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F wie Faschismus

Wer den CEE IEH-Newsflyer schon oft gelesen und sich den einen oder anderen Gedanken über das Conne Island gemacht hat, der oder die wird wissen, dass es in diesem Heft ebenso wie „am Laden“ einen Grundkonsens gibt, hinter den es auf keinen Fall zurückzufallen gilt, und das ist Antifaschismus⁽¹⁾. Soweit so gut. Wogegen ist man dann aber – oder: Was ist Faschismus? (abgesehen davon, dass er „SCHEISSE!“ ist…)

Erste Annäherungen

Diese Frage ist nicht nur wichtig für die Erarbeitung effektiver Strategien, die zu seiner erfolgreichen Bekämpfung beitragen können. Muss man Faschisten bekämpfen, um die Demokratie zu verteidigen, dann ist es notwendig zu wissen, mit welcher Art von Gegner man es tun hat, wie er denkt und welche Handlungsoptionen er in Betracht zieht, wenn er als politischer Faktor an Stärke gewinnt. Zugleich ist ein kritisches Bewusstsein von den Ursachen des Faschismus, um also herausfinden, warum seine Anhänger überhaupt das Bedürfnis entwickeln können, so zu denken und so zu handeln, ein unabdingbarer Bestandteil philosophischer Reflexion.
Ebenso entspringt dieser selbstkritischen Erkenntnis die Einsicht, dass sich jene anti-parlamentarische Ideologie nicht nur auf dem Nährboden demokratischer Staatswesen institutionalisiert, sondern auf diesem überhaupt erst gedeihen konnte⁽²⁾; oder, abstrakter gesprochen: Die Aufklärung ist an ihr dialektisches Gegenteil gebunden, die Gegenaufklärung in ihr schon angelegt.⁽³⁾ Diese über sich hinaus treibende Erkenntnis ist wichtig, um den Gedanken an eine universelle Emanzipation vom gesellschaftlichen Verhängnis aufrechterhalten zu können.

Zu den Anfängen…

Der Faschismus ist keine bloße Denkform, keine Meinung unter anderen, sondern er ist ein Verbrechen. Er ist der hasserfüllte Kampf um seine Verwirklichung. Aus der Wechselwirkung von Sache (Realität) und Begriff (Denken), die rückgebunden ist an die Reflexion der realen Erfahrungen, die Menschen im Laufe ihres Lebens machen, ergibt sich eine geschichtliche Bewegung des Begriffes vom Faschismus, die von dessen historischer Durchsetzung nicht zu trennen ist. Diese soll im Folgenden skizziert werden.⁽⁴⁾
In der Zwischenkriegszeit setzten sich in vielen europäischen Staaten faschistische Militärdiktaturen und autoritäre Regimes durch, so etwa in Italien (1922), Spanien (1923), Litauen (1926), Deutschland (1933) und Rumänien (1938). Sie gingen aus Bewegungen und Parteien hervor, die sich auf der Grundlage einer von Massen bewegten Anhängerschaft entwickelten, deren autoritäre Charakterstruktur nach politischem Ausdruck suchte und lauten Widerhall in den Parteiprogrammen fand. Mit diesen konnten sich die Einzelnen identifizieren. Dieses Bedürfnis der Massenindividuen verschaffte sich in der Liebe zum faschistischen Vater und Anführer Ausdruck, wo Identität vermeintlich unmittelbar war.⁽⁵⁾ Diese Identifikation war eine (anti-)moderne Reaktion auf die tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungen, wie die Auflösung von Familienbanden, Sitten, Traditionen etc. Dies erfolgte mit der Durchsetzung des Kapitalismus. Des Weiteren ist die Erfahrung des 1. Weltkrieges, die europäische „Urkatastrophe“ (George Kennan)⁽⁶⁾, von außerordentlicher Bedeutung, der durch extrem nationalistische und militaristische Kräfte geschürt und bejubelt wurde. Dieser staatstreue Jubel brach auch dann nicht ab, als die Siegermächte mit dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen vertragliche Bestimmungen festlegten (Stichwort: Versailler Vertrag), die von beträchtlichen Teilen der europäischen Bevölkerungen als tiefe Schande empfunden wurden. Aufgefangen und bestärkt wurde diese schwelende Unzufriedenheit durch den geschichtsrevisionistischen Charakter der faschistischen Parteien. Außerdem waren viele europäische Staaten von ökonomischen und politischen Krisen betroffen, da sich die Gegensätze der kapitalistischen Produktionsweise verschärften und es revolutionäre Umsturzversuche gab, die zum Aufeinanderprallen verschiedener politischer Systeme und damit zu Bürgerkriegen innerhalb der Staaten führten.⁽⁷⁾
Auch wenn sich der Aufstieg der NSDAP in Deutschland, die nach der Machtübertragung durch Hindenburg endgültig den Untergang der Weimarer Republik besiegelte, von dem der anderen faschistischen Parteien zu Beginn ihrer Entstehung nicht sonderlich abhob⁽⁸⁾, so muss ihr spezifisch antisemitischer Charakter, der in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung einvernehmlich vertreten wurde und sich durch Pogrome in der Vergangenheit mehrfach entlud, eingehender betrachtet werden. Denn es bildete sich mit ihm eine gesonderte Form des Faschismus heraus, der Nationalsozialismus. Dessen Programmatik fand in vielen europäischen, arabischen, südamerikanischen etc. Ländern regen Anklang. Die daraus resultierende große Kollaborationsbereitschaft in jenen Ländern mit den deutschen Nazis, wirkte sich in erheblichem Maße auf die Verfolgung der aus Deutschland flüchtenden Juden und Jüdinnen aus.⁽⁹⁾ So entgingen sie ihrer Ermordung nur selten und waren der Shoa bis auf wenige Widerständler schutzlos ausgeliefert.

