einmal für ihre Aufmerksamkeit und
Offenheit danken und bitte sie als letztes nur um die Überprüfung
meiner Daten in ihrem Verzeichnis. Fälschlicherweise enden sie mit den
Worten Bestellen Sie jetzt und vergessen Sie Ihre Enttäuschungen,
anhaltende Versagensängste und wiederholte peinliche Situationen!. Das
ist sehr nett, kommt aber leider zu spät. Ich gehe nicht mehr zur Schule.
Mit freundlichen Grüßen,
Udo Fröhliche