(Mit großem After-the-summertime-Gewinnspiel)
Gunnar Hamster geht zum letzten Mal in die Binsen
ND-Titel im Juli 2008
Man glaubt es kaum, aber es stand schließlich im ND.
Der Klimawandel ist heute in aller Munde.
Der Klimawandel ist ein Klimawandel ist ein Klimawandel, also gar keiner, ist heute und vielleicht morgen in aller Munde. In aller Munde? Nein, in
einem, nämlich dem meinen, findet derlei nicht statt. Gerne gewähre
ich dem vor seinem Blatte fliehenden ND-Abonnenten in der kargen
Behausung Asyl, selbstverständlich gern helfe ich dem Redakteur bei der
Rückkehr in die Menschlichkeit, aber auch sein Klimawandel
müsste draußen bleiben.
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Was musste passiert sein, dass der Chefredakteur sich ausdrücklich
bei den Leserinnen und Lesern des ND für diesen gravierenden Fehler
entschuldigen
zu müssen meinte?
Einen Irrtum wollen wir das nicht nennen; es ist ein schwerwiegender
redaktioneller Fehler, etwas öffentlich zu verbreiten zudem
unautorisiert innerhalb des Artikels eines anderen Autors , was nicht
zuvor überprüft wurde und schlicht falsch ist.
Hat der Jürgen Reents an diesem Tag zum ersten Mal seine Zeitung in die
Hand genommen?
Wir kommen um eine Konsequenz nicht herum: Der Vorfall wird Anlass sein, die
Sorgfalt unserer journalistischen Arbeit strengeren Maßstäben zu
unterwerfen.
Hatte Reents vielleicht zum ersten Mal gelesen, was einem so Tag für Tag
aus dem Blatte entgegenlügt. Etwa jene Angela Kettelhack im Kulturteil.
Der Film heißt Auge in Auge und fatalerweise bleibt im
Gedächtnis der Titel Aug um Auge (Zahn um Zahn) haften. Dabei geht
es sehr genau nicht um alttestamentarische Rachegelüste, sondern um eine
Verständigung und Verbrüderung mit Hilfe einer Sprache, die
auf der ganzen Welt verstanden wird.
Die Sprache, die Frau Kettelhack in Anführungsstriche setzt, da
sie keine "im eigentliche Sinne" ist, dafür aber auf der ganzen Welt
verstanden wird, ist der Hass auf Juden. Für Brezel-Möpse:
Antisemitismus.
Sollte Reents dieser Dreck noch aus seiner eigenen Vergangenheit als
grüner Bundestagsabgeordneter bekannt sein oder ihm die Scham über
das Treiben der Schreibpest eine gewisse Röte ins Gesicht getrieben haben?
Nein, denn was im Politikteil das Tagesgeschäft, so der Herren Ling,
Etzel, Wehner, war und ist, dies geschieht mit noch klaren Worten. Die
Ausschweifungen des Hans-Dieter Schütt, darf man der veröffentlichten
ND-Leserbrief-Meinung trauen, finden dort auf eine große
Gesinnungslumpengemeinschaft. Etwa wenn Schütt an den Schauspieler Fred
Düren, der nach dem Abgang des Sozialismus sich dem orthodoxen Rabbinat
zuwandte, sich erinnernt, meint,
der Shylock bei Thomas Langhoff. Eine Inszenierung, so wird Düren an
diesem Morgen zitiert, deren Produktivität er inzwischen anzweifelt. Klar:
Sie stellte die Klassen- vor die Rassenfrage. Fred Düren aber lebt seit
Jahren gläubig in Israel. Handlungen, Wandlungen.
Dieser Dreck, der zur Substanz des Blattes gehört, kann den Chef der
Redakteure auch nicht dazu gebracht haben, denn dann müsste er sich
täglich so äußern wie er es getan hat, was aber keinen Sinn
hätte. Es könnten auch andauernde Leserbriefäußerungen wie diese sein:
In meiner Jugendzeit, Ende der 40er Jahre, stand an einer
Grundstücksmauer in Badeborn in großen Buchstaben
Antisemitismus ist Kriegshetze. Heute ist man geneigt zu sagen,
pro Israel ist gleichzeitig eine latente Gefahr für einen neune
Krieg.