Italienischer Faschismus

Im von einer Staatskrise geschüttelten Italien, neben Österreich und Deutschland das Geburtsland des Faschismus, drohte Mussolini mit dem Marsch auf Rom die gewaltsame Übernahme der Macht an. Sich dem Druck der Schwarzhemden beugend, übertrug ihm der amtierende König Viktor Emanuel III mit vorauseilendem Gehorsam die Staatsgewalt. Jener konzentrierte sie nun mehr und mehr in seiner Person und untergrub so die Grundlagen der konstitutionellen Monarchie. Die einstmals garantierten demokratischen Rechte der Bevölkerung auf freie Wahlen und Mitbestimmung wurden strikt zurückgenommen. Im Zuge der Ausübung einer anti-liberalen, anti-parlamentarischen, anti-marxistischen, kurz anti-oppositionellen Politik, wurden u. a. die auf demokratischem Pluralismus basierende Meinungs- und Pressefreiheit abgeschafft; eine Wahlrechtsänderung qua Gesetz beschlossen, die die Macht der faschistischen Partei sichern sollte und die sozialistisch geprägten Gewerkschaften zerschlagen.⁽¹⁰⁾ So erlangte Mussolini durch den Terror seiner Schlägertrupps sowie nach anderen diktatorischen Maßnahmen den patriarchalen Status des obersten Gesetzgebers, obersten Richters und obersten Militärchefs; als Anführer der faschistischen Bewegung nahm er neben dem amtierenden König auf dem Thron der Macht Platz. Die Errichtung einer auf hierarchischer Unterdrückung und unbedingtem Gehorsam basierenden Diktatur war ein entscheidendes Merkmal des italienischen Faschismus. Angelehnt an die römische Kaiserzeit machte sich der „Duce“ zeremonielle Gesten und Symboliken der altrömischen Liktoren zu Eigen, z. B. die rituelle Begrüßung durch Heben des rechten Armes sowie das Mitführen eines Rutenbündels mit herausragendem Beil, das als Zeichen für die uneingeschränkte Herrscher- und Amtsgewalt stand. Daher rührt auch die Namensgebung des Faschismus.⁽¹¹⁾ Mit dem Kolonialkrieg gegen Äthiopien, Eritrea und Libyen knüpfte Mussolini zugleich an die imperialistischen Bestrebungen des Römischen Reiches an, Italien über alle Grenzen hinweg auszudehnen und die unterworfenen Bevölkerungen auszubeuten. Er trat als internationale Bewegung auf, was sich vor allem an der breiten Unterstützung Francos durch die europäischen Faschisten im Spanischen Bürgerkrieg zeigte, insbesondere aus Italien und Deutschland.⁽¹²⁾

Krisenlösung – Nationalsozialistische Volksgemeinschaft – Antisemitischer Vernichtungswahn

Die Faschisten und Nationalsozialisten stellen den staatlichen und wirtschaftlichen Krisen ein sagenumwobenes Ideal von Gemeinschaft entgegen. Durch den Versuch die vorhandenen gesellschaftlichen Widersprüche, die in der kapitalistischen Produktionsweise sowie in den Rechtsverhältnissen angelegt sind, still zu stellen, und damit die Krise anti-kapitalistisch zu lösen, wollen sie einen reibungsfreien und harmonischen Zusammenhalt erschaffen. Doch im Versuch, die Krise tatsächlich zu lösen, müssen sie notwendig scheitern, da die in sich widersprüchliche Gemeinschaft immer wieder nach Vernichtung verlangt, um weiter bestehen zu können. Auch wenn sich Faschismus und Nationalsozialismus in vielen Punkten ähnlich sind – Führerprinzip, Gemeinschaft statt Individualität, expansiver Militarismus, Weltmachtstreben etc. – so gibt es doch erhebliche Differenzen.
So unterschied sich der Nationalsozialismus vom Faschismus zum einen hinsichtlich der breiten Unterstützung Hitlers durch die deutsche Bevölkerung. Im Gegensatz zur machtpolitischen Gespaltenheit Mussolinis war der Wille Hitlers bestimmend, der durch ein volksgemeinschaftliches Kollektiv begierig vollstreckt wurde. Des Weiteren sollten die Klassengegensätze im NS zugunsten der mystischen Vorstellung vom „deutschen Blut“ und „Deutsch-Sein“ aufgehoben und so die sozialen Unterschiede eingeebnet werden. Basierend auf der rassistischen Annahme einer Vorherrschaft der arischen Rasse über die Menschheit hatte die Errichtung einer völkischen Weltgemeinschaft oberste Priorität, die auf dem Prinzip der Ordnung unter den Völkern basierte.⁽¹³⁾ Damit war die „nationale Revolution“ Hitlers zugleich eine internationale Revolution. Die unter einer biologischen Kategorie zusammengefassten Bevölkerungsgruppen („Rassen“, „Völker“) hatten sich der nationalsozialistischen Ideologie zu unterwerfen und ihren Platz in der sozialdarwinistischen Hierarchie unter den Blonden und Blauäugigen, die untereinander identisch sein wollten, einzunehmen. Dies galt aber nicht für alle von den Nazis kategorisierten und klassifizierten Bevölkerungsgruppen, vor allem nicht für die „Kultur zersetzenden Rassen“. Nationalsozialismus bedeutet Krieg, nicht nur gegen die „äußeren Feinde“, sondern auch gegen den eigenen Körper und gegen die eigene Psyche. Mit der repressiven Unterdrückung der Sexualität gingen im Nationalsozialismus der vernichtungswütige Hass auf Homosexualität, (vermeintliche) Krankheiten oder so genanntes „asoziale Verhalten“ etc. einher. Verschiedenheit von der Gemeinschaft wurde nicht geduldet.
Vor allem aber war mit dem gleichwohl rassistisch auftretenden eliminatorischen Antisemitismus – ein entscheidender Unterschied zum italienischen Faschismus⁽¹⁴⁾ – die vollständige Ermordung der Juden weltweit beabsichtigt. Jener kann im Allgemeinen nicht dem Rassismus untergeordnet werden.⁽¹⁵⁾
Der Zusammenhalt der deutschen Nazis nährte sich vor allem aus dem gemeinsamen Hass auf die so genannte „Anti-Rasse“, das „Anti-Volk“, das „jüdische Prinzip“ schlechthin, dass in den Juden verortet wurde.⁽¹⁶⁾ Ihnen wurde eine internationale, auf Weltherrschaft ausgerichtete Verschwörung unterstellt. So wurden Juden u. a. als die Ursache für das Aufkommen von Kapitalismus, Industrialisierung und Krisen gesehen. Diese antisemitische Vorstellung ging einher mit der zwanghaften Suche nach den Schuldigen, die es im Kapitalismus aber objektiv nicht geben kann.⁽¹⁷⁾ All dies entspricht einem manichäischen Weltbild, das selbst von vornherein auf Weltherrschaft aus ist: Dem Denken der Nazis folgend, befand sich das Gute (also sie selbst) im existenziellen Weltkrieg mit dem Bösen. So werden die Juden „vom absolut Bösen als das absolut Böse gebrandmarkt.“⁽¹⁸⁾ In den propagandistischen Massenveranstaltungen, der Hakenkreuzsymbolik⁽¹⁹⁾, der völkischen Kultur⁽²⁰⁾, den Heilsparolen usw. drückten die Nazis ihren sehnsüchtigen Wunsch nach Erlösung von der halluzinierten Bedrohung aus. Indem sie die Juden verfolgten, zusammenpferchten und umbrachten, zollten die nationalsozialistischen Massenindividuen der schicksalhaften Volksgemeinschaft Tribut, die sich dadurch ihren ewigen Fortbestand versprachen. Mit Barbaren vergleichbar beschworen die Nazis, indem sie die Juden mit gelben Davidsternen brandmarkten, ihre Ermordung herauf – und schritten zur Tat.⁽²¹⁾