Richtig. Auch das war es nicht, wofür Jürgen Reents meint, sich
entschuldigen zu können statt um Entschuldigung zu bitten.
Die Chefredaktion möchte sich ausdrücklich bei Bodo Hombach und
den Leserinnen und Lesern des ND
usw. Der Kriecherei ging eine falsche Aussage über
Schröders Rüpel Bodo Hombach,
der aber im August 1999 wegen Meineids zu sieben Monaten Haft auf
Bewährung verurteilt wurde,
voraus. So sehr der Schrift gewordene Wunsch menschlich verständlich ist,
so bleibt doch die Ablassbettelei im Hinblick auf das Menschliche unbegreiflich.
Die von Reents angesprochene
Sorgfalt unserer journalistischen Arbeit strengeren Maßstäben zu
unterwerfen,
konnte bereits am nächsten Tag überprüft werden. In der
Ankündigung für den Seite Drei-Artikel Lernen aus der
Geschichte stand:
Sie plädiert für eine humanistische Bidung ohne
Leitkultur.
Eine Bidung wäre noch schöner ohne Leid- und Lightkultur. Das
wäre dann die höchste Stufe an Sorgfalt unserer journalistischen
Arbeit, welche strengeren Maßstäben unterworfen wurde. Denn, wie
Jürgen Reents schreibt,
das sind wir den Leserinnen und Lesern unserer Zeitung wie unserem eigenen
Anspruch nun schuldig.
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Um Politikverdrossen, fundamental depressiv zu werden und sich von der Welt mit
lautem Weinen abzuwenden, braucht es viel, aber in konzentrierter Form
genügen auch die Überschriften der sozialistischen
Tageszeitung in der ersten Juliwoche.
Die Hoffnung stirbt im Mittelmeer
Schleuser in den Tod
Langzeitarbeitslose in der Krise
Das Ende von Blut und Boden Nazis vor dem Super-GAU?
Armageddon in Nahost?
Umsturzszenario für nächste Woche? Politik des
Rohrstocks
Die Weltwirtschaft steht auf der Kippe
Keine Zukunft
Wo soviel Vergehen, Tod, Armageddon, keine Zukunft, Super-GAU usw., usf., da
bleibt nur noch das Gebet, der Seufzer gen Himmel: Nimm hin, oh Herr, deine
Schöpfung und alles, was darauf kreucht und fleucht. Einen Wunsch nur hat
dein unfolgsamer Knecht, lass es nur schnell zu Ende gehen.
Und siehe, es war gut so. Kein kreischender Chefredakteurs-Kommentar, keine
Hetze in Form des Meinungsvorwands durch den Auslands-Redakteur mehr. Nur noch
Stille, die Welt der gedruckten Falschheit war endlich untergegangen.
Schade nur, dass wir das dann nicht mehr erleben werden.
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Zum After-the summertime-Gewinnspiel.
Was dazu gebraucht wird: Das Neue Deutschland, welches für vierzehn
Tage kostenlos abonniert werden kann. Anschließend einfach mal
reinschauen und die abgespacesten Überschriften, die wabberndsten
Gleichnisse und großfressigsten Großfressigkeiten aufnotieren.
Kleine Hilfestellung: An den ersten drei Tagen dann geht's wie von
selbst auf die Überschriften, die Kommentare und die Hans-Dieter
Schütt-Artikel (auch: hds bzw. hades) achten.
Die Kracher aufnotieren und per Elektrobrief bis 25. Oktober 2008 an das
People-Magazin senden (nur ernstgemeinte Zuschriften).
Und das gibt's zu gewinnen: Platz 2 bis 5 irgendwelche Bücher und CDs.
Für die Siegerin oder den Sieger wird durch den Unterzeichner ein
opulentes Abendessen (mittleres Preissegment) nebst Getränken und
tiefschürfendem Gespräch in der Landeswelthauptkulturerbestadt zur
Verfügung gestellt ohne Fahrtkosten und Übernachtung
Gunnar Hamster-Schubert
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