Der beständige Kampf um Weltherrschaft

Viele der in den vorherigen Absätzen beschriebenen Elemente von Faschismus und Nationalsozialismus, und es gibt derer noch viele andere, die im Artikel aufgrund des altbekannten Platzmangels nicht zur Sprache kommen konnten, finden sich ebenso beim Islamismus.⁽²²⁾ Aktuell demaskiert die politische Krise im Iran die klerikal-faschistische Mullahdiktatur und zeigt die dort herrschenden menschenwidrigen Zustände, die nur durch Terror aufrechterhalten werden können. Die nukleare Gefahr, die vom Iran nicht nur gegen Israel ausgeht, dem Staat der Überlebenden der Shoa, sondern gegen die gesamte westliche Welt, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Faschismus, Nationalsozialismus und Islamismus sind nicht nur eine Kampfansage gegen die demokratischen Verhältnisse weltweit. Sie sind vor allem eine gegen die objektive Möglichkeit universeller Emanzipation von Leid und Unfreiheit. Durch sie soll die Hölle auf Erden errichtet werden. Um aber eine Gesellschaftskritik weiter aufrechterhalten zu können, die die utopische Möglichkeit eines Paradieses auf Erden nicht aufgibt, darf hinter die grundlegendsten antifaschistischen und antinazistischen Grundsätze nicht zurückgefallen werden, die es auf Höhe der Zeit kritisch zu reflektieren gilt.

Chris

Anmerkungen

⁽¹⁾ Um genau diesem Anspruch gerecht zu werden, gibt es im Islandplenum z. B. Debatten um die Einladung von bspw. Oi!-Bands, wie Stomper 98 oder aktuell Franky Flames. Die Anerkennung einer so genannten unpolitischen Grauzone durch das Conne Island kann ohne das stete Ausloten ihrer Grenzen nicht funktionieren. (Dies gilt im Übrigen auch für andere Musiksparten.)

⁽²⁾ Adorno, Theodor W.: Eingriffe. Neun kritische Modelle. Darin: Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit, o. O. 2003

⁽³⁾ Adorno, Theodor W./Horkheimer: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt am Main 2003

⁽⁴⁾ Ein hörenswerter Vortrag hierzu von Uli Krug findet sich im Netz „Links trifft recht. Zur Entstehung der faschistischen Ideologie.“ http://nokrauts.antifa.net/audio.php

⁽⁵⁾ Siehe hierzu Wilhelm Reich: Die Massenpsychologie des Faschismus. 6. Aufl., KiWi 2003. (Der Versuch einer Rezension findet sich unter: www.conne-island.de/nf/123/10.html)

⁽⁶⁾ Zitiert nach D. Diner: Das Jahrhundert verstehen. Eine universalhistorische Deutung. 2. Auflage, Frankfurt am Main, 2001, S. 27

⁽⁷⁾ So waren faschistische Strömungen ihrem Charakter nach nicht minder revolutionär als die bolschewistischen. In dieser Zeit kam es auch zu internationalen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen so genannten Roten und Weißen.

⁽⁸⁾ In seinem Buch legt Dan Diner dar, dass es von Hitlers antisemitischen Kampfschriften bis zur Shoa ein langer Weg gewesen sei, der eher einem historischen Zufall als einer Notwendigkeit entspräche (2001, S. 135-195). Der Nationalsozialismus als „Zivilisationsbruch“ kommt in diesem Buch einer Zäsur des Weltbürgerkrieges gleich, der zwischen den USA und der SU von 1917 an bis zum Ende des Kalten Krieges 1989 ausgetragen wurde, so die These des Historikers Diner.

⁽⁹⁾ „‚Die Fahne hoch…!‘ – Die faschistische 'Internationale' von Buenos Aires bis Shanghai“ (www.conne-island.de/nf/166/19.html)

⁽¹⁰⁾ Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Mussolini seine faschistische Laufbahn als glühender Sozialist begann. So war er einige Zeit vorher Mitglied der Sozialistischen Partei und Chefredakteur der sozialistischen Zeitung Avanti! (siehe hierzu noch einmal FN 4). Kaum verwunderlich ist es daher, dass sich in der DDR, der ostdeutschen Zone des postnationalsozialistischen Deutschlands, die Rede vom Nationalsozialismus verbot, weil die gemeinsamen ideologischen Bezüge von Sozialismus und Nationalsozialismus nicht sein durften. So etablierte sich ein staatstragender sozialistischer Anti-Faschismus (und eben kein Anti-Nationalsozialismus) durch Verdrängung des für den Nationalsozialismus charakteristischen antisemitischen Ressentiments.

⁽¹¹⁾ Rutenbündel heißt lateinisch fasces oder italienisch fasci. Des Weiteren leitet es sich ab von den fasci italiani di combattimento (oder squadre d’azione), den von Mussolini 1919 gegründeten faschistischen Kampfbünden und vom italien. Wort fascimo für Faschismus.

⁽¹²⁾ Vgl. D. Diner, 2001, S. 69-77

⁽¹³⁾ Vgl. Scheit, G.: Suicide Attack. Zur Kritik der politischen Gewalt. ca ira 2004, u. a. S. 231-236

⁽¹⁴⁾ Goldhagen, 2000, S. 456f. u. S. 670f.

⁽¹⁵⁾ Siehe dazu u. a. Joachim Bruhn „Unmensch und Übermensch – Über das Verhältnis von Rassismus und Antisemitismus“ www.isf-freiburg.org/verlag/leseproben/pdf/bruhn-deutsch_lp.pdf und der einführende Text „Rassismus und Antisemitismus“ auf Tomorrow.de.ms (Ausgabe #02 Herbst 2004). Diese Differenzierung muss auch beim Antiziganismus getroffen werden, wie Roswitha Scholz richtig feststellt http://interventionen.conne-island.de/03.html.

⁽¹⁶⁾ An der entscheidenden Frage, warum die Antisemiten gerade die Juden ausgewählt haben, zeigt Henryk M. Broder auf, dass es dem antisemitischen Prinzip zufolge, auch jeden anderen hätte treffen können. Broder, H. M.: Der Ewige Antisemit. Über Sinn und Funktion eines beständigen Gefühls. S. 61 u. S. 243ff.

⁽¹⁷⁾ Moishe Postone legte mit seinem Text „Nationalsozialismus und Antisemitismus. Ein theoretischer Versuch“ die Grundlagen für eine materialistische Kritik an diesen beiden Ideologien. http://interventionen.conne-island.de/05.html.

⁽¹⁸⁾ Max Horkheimer/Theodor. W. Adorno, 2003, S. 177

⁽¹⁹⁾ In seinem Buch zitiert Wilhelm Reich den Begründer des Nationalsozialismus: „Als nationale Sozialisten sehen wir in unserer Flagge unser Programm. Im Rot sehen wir den sozialen Gedanken unserer Bewegung, im Weiß den nationalistischen, im Hakenkreuz die Mission des Kampfes für den Sieg des arischen Menschen und zugleich auch mit ihm den Sieg des Gedankens der schaffenden Arbeit, die selbst ewig antisemitisch war und ewig antisemitisch sein wird.“ (Hitler, Mein Kampf, zit. nach W. Reich: 2003, S. 104) Und zur psychoanalytischen Deutung der Hakenkreuzsymbolik: „Es ist also anzunehmen, daß dieses Symbol [an anderer Stelle schreibt er Sexualsymbol – Anmerk. Chris], das zwei ineinandergeschlungene Gestalten darstellt, auf tiefe Schichten des Organismus einen großen Reiz ausübt, der um so stärker ausfallen muß, je unbefriedigter, sexuell sehnsüchtiger der Betreffende ist.“ (S. 106) Spekulativ könnte man ergänzen, dass der Einzelne durch den Hitlergruß seine Individualität phallisch von sich streckt und seine eigenen Bedürfnisse aufgibt; das Gegenüber soll unterworfen, die Gemeinschaft – mit der man sich dadurch gleich macht – soll überhöht werden etc.

⁽²⁰⁾ Siehe den Artikel von Hannes Gießler „Kulturindustrie und völkische Kultur“ http://15jahre.conne-island.de/broschuere/11.html

⁽²¹⁾ Wesentlich für den Nationalsozialismus ist, und das legt Daniel Jonah Goldhagen in seinem Buch „Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust “ dar, wie die deutschen Nazis bei der Erfüllung ihrer Aufgaben – vor allem in Osteuropa durch den Einsatz von Polizeibataillonen – mit gnadenloser Perfektion vorgingen und es bewusst genossen, auf Menschen Jagd zu machen, um sie zu ermorden (Vgl. S. 219-331). Dies galt auch für die beiden anderen großen Mordinstitutionen der Shoa, den Vernichtungslagern und Todesmärschen.

⁽²²⁾ Siehe u. a. Gerhard Scheit „Suicide Attack. Zur Kritik der politischen Gewalt“, Freiburg 2004; vgl. auch Küntzel, Matthias: Djihad und Judenhass. Über den neuen antijüdischen Krieg. Ca ira, Freiburg 2002, dort S. 39.